#1

30.11.1990 FF1 (Kripo Fulda) Mordfall Peter Schäfer ("Taxi-Peter")

in Filmfälle 08.02.2011 08:45
von bastian2410 • 1.678 Beiträge
es ist einer der Fälle, dessen Auflösung in xy nicht dem Zuschauer mitgeteilt wurde. Warum, weiß ich leider nicht. In der Netakte und der wiki ist zwar eine Klärung des Mordes vermerkt, jedoch mit dem Zusatz, dass die Täter zur lebenslanger Haft verurteilt wurden. Dieser Fakt stimmt nicht, beide Täter waren zum Tatzeitpunkt 18 bzw. 20 Jahre alt und wurden deshalb in Fulda vor der Jugendstrafkammer des Landgerichtes Fulda angeklagt. Beide sind auch nicht Brüder, sondern waren gute Freunde.

Wegen gemeinschaftlichen Mordes aus Habgier in Tateinheit mit schwerem Raub verurteilte die Jugendstrafkammer des Landgerichtes Fulda den 25jährigen Maurer Stefan L. sowie den 23jährigen Verkaufsfahrer Ingmar H, (beide aus Fulda) im März 1995 zu je neun Jahren Haft. Das Gericht bedauerte den Umstand, dass beide Täter nur nach dem Jugendstrafrecht bestraft wurden.

Die beiden einstigen Freunde, die sich im Prozeßverlauf die Tat gegenseitig in die Schuhe schoben, hatten in der Nacht zum 25. November 1989 beschlossen, einen Taxifahrer zu töten und zu berauben.
Von einer Telefonzelle nahe dem Universitätsplatz bestellten sie gegen 1.30 Uhr ein Taxi - am Steuer saß Peter Schäfer.Die jungen Leute liessen sich zum abgelegenen Sport- und Naherholungsgebiet "Johannisaue" fahren.
Dort angelangt, täuschten sie das Bezahlen (Fahrpreis 9,80 Mark) vor, während der Ältere vom Rücksitz aus plötzlich versuchte, Schäfer zu erdrosseln.
Doch dieser wehrte sich massiv, rutschte beim heftigen Kampf sogar nach hinten auf die Rückbank.
Daraufhin zerrten L. und H. ihr Opfer aus dem Wagen und stachen zehnmal mit einem Messer zu: Vier Stiche waren tödlich.
Die Leiche verstauten sie im Kofferraum und nahmen die Geldtasche mit rund 500 Mark an sich

Eine Freundin erzählten die Täter, dass sie an einer Schlägerei beteiligt gewesen waren, um so die blutbefleckten Sachen zu erklären.
Danach trafen sich die Täter "zwecks Alibi" in einem Nachtlokal, wo die Beute geteilt und die Geldtasche hinter einem Zigarettenautomaten versteckt wurde. Dort wurde sie später auch gefunden.

5 Jahre dauerte die Klärung des Falles, obwohl bereits Anfang 1992 die Freundin des älteren Täters und dessen Vater Hinweise auf den Sohn bzw. Freund und dessen Mittäter mit Namensnennung machten. Der Freundin gegenüber hatte L. die Tat einen Tag später gestanden. Die Frau wurde jedoch für erneute Befragungen von der Kripo nicht mehr aufgesucht. Erst 1994 meldete sie sich wieder bei Polizei und die Täter konnten festgenommen werden.

Vor Gericht sagten beide Täter aus, zwar am Raub beteiligt gewesen zu sein, der Mord habe aber jeweils der andere begangen. Die Kammer sah es aufgrund widerspruüchlicher Angaben der beiden, den Zeugenaussagen und Indizien als erwiesen an, dass beide gemeinsam den Mord begingen. Strafmildernd wirkte sich aus, dass die nicht vorbestraften Männer bis zur Festnahme durch relativ bürgerlichen Lebenswandel auf ihre Weise versuchten, von der Tat loszukommen. Die Anklage hatte 10 Jahre gefordert, zu 9 Jahren Haft wurden beide verurteilt.
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#2

