#1

frühe Neigungen

in Filmfälle 02.06.2008 10:38
von uschi • 132 Beiträge
Zwei wie ich finde besonders schöne Beispiele dafür wie in den Anfangsjahren versucht wurde das Thema "Neigungen" ja nicht offen auszusprechen :-)

- FF2 6/3/70 "Mordschütze"

das verheiratete Mordopfer (um die 50) hat einen grossen Bekanntenkreis und übernachtet öfters auch aussserhalb..es konnte nicht festgestellt werden wo er übernachtet hat - aha - am Ende der Sendung fragt dann der Studio-Kommissar ob in dem Zusammenhang jemand die Identität eines "unbekleideten (sehr) jungen Mannes" kenne, dessen Bild in der Wohnung der ermordeten Eheleute gefunden wurde...

- FF1 17/11/72 "Mord an Brasilien Rückkehrer"

der erfolgreiche Geschäftsmann übersiedelt zurück nach Deutschland (frühe Version von "Die Rückwanderer" auf VOX). Im Flughafen Restaurant beobachtet ein arbeitsloser Schauspieler wie sich der Mann mit Unbekannten zu einem Geschäftsessen trifft.
Wenig später kommt der Geschäftsmann wieder zurück und setzt sich an den Tisch des ihm zuvor unbekannten Schauspielers - die beiden Männer "befreunden sich" und fahren dann gemeinsam nach Mainz wo sie in einem Hotel in der Stadt übernachten...

einfach nur köstlich

lg
uschi
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#2

Re: frühe Neigungen

in Filmfälle 02.06.2008 14:44
von Heimo • 1.534 Beiträge
Mich würde interessieren, wie gesichert die Erkenntnis ist, dass der Brasilien-Rückkehrers wirklich bi ist. Da ich diese Fälle ja immer etwas bearbeite und dann ja reviewen möchte, bereitet mir dieser Punkt der Geschichte Probleme. Ist das jetzt nur eine Interpretation unsererseits ?

Wer weiß zu dem Fall mehr?
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#3

Re[2]: frühe Neigungen

in Filmfälle 02.06.2008 22:29
von uschi • 132 Beiträge
Heimo>Mich würde interessieren, wie gesichert die Erkenntnis ist, dass der Brasilien-Rückkehrers wirklich bi ist. Da ich diese Fälle ja immer etwas bearbeite und dann ja reviewen möchte, bereitet mir dieser Punkt der Geschichte Probleme. Ist das jetzt nur eine Interpretation unsererseits ?

Hallo Heimo,

es ist natürlich eine Interpretation meinerseits - aber nach erneuter Ansicht des FF ist die Indizienlage meiner Meinung nach erdrückend:

Auszüge Sprechertext (nicht wortwörtlich aber so ähnlich): "

Der Schauspieler XY ist zur Zeit ohne Engagement und vertreibt sich die Zeit am Flughafen.....
...(der Mann aus Brasilien) kommt zurück in das Restaurant und setzt sich an den Tisch des Schauspielers.....
...am nächsten Tag sind die Männer immer noch zusammen...sie haben sich schnell angefreundet, sind dann nach Mainz gefahren, dort haben sie in einem Hotel übernachtet......er verabredet sich für denselben Abend nochmal mit seinem neuen Freund in Mainz, gleichzeitig hilft er ihm grosszügig mit 800DM aus...."

Ausserdem haben der Schauspieler und der Geschäftsmann beim ersten Aufeinandertreffen im Restaurant (als der Geschäftsmann sich an den Nachbartisch setzt) eine Weile zu lang Augenkontakt^^

Was mich an "Neigungen" denken lässt, ist das im FF kein Grund genannt wird warum der "erfolgreiche Geschäftsmann" in das Restaurant zurückkommt um sich zu einem Wildfremden an den Tisch zu setzen - sich spontan mit ihm befreundet, am selben Abend mit ihm in einem Hotel in Mainz übernachtet - und ihm dann auch noch 800DM borgt. Hätten die beiden sich bei einer Fussballübertragung einen hinter die Binde gekippt, sich befreundet weil sie beide ihre Liebe zur Ornithologie entdeckten , oder hätten sie einen Drogendeal durchgezogen, wäre das sicher mit einem Wort erwähnt worden.

Meine Annahme ist dass die Fahnder die fremden Geschäftsmacher als Täter vermuteten und daher die evtl. "Neigungen" nur am Rande in den FF eingebracht wurden - eben mit den für die Zeit typischen Anspielungen (z.B. "Freund" statt "Bekannter" ) - ohne die Kinder beim Namen zu nennen.

