Zum geklärten Entführungsfall Snoek (jeweils Studiofahndungen von Ede Zimmermann für die Kripo Münster am 3.12.1976 und 28.01.1977) hier ein Artikel aus dem Pferdemagazin Stallgeflüster:
21.November 2008
Vor über 30 Jahren: Ein Burger Jung´ rettete Hendrik Snoek das Leben
Es gibt viele Geschichten um die A 45, besser bekannt als Sauerlandlinie zwischen Dortmund und Gießen. Traurig die vielen Verletzte und Tote, die ungezählten Einsätze von Polizei und Rettungskräften bei Wind und Wetter. Der spektakulärste geschah im November 1976: Der bekannte Münsteraner Springreiter Hendrik Snoek saß an einer Eisenkette am Hals festgebunden unter einer Autobahnbrücke bei Herborn. Hendrik Snoek aus Münster feierte vor einigen Wochen seinen 60. Geburtstag. Daß er den überhaupt noch erleben durfte, verdankte er einem Burger Jung´, einem damaligen Mitarbeiter der Stadt Herborn. Dem war auf einer Routinefahrt des Bauamts aufgefallen, dass Papierschnitzel aus dem Himmel fielen, just unter der Autobahnbrücke bei Amdorf. Kaum jemand ahnte, was sich dahinter verbergen würde.
Die Polizei machte sich sofort auf den Weg, die Presse bekam Wind. Dann das Unfassbare: Als die Beamten in den Schacht des Brückenlager stiegen, entdeckten sie das Verlies des wenige Tage zuvor entführten Sohns der bekannten Warenhauskette Ratio.
Zwei Verbrecher hatten ihn aus seiner Wohnung gekidnappt und ein Lösegeld in Höhe von 5 Millionen Mark eingefordert. Hendrik Snoek gelang es trotz tödlicher Angst, mit Papierzetteln und den durch ein Loch geworfenen Mantel auf sich aufmerksam zu machen. Die Entführung passierte an einem Mittwoch, die Befreiung durch Beamte der Herborner Autobahnpolizei erfolgte am Freitag danach. Das Lösegeld an die Verbrecher, die später gefasst und verurteilt wurden, übergab damals Breido Graf zu Rantzau, Snoeks Schwager und heutiger Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung.
Ungeachtet der weltweiten Schlagzeilen, die das Ereignis machte, traf sich Hendrik Snoek kurz nach seiner Entführung im Herborner Schlosshotel, dem Treffpunkt vieler gesellschaftlicher Ereignisse vor, nach und während der Reitturniere, mit seinem Retter aus Burg. Auch dabei wurde bei Bier und Wein ein stattliches Lösegeld übergeben.
Zur Erinnerung: Der Diplomkaufmann und leidenschaftliche Jäger gewann auf „Dorina“ 1968 den Großen Preis beim CHIO in Aachen; er wurde mit der Equipe Team-Europameister 1975 in München und zwei Jahre später Deutscher Meister auf „Gay Lord“. Nach eigenen Worten freiwillig ging der stets sympathische Hendrik Snoek 1976 als Ersatz mit zu den Olympischen Reiterspielen nach Montreal. „wo ich Stangen schleppte, Bier und Wasser für die Kameradenbesorgte“.
1989 beendete er seine reiterliche Karriere. Von 1993 bis 2005 war er Chef des Springausschusses. Zu seinen Angestellten zählt auch Bundestrainer Kurt Gravemeier, der nach wie vor Snoeks Turnierstall und das wunderschöne Gestüt Gut Berl im Tecklenburger Land leitet. Der Wahlspruch von Hendrik Snoek, der sich an Herborn aus guten wie auch schlechten Zeiten niemals vergessen wird, ist: „Sport ist die wichtigste Nebensache der Welt.“
Quelle:
http://www.stallgefluester.de/news/Vor-ueber-30-Jahren-Ein-Burger-Jung-rettete-Hendrik-Snoek-das-Leben/388.html