Am Ende der regulären Sendung teilt Ede mit, dass am gleichen Tag ein Mord in Nürnberg geschehen sei, der eigentlich am Ende der Sendung als Studiofall behandelt werden sollte. Da es die Ermittler aber nicht mehr rechtzeitig ins Studio schafften, wurde dieser Fall in der Spätsendung ausgestrahlt. Es wurde nach einer Person gefahndet, die in Verdacht geraten war, den Mord begangen zu haben.
Der gesuchte Verdächtige stellte sich selbst. Er hatte nichts mit der Tat zu tun.
Der Fall wurde in der regionalen Presse weiter verfolgt.
https://www.nordbayern.de/region/nuernbe...ordet-1.9077121
Bevor aus dem Artikel hier ein Bezahlartikel wird, übertrege ich Auszüge aus dem Bericht:
"Am 18. September 1981 liegt ein stadtbekanntes Callgirl ermordet auf der Couch in ihrem Apartment.
Der Fall elektrisierte die Stadtgesellschaft: Im September 1981 wird die Sexarbeiterin "Fatima" tot in ihrer Wohnung in der Nürnberger Kaiserstraße aufgefunden. Mehr als 800 Spuren sind die Ermittler der Mordkommission bis heute nachgegangen. Ohne Erfolg. Der Fall gehört zu den klassischen ungeklärten Altfällen (Cold Cases).
(...)
Der Ort wird auch von vielen Kranken aufgesucht, die auf eine wundersame Heilung hoffen. Fatima ist aber auch ein arabischer Frauenname. Dieser gefällt Elvira K. so gut, dass sie ihn für sich und ihr Gewerbe übernimmt.
Die hübsche 23-Jährige zieht 1979 aus der Oberpfalz nach Nürnberg. Sie mietet sich in ein Apartment in der Kaiserstraße ein, mitten im Zentrum. Genau das Richtige für ihr Geschäft, das dem Callgirl aufgrund der Lage einen satten Kundenstamm garantiert. Sie wirbt mit ihren Diensten in Bars, in Zeitungsannoncen und in einschlägigen Magazinen. Von ihren Freiern verlangt sie 100 Mark pro halbe Stunde und arbeitet oft zwölf Stunden am Tag, wie aus Ermittlungsakten hervorgeht. Beamte werden in ihrer Wohnung später 30.000 Mark in einem Küchenbuffet finden.
Es ist ein gefährliches Milieu, in dem die Oberpfälzerin mitwirkt. Ein Milieu, in dem Neid, Hass und Liebe walten. Werner B. etwa ist hoffnungslos in Fatima verliebt. Seit er ihre Dienste für 100 Mark in Anspruch genommen hatte, ist es um ihn geschehen. Er ist ihr hörig, macht Reparatur- und Hausbotendienste. Ein Mann für alles, den Fatima gnadenlos ausnützt. Ihren Ehemann und Zuhälter muss B. nicht fürchten, denn der sitzt in Hamburg im Knast.
Es ist der 18. September 1981. Das Callgirl trainiert vormittags in einem Fitnessstudio, geht zur Kosmetikerin und empfängt dann ihre ersten Kunden. Ihr letzter Gast ist ein Bäckermeister. Um 11.45 Uhr verlässt er das Apartment und geht an einem Mann vorbei, der an der Wohnungstüre steht. "Ich habe den aber nicht angeschaut, sondern den Kopf eingezogen, so dass er mich nicht sieht, falls er mich kennt", wird der Handwerker später als Zeuge vor Gericht sagen.
In den nächsten eineinhalb Stunden wird dem Leben der jungen Frau brutal ein Ende gesetzt. Es ist ein Mieter im Haus in der Kaiserstraße, der die Polizei alarmiert: Zwei Männer schlagen ein Fenster ein und steigen in eine Wohnung. Als Beamte ankommen, treffen sie auf Werner B. und einen Freund. "Meine Freundin Elvira liegt tot auf der Couch", sagt er gegenüber den Beamten.
