Laut Frankfurter Rundschau von heute sollen schon 100 (!) Vorfälle aktenkundig sein:
Serien-Sextäter
Der Mann mit dem Mitleidstrick
Von Thorsten Moeck
Offiziell ist noch immer von einer "heißen Spur" die Rede. Allerdings zweifelt bei den Strafverfolgungsbehörden wohl niemand mehr daran, dass der am Wochenende in einem kleinen Eifel-Örtchen verhaftete Mann, 46, tatsächlich der seit Jahren gesuchte Sexualstraftäter ist. "Ich habe schon auf sie gewartet", soll der Verdächtige geäußert haben, als die Polizei am Samstagmorgen vor seiner Haustür stand und ihm einen europäischen Haftbefehl präsentierte. Wegen mehrfacher Vergewaltigung, sexueller Nötigung und Exhibitionismus war nach dem Mann gefahndet worden.
Der Festgenommene hat in den vergangenen 20 Jahren ein Doppelleben geführt. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebte mit seiner Familie absolut unauffällig. Gleichzeitig soll er Dutzende Straftaten im Rheinland und der Grenzregion zu Belgien und den Niederlanden verübt haben. Er soll in Studentenwohnheime und Wohnungen eingebrochen sein und dort Frauen vergewaltigt haben. In einem Fall habe er auch eine Altenpflegerin in einem Seniorenwohnheim missbraucht. In neun Fällen konnten die Ermittler seinen genetischen Fingerabdruck sichern.
In Deutschland ging der Verdächtige mit der so genannten "Mitleidsmasche" vor. Er gab sich bei alleinstehenden Frauen als Körperbehinderter aus, der seine Arme nicht bewegen kann. Als ihm seine Opfer die Benutzung der Toilette erlaubten, habe er sie um Hilfe beim Urinieren gebeten, was laut Polizei in eindeutig sexueller Absicht geschehen sei. "Ihm ist es gelungen, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Frauen Dinge tun, die sie eigentlich nicht tun wollen", sagt Polizeisprecher Wolfgang Lindner. Der erste Fall dieser Art geht ins Jahr 1990 zurück. Inzwischen sind 100 ähnliche Vorfälle aktenkundig.
Erst am Donnerstag wird die Polizei Sicherheit haben, ob der verhaftete Mann tatsächlich die ihm vorgeworfenen Straftaten begangenen hat. Dann wird das Ergebnis einer DNA-Untersuchung erwartet. In der vergangenen Woche war bundesweit in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" nach dem Mann gefahndet worden. Der entscheidende Hinweis zur Festnahme kam jedoch von einem Polizisten aus Belgien. Er hatte sich an einen alten Fall erinnert, bei dem ein Zeuge das Autokennzeichen des Verdächtigen beobachtet hatte.
Quelle:
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/panorama/2432972_Der-Mann-mit-dem-Mitleidstrick.html