In der Sendung damals wurde dieser Fall zusammen mit dem Mord an Josef Walzenbach in Freiburg/Breisgau behandelt, weil an beiden Tatorten die gleiche weibliche DNA-Spur gefunden wurde (siehe DNA-Phantom). In Wirklichkeit haben die beiden Fälle wohl nichts miteinander zu tun, so daß ich mich hier explizit um den Fall Lieselotte Schlenger kümmern will, in dem ich einige Artikel zusammenfasse, die zur Tatzeit im Mai 1993 in der Nahe-Zeitung erschienen sind. Wie der Stand der Ermittlungen heute ist, weiß ich leider nicht. Jedenfalls ist der Fall bis heute nicht geklärt.
Quelle: Artikel der Nahe-Zeitung Mai - Juni 1993
Eine grausige Entdeckung machten am Mittwoch Nachmittag Nachbarn und Verwandte von Lieselotte Schlenger in Idar-Oberstein. Sie fanden die 62jährige tot in ihrer Wohnung. Offensichtlich war sie ermordet worden.
Die Kriminalpolizei geht von Raubmord aus: „Der Zustand der Wohnung der Toten läßt darauf schließen, daß es dem Mörder um Geld oder Wertgegenstände ging. Darauf deuteten offene Schranktüren und ein zerwühltes Wohnungsinventar hin“. Lieselotte Schlenger lebte allein in ihrer Wohnung am Idar-Obersteiner Saarring in einem Fünf-Familien-Haus.
Das zuständige Polizeipräsidium Trier hat beim Kriminalkommissariat Idar-Oberstein eine Mordkommission eingerichtet. Nach ersten Untersuchungen des Opfers durch Beamte des Erkennungsdienstes stellt eine Drahtschlinge, mit der Lieselotte Schlenger erdrosselt wurde, eine wichtige Spur für die Mordkommission dar. Diese Drahtschlinge dürfte der Täter vorbereitet zum Tatort mitgebracht haben. Am einen Ende der Schlinge ist die Drahtrolle befestigt, von der der Draht für die Schlinge abgerollt wurde. Bei dem Draht handelt es sich um Blumendraht, der in einem Kupferdrahtgestell in Form einer Rolle gehalten wird.
Die Mordkommission interessiert, wo solche Drahtrollen zu erwerben sind. Weiter wären Hinweise auf das Fehlen solcher Drahtrollen hilfreich. Außerdem interessiert sich die Mordkommission für einen Mann, der am Tattag Lieselotte Schlenger als letzter lebend gesehen haben dürfte. Es handelt sich um einen etwa 30 Jahre alten Mann. Er soll laut Zeugenaussagen zirka 185 Zentimeter groß sein. Weiter wird er als kräftig, aber nicht dick beschrieben mit vollem dunklem Haar. Er trug eine schwarze Schreibkladde und einen Akten- oder Werkzeugkoffer bei sich. Er sprach Deutsch
ohne Auffälligkeiten. Dieser Mann suchte die Wohnung von Lieselotte Schlenger am Dienstag auf. Er ist für die Polizei ein wichtiger Zeuge und wird gebeten, sich mit der Mordkommission in Verbindung zu setzen.
Mit kaum vorstellbarer Brutalität handelten der oder die Täter beim Raubmord an Lieselotte Schlenger. Zu dieser Einschätzung kam die Mordkommission nach der Obduktion der Leiche. Lieselotte Schlenger wurde demnach eine Drahtschlinge um den Hals gelegt und mit so großer Gewalt zugezogen, daß
der Draht sich in den Hals der 62jährigen einbohrte, heißt es in einer Presseerklärung. Nach wie vor geht die Kriminalpolizei davon aus, daß der Täter bestimmte Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen des Opfers kannte und ihm so die Tat gelang. Die Überprüfungen der vergangenen Tagen erbrachten nach Auskunft der Kriminalpolizei bisher noch keine „heiße Spur“. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Mörders von Lieselotte Schlenger führen, hat die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach jetzt eine Belohnung von 3000 Mark ausgesetzt. Durch die große Unterstützung der Bevölkerung konnte allerdings eine Werbekolonne identifiziert werden, die insbesondere am Tag vor der Tat, nämlich am Montag, 24. Mai, in Idar-Oberstein unterwegs war. Diese Gruppe warb für Zeitschriften-Abonnements. Die Mitglieder werden nun einer routinemäßigen Überprüfung unterzogen.
Für die Mordkommission ist es interessant zu erfahren, ob über diese bekannte Werbergruppe hinaus weitere Werbegruppen, Firmenvertreter oder Behördenmitarbeiter im Bereich des Idar-Obersteiner Saarrings am Dienstag, 25. Mai unterwegs waren. Bis heute konnte nicht sicher geklärt werden, wie der Täter in die Wohnung seines Opfers gelangte und welchen Fluchtweg er nach der Tat benutzte. Für weitere Maßnahmen in den nächsten Tagen im Bereich des Saarrings bittet die Mordkommission bereits heute schon um die Unterstützung der Bevölkerung. Gestern setzte die Polizei einen Hubschrauber in dem Gebiet ein. Zum Zweck dieses Einsatzes wollte sich die Polizei nicht äußern. In der Umgebung vom Saarring könnten vom Täter Gegenstände, wie Geldbörsen oder Geld- und Schmuckkassetten weggeworfen worden sein.
Hinweise auf zwei mögliche Zeugen brachte der Polizei im sogenannten „Drahtschlingen“-Mordfall eine intensive Nachbarschaftsbefragung in der Umgebung des Tatorts.
Eine umfangreiche Geländeabsuchung mit Unterstützung der Polizei-Hundestaffel des Regierungsbezirkes Koblenz brachte jedoch gestern nach Auskunft der Polizei keine Hinweise auf die Täter. Dabei gaben mehrere Anwohner des Saarrings Hinweise auf einen jungen Mann. Dieser wartete am Tag des Raubmordes an Lieselotte Schlenger, am Dienstag, 25. Mai, in unmittelbarer Tatortnähe. Er stieg später in einen knallroten Geländewagen ein. Bei dem Geländewagen handelt es sich vermutlich um einen Zweisitzer. Der junge Mann hatte einen schwarzen Koffer bei sich. Der Mann wird als etwa 30 Jahre alt, 180 Zentimeter groß, schlank mit dunklen Haaren, beschrieben. Er trug eine dunkelrote Jacke und eine dunkle Hose. Der Fahrer des Geländewagens, in den der wartende einstieg, kann nicht näher beschrieben werden.
Die Polizei geht nicht davon aus, daß die beiden Männer mit dem Raubmord an Lieselotte Schlenger in Zusammenhang stehen. Sie könnten allerdings wichtige Beobachtungen gemacht haben und damit als Zeugen interessant sein. Beide werden von der Mordkommission daher gebeten, sich dringend mit der Polizei in Idar-Oberstein in Verbindung zu setzen. Im Zusammenhang mit den bisher fraglichen Werberkolonnen konnten zahlreiche Überprüfungen durchgeführt werden. Dennoch gibt es auch hier noch ungeklärte Fragen. Besonders hart traf das brutale Verbrechen die weit über 80 Jahre alten Eltern von Lieselotte Schlenger. Für sie ist die Tat nicht zu begreifen. Mit ihrer Tochter fehlt ihnen nun eine wichtige Person, die sie bisher gepflegt und ihnen geholfen hat.
Weitere Aufschlüsse über die Tat erwartet die Mordkommission von der Untersuchung einer Vielzahl von Spuren, die in der Opfer-Wohnung vorgefunden und gesichert wurden.