Die Polizei bricht dann die Türe auf und entdeckt die Leiche. Fatima liegt unbekleidet, mit einem Kopfschuss niedergestreckt, auf dem Sofa. Ein neuer Fall für den bekannten Leiter der Mordkommission, Emmeram Daucher. Der Kriminalist hat bereits in den 60er Jahren den sogenannten Mittagsmörder gejagt, der nach seinem letzten Verbrechen in einem Nürnberger Kaufhaus von Passanten verfolgt und nach einer Schießerei, bei der ein Mann zu Tode kam, von Polizisten schließlich festgenommen wurde.
B. wird zunächst als Zeuge geführt. Er berichtet in Befragungen, dass er zur Tatzeit auf dem Weg zu Fatima war und dabei ein Paar ihrer Schuhe aus der Reparatur geholt und eine Rose für seine Freundin gekauft haben will. Gegen 12.30 Uhr sei er dann in der Kaiserstraße angekommen. Er habe geklingelt, doch es öffnete niemand. Dennoch habe sich in der Wohnung etwas geregt, eine Männerstimme hinter der Tür soll gerufen haben: "Besetzt, hau ab!"
Gegenüber den Ermittlern gab B. zu Protokoll, dass ihm das komisch vorgekommen sei. Außerdem habe er die Stimme gekannt. Der 21-Jährige nennt den Namen von Peter M., einem Bekannten – der gerät nun in den Fokus der Ermittler.
Noch am Abend des Tattages landet der Fall bei Eduard Zimmermann in der Fahndungssendung "Aktenzeichen XY . . . ungelöst". 40 Hinweise aus der Bevölkerung gehen ein, doch ist keine heiße Spur darunter. Unterdessen läuft eine bundesweite Fahndung nach Peter M. an, schließlich wird auch Interpol eingeschaltet. Der Gesuchte geht den Fahndern letztlich in Kopenhagen ins Netz. Doch ist M. der Richtige? Negativ. Der Verdächtige kann ein wasserdichtes Alibi vorweisen, er war zum Tatzeitpunkt nicht in Nürnberg. Dann meldet sich auch noch der Witwer aus dem Gefängnis in Hamburg zu Wort: Erwin K. setzt die Summe der Lebensversicherung seiner Frau für die Ergreifung des Täters aus.
Doch jetzt zieht sich der Kreis um Werner B. immer enger. Polizei und Staatsanwaltschaft sammeln immer mehr Indizien, die ihn selbst zum Tatverdächtigen machen. Etwa dieses: Vier Sexarbeiterinnen, die B. einst aufgesucht hatte, geben an, dass er sie stets mit einer Pistole im Schulterhalfter besuchte. Gefunden haben die Ermittler bei ihm allerdings nur Schreckschusswaffen, die Tatwaffe bleibt bis zum heutigen Tag verschwunden.
Am 20. Juli 1982 wird B., der bis zu seinem sechsten Lebensjahr im Heim wohnte, der Prozess gemacht. Als Angeklagter steht er vor der Jugendkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth. Von Beginn an bestreitet B. die Tat.
Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth fordert neun Jahre Haft wegen Totschlags. Doch der Vorsitzende Richter Wagmut Riege sieht das anders: "Die Indizien reichen nicht aus", stellt er in seiner Begründung fest. Der schlüssige Beweis für B.s Täterschaft habe trotz "fleißiger Ermittlungsarbeit" nicht geliefert werden können. "Wie sollte er die Frau töten, die er abgöttisch verehrte?", fragt der Vorsitzende. B. wird freigesprochen. Rund 800 Spuren verfolgten die Ermittler, alle verliefen im Sand. Der Fall "Fatima" ist heute einer der mehr als 40 ungeklärten Nürnberger Altfälle (Cold Cases) seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges.