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26.02.1987 SF 5 (Fall 8, Kripo Mainz) Kriminalfälle aus Rhein-Main - Teil 2: Der Fall Manuela R.

in Studiofälle 12.05.2011 14:56
von TheWhite1961 • 1.160 Beiträge

Nachdem ich Euch im ersten Teil den Fall Peter W. vorgestellt habe(Mit hervorragenden Ergänzungen von Bastian) nun der zweite Teil meiner Serie über Verbrechen im Rhein-Main Gebiet die später zu XY Fällen wurden. Es geht um die Vergewaltigung und anschließenden versuchten Mord an Manuela R.(Anm.:der Name ist geändert) aus Ockenheim. Behandelt wurde er als Studiofall in der Sendung vom 06.02.87. Es war der Studiofall zwischen dem letzten FF und den Zuschauerreaktionen. Sicherlich ist es einer der mysteriösesten Fälle in unserer Region. Mich hat es sehr gewundert, dfaß der Fall später nicht auch als Filmfall gesendet wurde. Was war geschehen? Wir schreiben den 09. Dezember 1986. Es ist einer der kältesten Dezembermonate in unserer Region seit Beginn der Wetterauszeichnungen. 1986 war das Jahr der Tschernobyl- bzw. der Sandoz Katastrophe, Boris Becker gewann Wimbledon zum zweiten Male und war dann beim Masters Finale gegen Ivan Lendl cahncenlos. Ebenso kam in diesem Jahr Oliver Stone`s Meilenstein "Platoon" in unsere Kinos. Die politische Landschaft wurde nachhaltig durch die Waldheim Affäre erschüttert.

Manuela R. war in jenem Jahr gerade 18 Jahre alt geworden und stand in den Adventstagen kurz vor ihrer Gesellenprüfung, welche am 10. Dezember hätte stattfinden sollen. Am Abend des 9. Dezember verabredete sie sich noch mit einem Klassenkameraden der ihr noch ein paar Unterlagen für die Prüfung bringen wollte. Er klingelte um Punkt 18 Uhr bei Manuela doch neimand öffnete. Etwas verwundert schob er die Unterlagen unter die Fußmatte, nicht wissend, daß er am nächsten Tag einer der Hauptverdächtigen eines versuchten Mordes sein sollte. Manuela hatte sich vor dem Besuch des Mitschülers zu der St. Jakbobskapelle in Ockenheim begeben. Warum konnte im Nachhinein nicht mehr festgestellt werden, da sie nach der Tat eine totale Amnesie hatte und auch später sich an nichts mehr erinnern konnte, da sie auch etwa 14 Tage im Koma lag. Die Vermutungen laufen in einer Richtung auf eine kurzfristige Verabredung dort vor der Kapelle, anderslautende Vermutungen waren, daß sie - da sehr gläubig - noch eine Kerze in der Kapelle aufstellen wollte bzw. aufgestellt hat. Auf jeden Fall wurde sie auf dem Parkplatz der sehr abgelegen liegenden Kapelle von hinten überfallen, auf brutalste Art vergewaltigt und dann wurde ihr mit einem schweren Stein mehrmals auf den Schädel geschlagen. Bei der Tat verlor der Täter seine Armbanduhr, die dann auch in der Fahndung in XY gezeigt wurde. Nur durch einen sehr glücklichen Zufall wurde Manuela einige Stunden später bei Eiseskälte vor der Kapelle aufgefunden und mehr tot als lebendig per Rettungshubschrauber in die Mainzer Uniklinik geflogen. Wie schon erwähnt lag sie dort mehrere Wochen im Koma und konnte die Klinik erst nach Monaten wieder verlassen. Bleibende Schäden sind, im Gegensatz zu Edes Aussage "daß sie für immer ein Pflegefall bleiben würde", nicht in dem befürchteten Maße zurückgeblieben. Ich habe sie ca. 5 Jahre später auf der Dorfdisco des öfteren gesehen. Äußerlich war ihr nichts mehr anzumerken.

Für die Polizei war der ganze Fall ein einziges Rätsel. Alle Verdächtigen aus dem Bekanntenkreis schieden als Täter aus, da die Spuren auf der Uhr bzw. auf dem Stein mit niemand übereinstimmten. Auch der Mitschüler schied so recht schnell aus dem Kreis der Kandidaten aus. Immer mehr gingen die Ermittler von einer tragischen Zufallsbegegnung aus. Der Fall geriet dann nach und nach zunehmend in Vergessenheit. zum 10. Jahrestag erschien nochmal ein größerer Bericht in der Mainzer Rheinzeitung von dem sich die Polizei evtl. noch neue Hinweise erhoffte.

