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25.11.2004 FF4 (Kripo Goslar) Mordfall Arne-Leif Conrad

in Filmfälle 18.12.2011 09:58
von bd-vogel • 570 Beiträge
Ein (noch?) ungeklärter mysteriöser Mordfall, der in der 371. XY-Sendung vom 25. November 2004 als Filmfall 4 mit einem sehr eindrücklichen Einspielfilm (damals noch mit Joachim Höppner als Sprecher) behandelt wurde, dessen "Puzzleteile" hier als kleines Review nacherzählt seien:

I.
Der sogenannte "Boketeich" in der Nähe der Ortschaft Bodenstein im Landkreis Goslar ist ein idyllisches und beliebtes Ausflugsziel, etwa 60 Kilometer von Hannover entfernt. Am Sonntag, dem 4. Juli 2004, machen ein Familienvater und sein kleiner Sohn dort eine Entdeckung, der sie zunächst keine Bedeutung beimessen: Der Bub findet an der Teichuferpromenade einen relativ neuen Herrenschuh, den er nach kindlicher Begutachtung achtlos ins Wasser wirft, wofür ihn sein Vater sanft rüffelt. Was der Vater zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen kann: Es handelte sich um die frische Spur eines grausamen Verbrechens...

II.
Zwei Tage zuvor, am Freitag dem 2. Juli 2004, trifft sich Arne-Leif Conrad mit einer Bekannten. Der 25jährige Mann aus Fuhrberg bei Hannover, dessen größtes Hobby die Jagd ist, für die er sich auch in Vereinen engagiert, versucht sich während seiner Arbeitslosigkeit mit einer Hundeschule über Wasser zu halten, die allerdings nicht so läuft, wie er sich das vorgestellt hat, so daß er in größeren Geldsorgen steckt.

Auch trägt er ein Geheimnis mit sich herum, denn außer seinen Eltern und seiner engen Freundin hat er niemandem anvertraut, daß er homosexuell ist, und geht im Verborgenen auf Partnersuche, oft an den "Ricklinger Teichen", einer regional bekannten "Cruising Area" am Stadtrand von Hannover. Hier wird er an diesem Freitag mit seinem PKW, einem silberfarbenem VW Passat Variant, kurz vor Mitternacht das letzte Mal lebend gesehen. Danach verliert sich zunächst seine Spur.

III.
Am nächsten Vormittag, es ist Samstag, der 3. Juli 2004, wird einer Frau, die mit ihrem PKW in Laatzen bei Hannover unterwegs ist, an einer Kreuzung von einem VW Passat Variant radikal die Vorfahrt genommen, so daß es beinahe zu einem Unfall kommt. Der Unbekannte am Steuer des Wagens, den die Frau kurz darauf an einer Ampel einholt, gibt nach einer abfälligen Bemerkung Gas. Doch die Frau hat sich das Kennzeichen notiert. Einige Stunden später dann wird der Wagen mit demselben Kennzeichen nochmals gesehen, in Hannover in der Otto-Hahn-Straße. Anhand des Kennzeichens stellt sich heraus: Es handelte sich um das Auto des jungen Mannes aus Fuhrberg, der am Abend zuvor an den Ricklinger Teichen unterwegs war. Alles spricht im Nachhinein dafür, daß er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr am Leben ist... denn am Sonntag wird der Bub am Boketeich seinen Schuh finden.

IV.
Eine Woche später, am Freitag dem 9. Juli 2004, machen dann Spaziergänger am Boketeich eine schreckliche Entdeckung, die die Vermutungen der Polizei zur Gewißheit werden läßt: Im Teich treibt eine Leiche. Schnell stellt sich heraus: Der Tote ist Arne-Leif Conrad. Er starb, wie die gerichtsmedizinischen Untersuchungen ergeben, durch massive Gewalteinwirkung auf den Hals.

Zur Spurensicherung läßt die Polizei den Teich abpumpen. Dem Toten gehörte auch der Schuh, den der Bub am Sonntag zuvor am Ufer gefunden und ins Wasser geworfen hatte. Wie der Ermordete die 60 Kilometer von Hannover zum Boketeich zurückgelegt hat, ist bis heute eine offene Frage.

V.
Zwei Tage nach dem Leichenfund im Boketeich bekommt der Fall, ohne daß die Ermittler das zu diesem Zeitpunkt wissen können, eine entscheidende Wendung:
In einem KFZ-Pfandleihhaus in Hanau bei Frankfurt am Main, mehrere hundert Kilometer südlich von Hannover, geben zwei bis heute unbekannte Männer einen VW Passat Variant in Zahlung. Sie erhalten dafür rund 4000 Euro und verschwinden auf Nimmerwiedersehen.
Erst später stellt sich heraus: Bei dem PKW handelt es sich um das Auto des ermordeten Mannes aus Burgwedel, jenes Fahrzeug, daß der Zeugin in Hannover so unangenehm aufgefallen war. Die Polizei gelangt so in Besitz von Videoaufnahmen einer Überwachungskamera, die die beiden Unbekannten beim Abliefern des Wagens im Auto-Leihhaus zeigt.

VI.
Die "Soko Conrad" der Kripo Goslar fahndet mit Phantombildern intensiv nach den Tätern, läßt an den Ricklinger Teichen bei Hannover und - wegen der Nähe zu Hanau und den Neigungen des Opfers - auch beim "Christopher Street Day" in Frankfurt/Main Fahndungsplakate verteilen. Doch es ergibt sich keine heiße Spur.
*Fahndungsseite der MoKo Conrad auf den Seiten der Kripo Goslar
*Fahndungsplakat der Kripo Goslar (PDF)
Die Ermittlungen werden eingestellt, noch einmal wiederaufgenommen und schließlich wieder eingestellt.

VII.
Jetzt aber ist offenbar neuer Wind in die Sache gekommen und es hat im März 2011 eine vorläufige Festnahme gegeben, die aber, wie die "Burgwedeler Nachrichten" im April 2011 zu berichten wissen, einen Tatverdacht bislang nicht erhärten konnte:

BURGWEDEL (hhs). Die Ermittlungen im Fall des im Jahre 2004 ermordeten Arne Conrad laufen weiter. Das hat die Staatsanwaltschaft Braunschweig auf Anfrage der Burgwedeler Nachrichten bestätigt. In den vergangenen Wochen wollten in Fuhrberg, dem Wohnort des Ermordeten, die Gerüchte nicht verstummen, es sei im Rahmen der staatsanwaltlichen Ermittlungen nun nach sieben Jahren zu einer Festnahme gekommen.

Nach Rücksprache mit dem Sachbearbeiter des Falles nahm die Staatsanwaltschaft Braunschweig wie folgt Stellung zum gegenwärtigen Stand der Ermittlungen:

Das Verfahren aus dem Jahre 2004 sei bereits zweimal eingestellt worden, weil ein Täter nicht ermittelt werden konnte. Aufgrund von Hinweisen von Zeugen ist das Verfahren jedoch jeweils wieder aufgenommen worden.

Aktuell werden zwei Spuren verfolgt. Die eine der beiden Spuren, die letztlich eine alte ist, konnte aufgrund von technischen Fortschritten zur Auswertung von Beweismitteln wieder aufgenommen werden. Diese hat am 20. März 2011 zu der Festnahme eines Beschuldigten geführt. „Weitere Angaben zur Identität verbieten sich, da dieser in diesem speziellen Fall sehr leicht zu identifizieren wäre“, so Oberstaatsanwalt Joachim Geyer von der Staatsanwaltschaft Braunschweig.

Im Rahmen der Haftvorführung vor dem Amtsgericht Braunschweig am 21. März hat die Staatsanwaltschaft allerdings aufgrund der abschließenden Bewertung, dass die Beweislage den erforderlichen dringenden Tatverdacht nicht trägt, den gestellten Haftbefehlsantrag zurückgenommen. „Die Ermittlungen auch gegen weitere Beschuldigte sind allerdings noch nicht abgeschlossen und dauern an. Im Hinblick darauf können jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt auch keine weiteren Angaben zu den weiteren Beschuldigen und dem entsprechenden Ermittlungsstand gemacht werden“, erläuterte Joachim Geyer.


(Ganzer Artikel vom 15. April 2011 hier)

Vielleicht kann dieser mysteriöse Mordfall also doch noch aufgeklärt werden... vielleicht gibt es bald doch noch eine Antwort auf die Frage, warum der junge Mann aus Fuhrberg sterben mußte.

Bernhard.
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