In dem Artikel über den Brand im Hotel Runkewitz findet sich auch noch ein Hinweis auf den Mord an Hans Michler (Badische Neueste Nachrichten vom 17.03.2016:
Großfeuer im vornehmen Alleehotel
Das „Runkewitz“verschwand von der Bildfläche
Badische Neueste Nachrichten (Baden-Baden)17 Mar 2016
DAS EHEMALIGE HOTEL RUNKEWITZ war bis vor 50 Jahren ein passender Mosaikstein in der Bebauung am Rand der Lichtentaler Allee. Ein Großfeuer im März 1966 setzte dem Betrieb an der Ecke der Herchenbachstraße ein Ende. Foto: Archiv Erhard
Am Abend des 18. März 1966 erregte ein Großbrand im mittleren Teil der Lichtentaler Allee das öffentliche Interesse. Das vornehme Luz-Hotel „Runkewitz“an der Abzweigung der Herchenbachstraße brannte in seinem gesamten Dachbereich. Der Betrieb befand sich zur der Zeit noch im „Winterschlaf“, hatte die Pforten für die Gäste noch nicht geöffnet, aber die Vorbereitungen für den Beginn der Saison liefen bereits auf Hochtouren. Wie immer wollte man zu den Osterfeiertagen öffnen.
Das „Runkewitz“hatte sich aus einer herrschaftlichen Villa des 19. Jahrhunderts heraus entwickelt. Das noch deutlich kleinere Gebäude wurde 1909 von den Ärzten Dr. Giese und Dr. Schambacher erworben, umgebaut und erweitert. Im Mai 1910 eröffnete das „Allee-Kurhaus“, eine „Privatkuranstalt für Innere und Nervenkrankheiten, Stoffwechselanomalien und Frauenkrankheiten.“
Das Sanatorium erlebte nur eine kurze Blütezeit und stand schon 1928 leer. Gustav Heinrich Runkewitz kaufte das Gebäude 1934 und machte aus dem ehemaligen Sanatorium ein Hotel. Die Eröffnung erfolgte im Sommer 1935, schon vier Jahre später kam es zur Beschlagnahme durch das „Kommando Oberrhein“, 1941 wurde ein Lazarett eingerichtet und 1945 zogen französische Militärangehörige in das hübsche Gebäude an der Lichtentaler Allee ein.
Im Spätherbst 1947 wurde das „Runkewitz“als eines der ersten Baden-Badener Hotels von der Beschlagnahme freigegeben. Hermann Luz aus Freudenstadt ließ das Hotel notdürftig herrich- ten und zu Weihnachten begann der Betrieb mit 20 Betten.
Wilhelm Furtwängler und Albert Bassermann gehörten schon bald zu den Besuchern. Als „Ferienparadies im LuzHotel Runkewitz“wurde das gastliche Haus berühmt und gehörte 1965 in seiner letzten Saison, zu den vornehmen Hotels der Kurstadt.
Für das Ende des Hotels sorgte eine elektrische Handlampe. An dem Freitagabend vor 50 Jahren hatten Handwerker noch bis in die Dunkelheit im Dachstock gearbeitet. Der algerische Hotelbursche des „Runkewitz“half mit. Er sollte nach Feierabend auch für Ordnung sorgen.
Zwei Handlampen gehörten zur Ausrüstung auf dem dunklen Dachboden und der Hausdiener vergaß sie, auszumachen. Leicht entflammbare Isolationen in der Nähe der Lampen begannen zu brennen, und rasend schnell stand der ganze Dachstock des Hotels in Flammen.
Fast der ganze obere Bau wurde ein Raub der Flammen. Die glühenden Schindeln der Dachverkleidung flogen wie Feuerwerkskörper durch die dunkle Nacht. Großen Schaden richtete auch das Löschwasser an, obwohl man fieberhaft noch während des Brandes die wertvollsten Einrichtungsgegenstände zu retten versuchte.
Erst am nächsten Tag konnten die Sachverständigen den Schaden auf etwa 300 000 Mark einschätzen. Man war sich einig, dass an eine Eröffnung in der Saison 1966 nicht mehr gedacht werden konnte. Schon zwei Tage nach dem Feuer verhaftete die Polizei den Hausdiener.
Bei der Untersuchung der Brandstätte hatte man die Stecker der Handlampen in den Steckdosen vorgefunden. Der Hotelbedienstete hatte zuvor behauptet, die Lampen gelöscht zu haben. Bei den Nachforschungen stellten die Beamten dann auch noch fest, dass der Hausbursche bereits einiges auf dem Kerbholz hatte.
Das „Runkewitz“wurde erst einmal mit Planen abgedeckt und dann geschah nicht viel. Die Besitzerin sah sich nicht im Stande, das Gebäude zu sanieren und der Pachtvertrag mit der Luz-Kette lief aus. Vielleicht wäre eine Renaissance erfolgt, wenn das Hotelgebäude nicht auch noch Schauplatz eines scheußlichen Verbrechens geworden wäre.
Am 5. August 1966, im Hotel wohnte nur noch der Geschäftsführer, der mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt war, wurde der 14-jährige Schüler Hans Michler auf brutale Weise in einem der Kellerräume ermordet.
Für den Hotelbetrieb war dies der endgültige Schlussstrich. Noch im Jahr 1966 tauchte der erste Abbruchgedanken auf, doch erst im November 1969 beseitigte eine Sprengung die Brandruine.
Damals glaubten viele, dass schon bald wieder ein Hotel „Runkewitz“an der exponierten Stelle erbaut würde. Jahrzehnte lang beschäftigen sich die unterschiedlichsten Investoren mit der Projektierung eines Neubaues. Letztendlich wurden dann auch hier luxuriöse Wohnungen gebaut, in Blocks, die nach Meinung vieler nicht zu einer angeblich hochrangig schützenswerten historischen Anlage „Lichtentaler Allee“passen.