#1

18.9.1981 SF 5/11.5.1984 SF 6 (Kripo Bremen) Fahndung nach Hermann Kieselhorst

in Studiofälle 12.09.2010 03:52
von bastian2410 • 1.663 Beiträge
wir spekulieren ja immer ein wenig, ob ein Täter gefaßt wurde oder nicht. Hier mal ein Fall, der nicht gelöst wurde durch xy, obwohl sich der Täter stellte. Das Problem: Zwischen der Tat bzw. der Fahndung und dem Wiederauftauchen des Gesuchten liegten 10 Jahre, die Tat war verjährt. Ein Fall, der auch ein wenig zum Schmunzeln einlädt, denn es fiel kein Schuss, niemand wurde verletzt. Ein Mann schnappte sich einfach ein Geldsack und verschwand.

Der Fall: Hermann Kieselhorst war Fahrer der Hamburger Geldtransport- Firma Protectas. Am 14 Juli 1981 war er zusammen mit einem 35jährigen Kollegen unterwegs und stoppte seinen gepanzerten Geldtransporter routinemäßig vor der Bank für Gemeinwirtschaft am Bremer Schlüsselkorb. Ein paar hundert Meter weiter liegt das Stadt- und Polizeiamt. Kieselhorst betrat die Bank und lieferte eine kleinere Geldsumme ab. Unterdessen fuhr sein Kollege in den Hof der Bank. Dort wartete er auf Kieselhorst. Doch den sah er nicht wieder.
Kieselhorst ließ sich einen grünen Geldsack mit für die Landeszentralbank bestimmten 1,17 Millionen Mark aushändigen, schlüpfte durch einen Seitenausgang und verschwand mit seinem Privatwagen, einem blauen Mercedes 200.
Weil sein Kollege auf dem Hof sehr geduldig wartete, bekam Kieselhorst ime gute Stunde Vorsprung, ehe die erste Fahndungsmeldung lief. Bundesweit wird nach Kieselhorst gefahndet, auch das BKA wird eingeschaltet.

Seine Frau, die von nichts wußte, liefert das Tatmotiv: Die Familie hatte sich nach dem Kauf ihres Eigenheims verschuldet.

5 Tage später wird der Privatwagen des Gesuchten in einer Garage eines Kaufhauses in Delmenhorst gefunden. Kieselhorst ist aber noch immer flüchtig.

Kurios: Während seiner Flucht bezahlt er immer wieder Rechnungen und stottert Schulden für sein Haus ab, alles aus der Beute und immer mit Zahlungsanweisungen über Post oder Banken. Aus Köln überwies er 32 000 Mark. 18 000 Mark kamen aus Bielefeld. Und alles immer pünktiich zum Zahlungstermin.
Schon eine halbe Stunde nach dem Millionen- Coup beglich er Kontoschulden und kleinere Rechnungen bei einer Delmenhorster Bank in Höhe von 7000 Mark. Die BILD Zeitung schreibt: "Klaue, klaue, Häusle baue".

Die Polizei ist machtlos, auch eine Beschlagnahme des Geldes ist nicht möglich, denn der Nachweis, daß es aus der Beute stammt, ist nicht zu erbringen.

Kurz darauf mietet er sich unter dem Namen Erwin Köster eine Ferienwohnung in der Eifel und begleicht per Post Rechnungen des Heizölhändlers (480 Mark) und des Schornsteinfegers (66 Mark). Nach drei Tagen verschwand er nachts aus der Ferienwohnung. Allerdings hinterließ er korrekt wie immer die Bezahlung plus 60 Mark Trinkgeld und einen Entschuldigungszettel, er müsse leider dringend abreisen. Er ist witzig: Er benutzt als Tarnung den Namen des Kommissar aus der Krimiserie "Der Alte" (damals gespielt von Siegfried Lowitz).

Interpol wird eingeschaltet, ein internationaler Haftbefehl wird ausgestellt. Über Jahre bleibt Kieselhorst jedoch verschwunden.

Am 14 Juli 1991 um Mitternacht steht Horst Kieselhorst nicht mehr auf der Fahndungsliste des BKA, er wird gelöscht, die Tat ist nach 10 Jahren verjährt.

Am 9.10.1991 taucht Kieselhorst dann wieder auf und tritt in der NDR- Sendung "Buten & Binnen" auf. Er gibt an, im im Allgäu von den Zinsen gelebt zu haben. 3 Wochen später war dann er zu Gast in der Talkshow "Bios Boulevard" bei Alfred Biolek zum Thema "das zweite Ich".

Einer der wenigen, die dem Fahndungsdruck standgehalten haben. Auch heute tritt Horst Kieselhorst ab und zu in Talkshows auf und spricht über seine Flucht.
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#2

Re: 18.9.81 SF 5/11.5.84 SF 6 (Kripo Bremen) Fahndung nach Hermann Kieselhorst

in Studiofälle 12.09.2010 05:16
von bd-vogel • 570 Beiträge
Klasse Story, danke Bastian!

Bernhard.
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#3

RE: 18.9.1981 SF 5/11.5.1984 SF 6 (Kripo Bremen) Fahndung nach Hermann Kieselhorst

in Studiofälle 18.02.2020 23:07
von TiffiundFrauchen • 1 Beitrag

Hallo,

Herman Kieselhorst hat den selben Mittag noch ein PKW gemietet bei der Interent in Delmenhorst. Dem Pächter seiner Frau der Tankstelle wo die Interent mit war, wurde sogar als geliebte des Herren betitelt.

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