.. ok, keine gesicherten Erkenntnisse, aber vielleicht kannst du mal nach "Klaus Andreas" googeln, evtl. hat er ja noch sachdienliche Hinweise :-)

lg
uschi
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#4

Re: frühe Neigungen

in Filmfälle 03.06.2008 00:42
von GrausigerFund • 67 Beiträge
Der "arbeitslose Schauspieler" spielt deshalb eine Rolle, weil er - dem XY-Film zufolge - der letzte bekannte Zeuge ist, der das Opfer noch lebend gesehen hat. Außerdem kriegt er auch mit, daß dieses eine - später verschwundene - Tasche mit einer Waffe in einem Schließfach deponiert.

Es ist wirklich besonders ulkig, wie bei XY so getan wird, als wäre es völlig alltäglich, daß zwei Typen, die sich gerade erst kennengelernt haben, miteinander in einem Hotel übernachten. Und daß der eine dem anderen anschließend auch noch achthundert Mark "leiht".

Nebenher glaube ich, daß Grimm & Co. hier bewußt Blödsinn erzählt haben - vielleicht aus Gründen des Taktes und der Diskretion, vielleicht weil man dem "arbeitslosen Schauspieler" nicht etwas unterstellen wollte, gegen das er sich auch juristisch hätte wehren können. Aber: Ein nachmittägliches Flughafenrestaurant ist nun wirklich nicht ein üblicher Ort, um schnelle schwule Sexkontakte anzubahnen. Und 1969 waren die Verhältnisse auch noch nicht so, daß ein Mann mal eben einen anderen in dieser Umgebung angebaggert und abgeschleppt hätte, weil es vielleicht einen kleinen wortlosen Flirt gab. (Schwuler Sex unter Volljährigen wurde in jenem Sommer in der Bundesrepublik erst legalisiert.) Zudem: Warum sitzt ein arbeitsloser Schauspieler im Frankfurter Flughafenrestaurant herum, einfach so? Und schließlich: ACHTHUNDERT MARK? Das war damals locker ein Monatslohn. Soviel hat, glaube ich, nicht mal die Nitribitt in ihrer besten Zeit bekommen.

Ich vermute daher, daß sich die beiden Typen schon kannten und das Treffen in dem Restaurant verabredet hatten. Vielleicht haben die achthundert Mark auch nicht in gegenseitigem Einvernehmen den Besitzer gewechselt, aber etwas anderes konnte man dem "arbeitslosen Schauspieler" eben nicht nachweisen.

Alles Spekulationen, natürlich. Nur die Darstellung in XY scheint mir allzu naiv.

Aus jener Zeit, und ebenfalls aus Frankfurt am Main, stammt übrigens auch der berühmte "Zinkwannenfall", welcher ebenfalls niemals aufgeklärt werden konnte. Da heißt es in der Sendung auch nur, der ermordete Junge habe "Männerbekanntschaften" gesucht. Diesen Fall fand ich noch anrührender: Da versucht so ein kleiner fünfzehnjähriger Schwuler, erste sexuelle Erfahrungen zu sammeln - vielleicht auch damit Geld zu verdienen, nun ja - und wird dann zerstückelt und den oder die Täter kriegt man noch nicht mal, der Typ, der die Leiche beseitigte, kann sich mit haarsträubenden Ausreden herauswinden, in einem wohl ziemlich seltsamen Gerichtsverfahren.
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#5

Re: frühe Neigungen

in Filmfälle 03.06.2008 11:54
von Heimo • 1.534 Beiträge
Natürlich habe ich aus den Geschehnissen auch geschlossen, dass dort das Opfer und der Schauspieler ihre entsprechenden Neigungen nachgegangen sind. Was mich einfach interessiert, ob diese Kennlerngeschichte seitens der Verfilmung bewusst in dieser Form ausgelegt wurde, weil sie für das eigentliche Verbrechen von keiner Bedeutung ist und lediglich die Beobachtungen des Zeugens noch eingebracht werden sollten. Es ist für die Verfilmung völlig unbedeutend, ob die beiden meinetwegen ein Zimmer zusammen genommen bzw. getrennte Zimmer hatten.

Meine Frage richtet sich eigentlich an denjenigen, der sich näher mit dem Fall auseinandergesetzt und drüber hinaus Infos hat, in denen ganz klar wird, dass das Opfer homsexuelle Neigungen hatte.

Weiß zudem - jetzt komme ich einen Augenblick von den Neigungen weg - jemand, wie der Fall weiter ging? Es ist wohl so, dass ein Verdächtiger festgenommen werden konnte, aber wohl nicht det Tat überführt wurde.
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