Re: 30.11.1990 FF 1 Mordfall Peter Schäfer (Taxi- Peter)

in Filmfälle 08.02.2011 14:58
von TheWhite1961 • 1.160 Beiträge
Vielen lieben Dank an Bastian für dieses Review. Die Auflösung des (3 Sterne)Falles hat mich schon seit Jahren sehr interessiert. Leider konnte ich im Internet nichts darüber finden, weil das Geschehen doch schon sehr lange her ist. Ich hätte eher gedacht, daß die Täter Osteuropäer waren oder übergesiedelte Leute aus der DDR. Die Tat passierte ja unmittelbar nach der Grenzöffnung und Fulda liegt ja im damaligen Grenzgebiet und wurde zu jener Zeit von einer Kriminalitätswelle geradezu überschwemmt. Zu den Strafen möchte ich noch folgendes anmerken. Jugendstrafrecht bis zum 21. Lebensjahr noch anzuwenden ist im Prinzip eine gute Sache, allerdings bin ich dafür, daß bei Tötungsdelikten(=Morde) diese Regel nicht mehr greifen sollte.
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#3

Re: 30.11.1990 FF 1 Mordfall Peter Schäfer (Taxi- Peter)

in Filmfälle 08.02.2011 18:36
von bastian2410 • 1.678 Beiträge
Naja, ein Review war das jetzt nicht, dafür reichte das Material leider nicht. Wie gesagt, leider! Weitere Hintergrundsinfos wären interessant gewesen in diesem Fall.

Die Frankfurter Allgemeine hat einen Artikel zu diesem Fall bzw. Urteil gedruckt (Ausgabe 3.3.1995). Leider ist der Artikel kostenpflichtig. Ich bin ja grds. bereit, Kosten für die Recherchen zu übernehmen. Da ich hier die Infos jedoch anderweitig besorgen konnte, bin ich in diesen Fall doch etwas geizig. Es dürfte jedoch in diesem Artikel bzgl. des Mordes nichts anderes stehen. Vielleicht hat ja ein User ein Abo zu dieser Zeitung und informiert uns.

Bzgl. der Anwendung des Jugendstrafrecht auf die sogenannten Heranwachsenden können wir uns gerne in einem anderen Thread bzw. anderem Forum unterhalten. Ich finde diese Abgrenzung durchaus für sinnvoll.
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#4

Re: 30.11.1990 FF 1 Mordfall Peter Schäfer (Taxi- Peter)

in Filmfälle 09.02.2011 23:32
von bd-vogel • 570 Beiträge
Danke für die Aufklärungsstory, Bastian! Ich gucke mal nach dem FAZ-Artikel.

Der Film selbst ist ein schnörkellos klassischer XY-Fall - von Edes Hinweis auf die "tragische Komponente" (nämlich, daß ausgerechnet ein ehemaliger Taxifahrer das Verbrechen entdeckte) in der Anmoderation über ausnehmend gute Texte von Isolde Thuemmler (Lebensgeschichte des Opfers!) bis hin zum kurzen aber pointierten EInsatz der unheimlichen Spannungsmusik "Kreissäge" (Telefonzelle!).
Und natürlich die (im Studiogespräch erwähnte) Gaststätte namens "Oberbayern"

Kleine Differenz zwischen Film und Bastis obigem Bericht: Im Film ist von "gut 400 Mark" Beute die Rede, im Bericht sinds 500.

Ganz interessant vor dem Hintergrund der Fallaufklärung finde ich, daß KHK Wolfgang Christmann von der Kripo Fulda schon im Studiogespräch ausdrücklich darauf hinweist, daß aufgrund der Spurenlage unsicher sei, ob einer oder mehrere Täter den Mord begangen haben (im Film wurde nur ein Täter gezeigt). Auch den Zigarettenautomaten im "Oberbayern" hatte man bereits im Visier.

Viele Grüße,
Bernhard.
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#5

Re: 30.11.1990 FF1 (Kripo Fulda) Mordfall Peter Schäfer ("Taxi-Peter")

in Filmfälle 09.11.2011 20:18
von Duke • 1 Beitrag
Hallo bastian 2410 Für mich als einer der damaligen Täter ist es schon verwunderlich wie so manche Dinge verdreht werden. Die Kammer des Landgerichtes hat erst am letzten Tage der Verhandlung entschieden das wir unter Jugendstrafrecht zu verurteilen sind. Aussagen welche gemacht wurden, zumindest meine waren Wiederspruchsfrei, präzise und ehrlich. Das wird gefunden wurden war kein ermittlungstechnischer Erfolg sondern gewollt. Man redet von schlechtem Gewissen was auch heute noch da ist auch wenn ein neues Leben begonnen hat. Was ich sagen möchte ist eigendlich nur, dass man nicht alles glauben darf was man hört oder sieht. Geld ist von uns nicht entwendet worden. Der damalige Beweggrund war ein ganz anderer.
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#6

Re[2]: 30.11.1990 FF1 (Kripo Fulda) Mordfall Peter Schäfer ("Taxi-Peter")

in Filmfälle 10.11.2011 02:42
von bd-vogel • 570 Beiträge
Hallo "Duke", niemand von uns kann, oder möchte, Deine Behauptung nachprüfen, einer der in diesem Mordfall rechtskräftig verurteilten Täter zu sein. Besonders wenn dem tatsächlich so ist, aber auch ganz generell, wollen wir aber folgendes feststellen und zu bedenken geben:

Naturgemäß werden die Einschätzung "der Dinge" aus Sicht der Täter und die Einschätzung "der Dinge" aus Sicht des urteilssprechenden Gerichts stets auseinandergehen. In einem Rechtsstaat wird im Strafprozeß den Beschuldigten Gehör und ihren Verteidigern das Wort gegeben, in Auseinandersetzung mit den durch die Ermittlungsbehörden vorgebrachten Anschuldigungen, und am Ende fällt das Gericht ein Urteil, daß, wenn es nicht angefochten wird, Rechtsgültigkeit erlangt. So ist es in diesem Falle auch geschehen. Die Täter, die für den Mord an dem Taxifahrer verantwortlich sind, wurden rechtskräftig verurteilt. Die Umstände ihrer Verurteilung waren Gegenstand verschiedener Presseveröffentlichungen, und natürlich gibt es auch noch den Urteilstext selbst.

Uns hier im XY-Forum beschäftigen die bei XY vorgestellten (Film-)Fälle zuvorderst aus Interesse an der Art und Weise der Fahndungspräsentation und der filmischen Umsetzung, sodann - aus jahrelanger Forumspraxis erwachsene Fragen beantwortend - auch hinsichtlich des "Fortgangs der Ereignisse" bis zu einem rechtsgültigen Urteil (oder auch keinem solchen). Notizen über letzteres werden ausschließlich aufgrund sachlicher-neutraler Recherchen (Urteile und Kommentare, Presseberichterstattung usw.) angefertigt. Sollte es beispielsweise einmal einen seriösen Pressebericht geben, der thematisiert, daß "manche Dinge" in einem Fall (zB im vorliegenden Taxi-Mordfall) "verdreht" worden seien, so fände ein Link dazu im entsprechenden Thread hier im Forum stets Platz.

Hier sieht es aber jetzt so aus: Zwei Täter wurden gefaßt und rechtskräftig verurteilt. Sie haben ihre Strafe bekommen, und mutmaßlich auch verbüßt. Unser Rechtsstaat sieht vor, daß sie danach durchaus das Recht auf ein "neues Leben" haben (und natürlich auch das Recht haben, sich zu ihrer Tat zu äußern.) Ein Recht auf "neues Leben" freilich, daß das Mordopfer in diesem Fall, der Taxifahrer, unwiderruflich niemals haben wird. Denn seine Familie und seine Angehörigen werden für immer an den Folgen der Mordtat zu leiden haben.

Unser XY-Forum ist ausdrücklich keine Plattform für rechtskräftig verurteilte Straftäter, ihre Taten zu diskutieren, mag das Diskussionsbedürfnis im Falle tatsächlich reuiger Täter auch noch so groß sein. (Genausowenig wie sie umgekehrt eine Plattform böte für noch so verständliche "Rachegelüste" von einem Mordfall betroffener Angehöriger, die etwa die Todesstrafe für Mörder forderten. Beides ist hier fehl am Platz.)
In diesem Sinne sei Dir angeraten, von weiteren Äußerungen in dieser Hinsicht hier im Forum Abstand zu nehmen.

Bernhard & das XY-Forumsteam.
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