Moin! Habe gerade den Fall "Kiki" wiederentdeckt und wollte einige Fakten aktualisieren und klarstellen: Der Fall ist leider nur unter Vorbehalt geklärt. So weit ich die schwedischen Infos dazu richtig interpretiere, ist der Stand der Dinge, dass sich am 26. Oktober 1993 eine damals 21-jährige "Annicka" an die Polizei in Halmstad wandte und behauptete, ihr Vater "Bengt" habe das Mädchen "Kiki" ermordet. Sie war im Juni/Juli 1978 als Sechsjährige mit ihrem Vater, einem Fernfahrer, in seinem LKW in Norddeutschland unterwegs gewesen. Im Laufe der Tour hatten sie ein nettes Mädchen als Tramperin mitgenommen. Die genauen Umstände sind verwirrend, deshalb vermag ich nicht zu sagen, wann und wo genau was geschah. Der Fernsehbericht schildert eher ein unmittelbares Verschwinden des Mädchens während einer Fahrt zum Nachbarort, vermutlich aber war "Kiki" im Begriff "abzuhauen" und im Juni zunächst unterwegs, bis sie von besagtem LKW mitgenommen wurde. Nach einer unklaren Zeit (selber Tag?) fiel ihr Vater mutmaßlich über "Kiki" her, vergewaltigte und erschlug sie anschließend. Teile dieser Tat will Annicka von der Koje aus beobachtet haben. Ihr Vater dachte wohl, sie schliefe. Erst nach mehrmaligen Nachhaken begann die schwedische Polizei den Fall ernst zu nehmen. Der deutsche Mordfall "Kiki" war ja weder der Polizei in Halmstadt noch Annicka bekannt. Eine Nachfrage bei den deutschen Behörden führte dann zu dem besagten Fall. Im August reiste Annicka in Begleitung schwedischer Beamten nach Neuwied, um zusammen mit der Hamelner Polizei herauszufinden, ob sie sich vor Ort ggf. an weitere Details erinnern konnte. Während einer Autofahrt entlang der Weser erkannte sie den Fundort detailgenau wieder – die Leiche war nur wenige Meter entfernt aufgefunden worden. Offenbar beschrieb sie auch den Tatort, ob dieser in der Nähe liegt hat sich mir leider nicht erschlossen. In Schweden begann nun die Staatsanwaltschaft, sich mit den neuen Erkenntnissen auseinanderzusetzen, um zu prüfen, ob sie Anklage erheben kann. Die psychologischen Gutachten zu Annickas Erinnerungen und Angaben waren ambivalent. Das Mädchen befand sich als Jugendliche in psychiatrischer Behandlung. Ihre Störungen (u.a. Magersucht) wurde mit möglichen sexuellen Übergriffen durch ihren Vater in Verbindung gebracht. Die Psychologen konnten nicht ausschließen, dass sich eigene Erfahrungen im Rahmen einer traumabedingten Verdrängung auf einen "externen" Vorfall projiziert haben. Woher Annicka jedoch detailgenaue Kenntnisse zum Fall "Kiki" erlangt haben könnte, konnte nicht geklärt werden. Vor diesem Hintergrund wurde zunächst der Antrag deutscher Behörden zur Auslieferung des Verdächtigen abgelehnt. Auch im sachlichen Detail konnten nicht mal im Ansatz Indizien gesammelt werden. Es lies sich nicht nachweisen, ob Bengt 1978 mit einem LKW in Deutschland war. Da er im Auftrag im eigenen LKW unterwegs war, gab es keine archivierten Tachoscheiben mehr. Auch sein Pass half nicht weiter, da die BRD keine Stempel verwendete. Lediglich diverse Besuche in der damaligen DDR ließen sich belegen. Letztlich konnte keine Anklage erlassen werden. Bengt ist bis heute (?) ein freier Mann.
Anmerkung 1 – an anderer Stelle scheint Annicka selbst auf Englisch in diesem Forum geschrieben haben. Ihre Angaben decken sich weitestgehend mit den Berichten der schwedischen Medien. Für Sie steht fest, dass ihr Vater der Mörder von "Kiki" ist – einen Beweis dafür gibt es indes nicht.
Anmerkung 2 – leider habe ich keine Angaben zu eventuellen Obduktionsergebnissen und der Auswertung des Tatortes/Fundortes gefunden. Gab es keine DNA-Spuren? Dieser gesamte Aspekt wird in den schwedischen Quellen leider ausgelassen. Auch was es mit dem von den Anglern beobachteten Auto auf sich hat, ist nichts bekannt. Außerdem gibt es offenbar zu dem Fall einige Zeugenaussagen, zum Teil anonym, die den Weg zur Tat verkomplizieren. So weit ich verstanden habe, hat ein Mercedesfahrer "Kiki" nach der im Fernsehfall dargestellten LKW-Fahrt mitgenommen. Die Ortsangaben sind für mich verwirrend: Genannt werden Loccum, Minden, Stadthagen und Wolfshagen.