Nachdem ein User sich für diesen Fall interessiert hat, hier ein paar zusätzliche Informationen, die etwas über den Kenntnisstand des HH- Abendblatt hinausgehen.
Am 17.Juli 1985 verschwindet die neunjährige Sabine. Ihr Vater, ein Stuttgarter Polizeibeamter, schickt sie an diesem Abend um 18.30 Uhr von der elterlichen Wohnung an der Schwabstraße im Westen zum Zigarettenholen zu einem nur 50 Meter entfernten Automaten an der Rosenbergstraße. Als das Mädchen von der Besorgung, für die sie normalerweise lediglich zehn Minuten braucht, nach einer Stunde noch nicht nach Hause zurückgekehrt ist, sucht die besorgte Familie nach ihrer Tochter, ohne Erfolg. Um 20.45 Uhr informieren die Eltern dann die Polizei. Krankenhäuser werden überprüft, Anwohner befragt, Taucher suchen den nahe gelegenen Feuersee ab. Dass Sabine aus eigenem Entschluss von zu Hause weggelaufen sein könnte, schließt die Polizei sofort aus und geht von Anfang an von einem Verbrechen aus.
Die schlimmsten Befürchtungen der Familie von Sabine werden am 29.Dezember 1986 wahr. Ein Jäger findet kurz nach Weihnachten das Skelett eines Kindes am Rand eines Waldstücks bei Pommersfelden im Kreis Bamberg. Erst nach mehreren Gutachten, umfangreichen Ermittlungen, Untersuchungen durch die Rechtsmedizin an mehreren Universitäten in ganz Deutschland und bundesweiten Vergleichen mit anderen Fällen steht im Juli 1988 fest, dass die sterblichen Überreste von Sabine in diesem Waldstück an der B 505 zwischen Pommersfelden und Höchststadt kurz vor Ausfahrt Bamberg , gut 200 km von Stuttgart entfernt, abgelegen wurden.
Dann passieren in Süddeutschland weitere Sexualverbrechen an, die später einer Person nachgewiesen werden können, der auch im Fall Sabine unter Tatverdacht gerät. Am 8. November 1988 in Göppingen (Baden-Württemberg) spricht der Täter auf der Straße ein neun Jahre altes Mädchen an, zerrt es am Genick in einen brauen VW- Bus und missbraucht es auf unglaublich brutale Weise. Die Polizei überprüft anschießend 200 VW-Bus- Besitzer- ohne Ergebnis.
Am 2.12.1988 fahndet Zimmermann in der Sendung nach dem Mörder von Sabine, der sich in Stuttgart kleinen Mädchen gegenüber als Dr. Braun ausgibt, einem in der Gegend ansässiger Kinderarzt. Der Täter hatte vor der Entführung von Sabine versucht, ein anderes Mädchen in seine Gewalt zu bringen. Die Polizei erfährt von diesem Vorfall ein Tag nach dem Verschwinden von Sabine. Mit der Hilfe des Mädchens, die den Täter sehr gut beschreiben kann, gelingt es der Polizei, ein Phantombild anzufertigen. Im Mittelpunkt der Fahndung steht das Phantombild des Täters alias Dr. Braun und dessen VW-Bus, der am Tag des Verschwindens von Sabine um 19.16 an einer Bushaltestelle im 15 km entfernten Leonberg gesehen wird. Eine Zeugin will auf der Rückbank des Wagens mit Pforzheimer Kennzeichen die Leiche eines kleinen Mädchens gesehen haben.
Nach der Sendung gehen insgesamt 75 Hinweise ein, zwei stufen die Beamten des LPD Stuttgart II als „interessant“ ein. Auch meldet sich unmittelbar nach der Sendung ein Mitarbeiter einer Werkstatt in der Nähe aus Pforzheim, der den fraglichen VW- Bus kurz vor dem Verschwinden des 9-jährigen Mädchens zur Reparatur hatte und die Rückbank ausgebaut hat. Bei den weiteren Ermittlungen kann der Fahrer des Busses ausfindig gemacht werden. Es stellt sich heraus, dass der Mitarbeiter sich bei dem Datum der Reparatur geirrt hatte. Der Wagen war erst ein Jahr später in der Werkstatt, einen Zusammenhang zum Mord an Sabine konnte ausgeschlossen werden.