Doch auch dadurch ergab sich keine neue Spur. Etwas überrascht hat mich persönlich, daß offiziell wohl nie gegen Bedienstete bzw. Würdenträger der Jakobskapelle ermittelt wurde. Zu jener Zeit konnte man sich wohl einfach noch nicht vorstellen, daß es auch in solchen Kreisen potienzelle Sexualtäter gibt. Leider wurden wir die letzten Jahre durch das Aufdecken vieler Fälle eines Besseren belehrt.

Was aus Manuela später geworden ist bzw. was sie heute macht weiß ich leider nicht da ich Mitte der 90er Jahre von Rheinhessen ins Rhein-Maingebiet gezogen bin. Bei der Kripo Mainz dürfte die Akten des Falls inzwischen wohl in den Archiven verschwunden sein. Wie so einigen andere auch. Leider muß man sagen, daß die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten im Raum Bingen nicht allzu hoch ist. Als Beispiel kann man hierzu auch den Fall der Rheinleiche von Trechtingshausen(Sendung 07.07.78 Mordfall Gondert), den Mord auf dem Binger Rochusberg(ca. 1980) und auch den Fall Thomas D.(Sendung 25.08.10) von Dezember 2009, anführen.


zuletzt bearbeitet 31.01.2014 00:07 | nach oben springen

#2

Re: Kriminalfälle aus Rhein-Main - Teil 2: Der Fall Manuela R.

in Studiofälle 13.05.2011 11:57
von TheWhite1961 • 1.160 Beiträge
Nachtrag: Quellen für den Bericht waren die Mainzer Rheinzeitung, die Mainzer Allgemeine Zeitung und eigene Erinnerungen.
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#3

Re: Kriminalfälle aus Rhein-Main - Teil 2: Der Fall Manuela R.

in Studiofälle 13.05.2011 23:22
von bastian2410 • 1.662 Beiträge
diesen Ausführungen ist diesmal nichts hinzuzufügen. Danke für die interessante Schilderung dieses Falles, Thomas.
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#4

Re[2]: Kriminalfälle aus Rhein-Main - Teil 2: Der Fall Manuela R.

in Studiofälle 14.05.2011 00:14
von TheWhite1961 • 1.160 Beiträge
bastian2410>diesen Ausführungen ist diesmal nichts hinzuzufügen. Danke für die interessante Schilderung dieses Falles, Thomas.


Hallo Bastian! Danke fürs Lob! Ein Lob von Dir freut mich immer besonders. Eine baldige Fortsetzung meiner Serie wird auch folgen, wahrscheinlich der Fall Gerhard K.(geklärter Raubmord Flörsheim-Weilbach am 09.08.02/Filmfall vom 17.01.03).

Gruß Thomas
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#5

RE:

in Studiofälle 09.06.2013 21:04
von GNius • 1 Beitrag

Sehr interessant was in und um Bingen alles geschehen ist. Die Geschichte vom Rochusberg kenn ich noch von meiner Mutter. Wo genau und in welchem Zusammenhang der Mord geschah konnte die Mutter nicht sagen. Wissen Sie mehr? Vielen Dank für die Erzählung der Geschehnisse in meiner geliebten Heimat! Wurde nicht vor Jahren auch eine ältere Frau von Ihrem eigenen Sohn im Streit mit einer Strumpfhose erwürgt? Meine sowas auch mal gehört zu haben! Gruss

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#6

RE:

in Studiofälle 28.03.2014 23:41
von TheWhite1961 • 1.160 Beiträge

Der Mord geschah auf dem Binger Rochusberg in der Nähe der Kapelle während des Rochusfests. Die Frau ging zum Austreten in den Wald und ist dort erwürgt worden. Es geschah bereits vor 1980, das genaue Jahr weiß ich leider nicht.

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#7

RE:

in Studiofälle 02.04.2017 08:11
von TheWhite1961 • 1.160 Beiträge

Ein schöne Nachricht zum Fall Manuela R.(Vorname geändert).
Wir waren gestern auf einem Konzert des Musikvereins Ockenheim in der dortigen Turnhalle. Dort habe ich Manuela R. nach ca. 25 JAHREN das erste Mal wieder gesehen. Sie saß ein paar Reihen vor uns, trug einen Ehering und hatte ein ca. 15 jähriges Mädel neben sich sitzen welches schon rein äußerlich als ihre Tochter auszumachen war. Ich muß sagen, daß mich das sehr gefreut und bewegt hat. Offenbar hat sie die Folgen der schrecklichen Tat komplett überwunden und konnte doch in ein normales Leben zurückkehren. Eine sehr schöne Nachricht finde ich! Den Fall könnt ihr in der Sendung vom 06.02.87 übrigens anschauen. Es ist der Studiofall Nr. 5.Minute 53:00.


zuletzt bearbeitet 02.04.2017 08:14 | nach oben springen



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