Ja, dürfte als geklärt gelten:Hölzertal-Mord: Polizei nimmt 55-jährigen Tatverdächtigen fest
Mit der Festnahme eines 55-jährigen Tatverdächtigen am vergangenen Wochenende ist die Polizei bei der Aufklärung der Verbrechen im Hölzertal, Mörfelden-Walldorf und Freudenstadt ein großes Stück vorangekommen.
Der Mann aus Esslingen hat die DNA-Spuren, die im Zusammenhang mit dem Mord im Hölzertal bei Magstadt Anfang Mai gesichert wurden und die übereinstimmenden Spuren des Überfalls auf einen Autofahrer Anfang Juni in Freudenstadt gelegt. Der Tatverdächtige befindet sich seit Sonntag in Untersuchungshaft.
Die Ermittlungen verliefen am Wochenende Schlag auf Schlag. Mit kriminalistischer Feinarbeit sind Beamte der Kriminalpolizei dem verheirateten 55-Jährigen, der bei der Polizei ein unbeschriebenes Blatt ist, am Freitagabend auf die Schliche gekommen.
Bereits in der vergangenen Woche hatten sich die Ermittler von Böblingen und Rüsselsheim mit den Kollegen der Kriminalpolizei Freudenstadt intensiv ausgetauscht, Fallerkenntnisse besprochen, Datenbanken verknüpft und Strategien für die weitere Verfahrensweise bei den Ermittlungen festgelegt. Die intensive Zusammenarbeit hat sich als richtig herausgestellt. Denn im Zusammenhang mit dem Mordfall im Hölzertal sind von Zeugen Hinweise auf ein dunkles Fahrzeug abgegeben worden, das unmittelbar nach der Tat auf dem Ausweichparkplatz der L 1189 zwischen Magstadt und Stuttgart-Büsnau stand. Genau diese kristallisierten sich jetzt als äußerst wertvoll heraus. Nach dem Überfall am 6. Juni auf den 62-jährigen Geländewagenfahrer am Unteren Marktplatz in Freudenstadt hatten Beamte der Spurensicherung den Fluchtweg des Täters dokumentiert, indem sie unter anderem neben vielen geparkten Autos auch das Fahrzeug des Verdächtigen fotografierten. Beim Abgleich der Fahrzeuge mit den Böblinger Zeugenaussagen und Fallerkenntnissen richtete sich das Augenmerk auf den schwarzen 7er BMW des Verdächtigen, der in einer Nebenstraße stand.
Bei der Durchsuchung der Wohnung und des Fahrzeugs des Tatverdächtigen stießen die Ermittler dabei auf wertvolle Beweismittel. Im Kofferraum des Autos fanden sie einen schwarzen Rucksack und eine Umhängetasche, in denen neben einer Sportschützenpistole auch die seit 14 Jahren nicht mehr hergestellte und deswegen relativ seltene Munition des Kalibers .32 Wadcutter mit der Herstellerbezeichnung MRP aufbewahrt wurden.
Der Verdächtige wurde daraufhin vorläufig festgenommen, erkennungsdienstlich behandelt und dabei eine DNA-Probe erhoben. Noch am Wochenende verglich das Landeskriminalamt die Probe mit den Spurentreffern von Freudenstadt und Magstadt. Dabei stellte die Untersuchungsstelle eine Übereinstimmung fest. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart beantragte daraufhin die Vorführung des Tatverdächtigen bei dem Haftrichter des Amtsgerichts Stuttgart. Dieser ordnete am Sonntag Untersuchungshaft an.
Für die Ermittler der Sonderkommissionen „Steingrund“ bei der Kriminalpolizei in Rüsselsheim kann der DNA-Spurentreffer zwar nicht herangezogen werden, aber es besteht eine Übereinstimmung der verwendeten Munition. Sowohl beim Mord an dem 70-jährigen Hans Friedrich L. am 2. Juli auf dem Autobahnparkplatz an der A5 bei Mörfelden-Walldorf, als auch beim Mordfall an Heiko S. bei Magstadt war nach Auskunft eines Schusswaffensachverständigen dieselbe Schusswaffe verwendet worden. Am gestrigen Montag haben die hessischen Beamten die in Esslingen sichergestellte Schweizer Pistole des Herstellers „Hämmerli“ dem Schusswaffensachverständigen des Bundeskriminalamtes übergeben. Bei dem vorläufigen Untersuchungsergebnis wurde festgestellt, dass Übereinstimmungen in den Individualspuren der bei beiden Tatorten festgestellten Munitionsteilen vorliegen. Somit steht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fest, dass die sichergestellte Waffe auch die Tatwaffe ist. Ein endgültiges Behördengutachten steht allerdings noch aus. Über den Verbleib der persönlichen Gegenstände des 70-Jährigen ist nach wie vor nichts bekannt. Bei der Durchsuchung der Wohnung und des Autos des Verdächtigen sind insbesondere die fehlenden Bekleidungsteile nicht aufgefunden worden.
Zum Motiv des Tatverdächtigen ist ebenfalls noch nichts bekannt. Der 55-Jährige schweigt zu den Tatvorwürfen. Insbesondere stellt sich für die Ermittler die Frage, ob dieser einen Bezug zu homosexuellen Treffpunkten hat. Der Autobahnparkplatz bei Mörfelden-Walldorf wie auch das Hölzertal sind als Treffpunkte für anonyme gleichgeschlechtliche Sexualkontakte bekannt. Für die Kriminalpolizei der ermittelnden Dienststellen ist mit der Festnahme des Verdächtigen der Fall noch nicht abgeschlossen. Weitere aufgefundene Gegenstände (Bild oben) lassen den Schluss zu, dass der Mann möglicherweise noch für andere Straftaten in Frage kommt. Insbesondere werden von den Beamten eine sichergestellte Wollmaske, Handschuhe und ein Drohbrief als Indiz hierfür gewertet.
In einer Pressekonferenz am Dienstag stellten die Verantwortlichen der Polizeidienststellen und der Staatsanwaltschaft Stuttgart den Ermittlungserfolg der Presse vor.
Quelle:
http://www.polizei-boeblingen.de/PDboeblingen/Seiten/SpurdesM%C3%B6rdersf%C3%BChrtnachFreudenstadt.aspx