Am 8. April 1989 überfällt ein Mann in der kleinen Stadt Mainburg in Niederbayern ein siebenjähriges Mädchen. Er hält an, lockt sie mit dem Versprechen „Ich habe Schokolade für dich" in seinen Kleinbus und vergewaltigt sie auf einem Waldweg. Die Siebenjährige merkt sich jedoch das Aussehen des Täters und prägt sich sogar Teile des Nummernschildes ein. Es ist ein amerikanisches Nummerschild der US- Armee.
Schnell ist der Täter der Verbrechen von Göppingen und Mainburg identifiziert. Es ist der 43jährige Robert S. aus München, verheiratet, Vater mehrerer Kinder. Am 18. April 1989 wird Robert S. in der Münchner McGraw-Kaserne festgenommen. Robert S. arbeitet als Kurierfahrer für die US- Armee. Von Montag bis Freitag war er mit seinem braunen VW-Bus unterwegs. Auf diesen Reisen suchte er sich seine Opfer aus, meistens Mädchen im Alter zwischen sieben und zehn Jahren. S. gesteht sechs Sexualverbrechen in Süddeutschland, den Mord an Sabine jedoch nicht. Trotzdem interessieren sich die Beamten des LPD Stuttgart II für den 43 jährigen.
Der Festgenommene weist große Ähnlichkeit mit dem Phantombild im Fall Sabine auf, zudem soll auch dieser Täter in Stuttgart und Umgebung mit einem VW- Bus unterwegs gewesen sein. Die Leiche des Mädchens wurde zudem 200 km von Stuttgart entfernt verscharrt - bei Bamberg, einem Standort der US-Armee. 4 Jahre nach der Tat wird der Bully von S. kriminaltechnisch genau untersucht. Es konnten zwar Spuren gesichert werden, ein Hinweis darauf, dass sich Sabine jedoch in diesem VW-Bus aufgehalten hat, konnte nach den damaligen Methoden der Kriminaltechnik und nach so langer Zeit nicht nachgewiesen werden. Eine weitere spätere Untersuchung mit verbesserten Methoden war nicht möglich, die Proben wurden unsachgemäß aufbewahrt und waren nicht mehr zu gebrauchen.
Es gab jedoch weitere Indizien, die gegen die Täterschaft von Robert S. sprechen: Die Zeugin aus Leonberg, die kurz nach der Entführung Sabine auf der Rückbank eines VW- Busses eine nachte Leiche gesehen haben will, konnte den Wagen nicht identifizieren. Nach ihrer Meinung war der Wagen im Juli 1985 hellgrau gewesen- der Verdächtige fuhr zu diesem Zeitpunkt einen brauen VW-Bully.
Der Wagen, der in Leonberg gesehen wurde, soll ein Pforzheimer Kennzeichen geführt haben, der Wagen von S. war über die US- Armee gemeldet und hatte ein amerikanisches Militärkennzeichen. Kein KFZ- oder Kennzeichen- Diebstahl mit Pforzheimer Anmeldung konnte mit diesem Mordfall in Verbindung gebracht werden. Laut Fahrtenbuch soll sich S. zudem während der Tatzeit über 200km weit entfernt von Stuttgart aufgehalten haben.
Im Ergebnis konnte Robert S. der Mordfall an Sabine nicht nachgewiesen werden, er wurde in 6 Fällen des sexuellen Missbrauchs und der Entführung angeklagt und verurteilt. Über die Höhe des Urteils gibt es unterschiedliche Angaben (6,5 bis 9 Jahre), ist aber auch egal, der Fall des falschen „Dr. Braun“ ist immer noch ungelöst.
(Quelle Hamburger Abendblatt, Stuttgarter Nachrichten, Stuttgarter Zeitung)