Im Fall Pfeiffer gibt es Neuigkeiten. Hoffentlich nicht nur heiße Luft
Mordfall Pfeifer: Zeuge stochert weiter
Der Mörder des 1988 in Hechingen getöteten Michael Pfeifer ist bis heute auf freiem Fuß. Jetzt hakt ein Zeuge erneut nach - und hat einen Verdacht.
ANDREA SPATZAL | 18.05.2016
Die Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" rollte den Mordfall Pfeifer 2009 nochmal auf - und zeigte diese Bilder: Art der Tatwaffe, Helm, Geldbeutel-Logo und den Leichenfundort an der Starzel nahe der B27-Ausfahrt Hechingen-Mitte.
Es war ein grausamer Mord, der sich in der Nacht vom 4. auf den 5. November 1988 in der Hechinger Unterstadt ereignet hat. Mit 46 Messerstichen wurde der damals 26-jährige Michael Pfeifer getötet. Bis heute ist unklar, wer der Mörder ist, oder ob vielleicht sogar mehrere Täter an dem Mord beteiligt waren.
Heute, 27 Jahre nach der Tatnacht, meldete sich anonym bei der HZ ein Zeuge zu Wort, der neue Fragen aufwirft - und schwere Anschuldigungen gegen einen Verwandten des Mordopfers äußert. Bei dem Zeugen handelt es sich vermutlich um den Mann, der in Hechingen vor Jahren ein Messer, ein Stilett mit einer spitzen, mindestens 15 Zentimeter langen Klinge, gefunden, dem Fund aber zunächst keine Bedeutung beigemessen und das Messer achtlos in eine Werkzeugkiste geworfen haben soll. Dieser Fund trat erst zutage, nachdem im Dezember 2009 der Hechinger "Mord am Straßenrand" in der TV-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" nochmals aufgerollt wurde. "Ich bin mir sicher, dass das die Mordwaffe ist", behauptet der Zeuge in seinem Schreiben an die HZ.
In jener XY-Sendung wurde die Art der Tatwaffe deutlich gezeigt und beschrieben, außerdem ein roter Vollvisierhelm mit weißen Streifen und ein Geldbeutel mit der ungewöhnlichen Aufschrift "Club-Line", wie sie Michael Pfeifer in der Mordnacht bei sich getragen haben muss. Diese beiden Gegenstände sind bis heute verschwunden. Ebenso wurde das Maniküreset nie gefunden, das der Ermordete in jener Novembernacht bei einem Einbruch in ein Friseurgeschäft erbeutet haben soll. Die Ermittler gehen bislang davon aus, dass der 26-Jährige nach einer durchzechten Nacht betrunken in seinem Zuhause in der Schlossackerstraße ankam, die Wohnung aber nach einem Streit mit seiner Frau wieder verlassen und daraufhin einen Einbruch in das Friseurgeschäft im Erdgeschoss des Wohnhauses verübt hat.
Dem Zeugen lassen offenbar mehrere Fragen in dem Fall keine Ruhe: "Welcher Mörder würde denn einen Motorradhelm mitnehmen? Der würde ihn doch gleich verraten." Auch vermutet er, dass es zu dem Messer eine Scheide geben müsste. Und er hofft: "Vielleicht taucht ja auch der Geldbeutel wieder auf." Mehrfach fordert der Unbekannte die Ermittler auf: "Bitte lasst nicht locker!"
Vor allem aber äußert er einen ganz konkreten Verdacht gegen einen Verwandten des Mordopfers. "Wenn ich alle Puzzleteile zusammenfüge, kommt nur er in Frage", schreibt der Zeuge. "Zu 80 Prozent" meint er, zu wissen, wer der Täter war. "Das Täterprofil, das eure Profiler von dem Mörder erstellt haben, passt auf ihn wie die Faust aufs Auge", heißt es in dem Schreiben weiter. Die Ermittler werden aufgefordert, bei der genannten Person nochmals genau hinzusehen, und vor allem nach dessen früheren Fahrzeugen zu fahnden und diese nach Spuren zu untersuchen. "Das Opfer wurde ja zu dem Fluss gefahren, an dem es gefunden wurde", rekonstruiert der Verfasser des Schreibens die Mordnacht. Tatsächlich geht die Kripo davon aus, dass der Leichenfundort am Ufer der Starzel kurz nach der B 27-Abfahrt Hechingen-Mitte, in der Nähe des Kauflands, nicht der Tatort war.
Das Polizeipräsidium Tuttlingen hat gestern zu dem anonymen Schreiben, das ihm ebenfalls vorlag, noch keine konkrete Stellungnahme abgegeben. Wie ein Sprecher aber erklärte, ist es durchaus üblich, ungeklärte Morde immer wieder neu aufzugreifen. "Zum einen, wenn es neue Hinweise gibt, und zum anderen, wenn es neue technische Untersuchungsmethoden ermöglichen, Spuren neu zu analysieren", so der Polizeisprecher. Vor allem mit den neuen DNA-Tests ließen sich viele alte ungeklärte Fälle nochmals mit Erfolg aufrollen. Darauf hofft der anonyme Zeuge: "Auch wenn die Tat schon so lange zurückliegt: Mord verjährt nie."