Neue Entwicklung in einem Fall aus dem Jahr 1994.
Artikel aus der Nahe-Zeitung vom 15.09.2020:
Idar-Oberstein. Nach 26 Jahren haben Ermittler der Kriminaldirektion Trier und die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach die Identität eines Mannes geklärt, dessen Leiche im März 1994 in einem Waldstück nahe des Idar-Obersteiner Stadtteils Georg-Weierbach gefunden wurde. Der damals 46-jährige gebürtige Pole Ryszard Gorczyca, der zu dieser Zeit in Idar-Oberstein wohnte, sich aber zeitweise auch in Polen aufhielt, ist offenbar einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen. Die Kripo will jetzt die Hintergründe der Tat aufklären.
Am 3. März 1994 hatten drei Waldarbeiter den Toten in einem Waldstück , wenige hundert Meter von der Ortslage Georg-Weierbach entfernt, gefunden. Der Leichnam war in einem Bundeswehrschlafsack und blauen Müllsäcken verpackt. Im Rahmen der rechtsmedizinischen Untersuchung wurden bei dem Opfer Verletzungen festgestellt, die eindeutig auf ein Gewaltverbrechen schließen ließen. Der Todeszeitpunkt dürfte zwischen Oktober 1993 und März 1994 gelegen haben. Trotz der umfangreichen Ermittlungen konnte die Identität des toten Mannes damals nicht geklärt werden. Dies ist nun mit 26-jähriger Verzögerung gelungen. Die damals genommenen Fingerabdrücke wurden mit der heute besseren Technik mit einer polnischen Datenbank abgeglichen - das brachte den Treffer. Nach dem neuesten Ermittlungsstand handelt es sich dei dem Toten um den damals 46-jährigen Ryszard Gorczyca. Der Verstorbene lebte bis 1989 in Danzig und siedelte anschließend mit seiner Familie in den Raum Idar-Oberstein über. Zu dieser Zeit kamen tausende aus Polen stammende Aussiedler nach Deutschland. Viele von ihnen ließen sich im Hunsrück nieder. Ryszard Gorczyca war etwa 1,68 Meter groß, 50 bis 55 Kilogramm schwer, hatte dunkelblonde Haare und trug zeitweise einen Bart. Er trug vier auffällige, vermutlich in Handarbeit gestochene Tätowierungen: auf der Brust ein Kreuz mit stilisierten Strahlen, am linken Unterarm war außen ein mit einem Dolch durchstochenes Teufelsgesicht, innen ein von einer Schlange umwundenes Schwert. Darunter stand das Wort "Love". Am linken Oberarm war ein einfach gestochener Frauenkopf erkennbar, in dem ebenfalls ein Messer steckte. Bekleidet war Gorczyca mit einer dunklen Cordhose, beigen Kniestrümpfen und einem langärmeligen, hellen Hemd. Dazu trug er schwarze Schuhe. Bei der Leiche fanden die Ermittler zudem eine grüne, ärmellose Weste.
In der Nähe des Auffindeortes wurden zudem zwei Spaten, die vermutlich zum Vergraben der Leiche benutzt worden waren, gefunden. Einer war sehr auffällig: Er hatte ein rotes Spatenblatt. An dem Stiel aus Metall waren weiße und silberne Farbreste vorhanden. An diesem Spaten war ein schwarzer Kunststoffgriff angebracht, in den der Markenname "Lasher" eingeprägt war. Der zweite Spaten hatte einen üblichen Holzgriff. Das Spatenblatt war ursprünglich mit sieben Nietenbefestigt, von denen zwei fehlten. Nach ihren bisherigen Ermittlungen geht die Kripo davon aus, dass Ryszard Gorczyca nicht am Fundort des Leichnams getötet wurde. Vermutlich wurde die Leiche mit einem Fahrzeug in den Wald bei Georg-Weierbach gebracht. Die Ermittler gehen davon aus, dass mindestens zwei Personen den Leichnam dorthin gebracht und vergraben haben. Weiterhin gehen die Beamten davon aus, dass sich Gorcczyca in den letzten zwei Jahren vor seinem Tod in Idar-Oberstein und Polen aufgehalten hat.
Bei der Aufklärung des Verbrechens bittet die Kriminaldirektion Trier die Bevölkerung um Mithilfe und fragt:
- Wer kann Angaben zum Opfer Ryszard Gorczyca machen?
- Wer kann Angaben zu weiteren Personen machen, mit denen der Getötete in Kontakt gestanden haben könnte?
- Wer kann Angaben zum letzten Aufenthaltsort oder zu grundsätzlichen Aufenthaltsorten oder Lebensgewohnheiten des Verstorbenen machen?
- Wer kann Hinweise zu den beschriebenen Spaten geben oder vermisst einen solchen?
- Wer kann Hinweise zu der ärmellosen Weste geben?
Hinweise erbittet die Kriminaldirektion Trier unter Tel. 0651/9779-2480 oder per E-Mail an kdtrier.hinweisaufnahme@polizei.rlp.de
Für Personen, die sich vertraulich an die Ermittler wenden wollen, wird unter der Nummer 0152/288 549 68 ein "Vertrauenstelefon" eingerichtet, an dem Hinweise ohne Angaben der Identität gegeben werden können. Für Hinweise, die zur Aufklärung der Tat sowie zur Täterermittlung führen, ist eine Belohnung in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt.