Das ZDF hat einen neuen, alten Quotenhit: «Aktenzeichen XY»: Mit Moderator Rudi Cerne sprach Quotenmeter.de über die erfreulichen Zahlen und über die Verbindung zwischen Sport und Mord.
Herr Cerne, der große Quotenerfolg von «Aktenzeichen XY» - vor allem auch bei den jungen Zuschauern – ist der erklärbar für Sie?
Sie haben vollkommen recht – auch in der sogenannten Zielgruppe der jüngeren Zuschauer schneidet «Aktenzeichen XY» sehr erfolgreich ab. Eine wirkliche Erklärung dafür habe ich aber nicht – uns ist ohnehin jeder Zuschauer lieb, der Hinweise zur Aufklärung eines Falles geben kann. Das Alter spielt da keine Rolle. Das gesamte Paket der Sendung ist einfach gut. Nichts Übertriebenes im Studio und die Filme sind mit der Zeit immer besser geworden. Durch die Schauspieler und die Regisseure. Ich glaube, dass unsere Filme, die wir in der Sendung zeigen, mit der Zeit immer besser wurden. Wir haben vor allem an der Dramaturgie gearbeitet, ohne jegliche Effekt-Hascherei zu betreiben. Das ist übrigens ein ganz wichtiger Punkt: Man darf bei «Aktenzeichen XY» nichts so sehr überdrehen, dass es die Leute abschreckt. In Traditionelles darf in der Sendung auf keinen Fall eingegriffen werden.
Was darf denn dann auf keinen Fall geändert werden?
Wir müssen der alten Devise treu bleiben: Wir sind der verlängerte Arm der Polizei. Wenn wir jetzt übertrieben oder hysterisch auf dem Bildschirm auftreten würden, verdrehten wir ja die Tatsachen. Das ist nicht zu akzeptieren und käme beim Publikum sicher auch nicht gut an. Sensationshascherei verbietet sich von selbst.
Verstehen Sie es, dass es immer mehr Nachahmer Ihrer Sendung gibt?
Natürlich – aber es ist wie bei vielen anderen Dingen auch: Nachahmung ist auch eine Form von Anerkennung. Als ich «Aktenzeichen XY» übernommen habe, haben viele Menschen die Nase gerümpft, als sie von dem Format gehört haben – es gab kräftigen Gegenwind. Letztlich war es vom ZDF auch eine mutige Idee, mich als Moderator anzusprechen. Bis dato war ich als Sportmann bekannt. Inzwischen höre ich immer öfter: „Cerne, der Mann für Sport und Mord.“ Der Anfang war ja auch ungewohnt, wie ein Anzug der noch an verschiedenen Stellen zwickt, inzwischen passt mir dieser Anzug aber ganz gut.
NDR, MDR – viele Dritte haben inzwischen auch Fahndungsformate: Da kopiert also schon die öffentlich rechtliche Konkurrenz…
Da habe ich mich auch einmal gewundert – unser Format läuft inzwischen wirklich auf vielen Sendern. Im Grunde genommen ist das ja aber gut: Alle wollen Verbrechen bekämpfen.
Hatten Sie nie irgendwelche Bedenken in der Zeit, in der Sie die Sendung nun präsentieren?
Ganz ehrlich: Ich war etwas misstrauisch, als man entschied, «Aktenzeichen XY» auf den Mittwochabend zu verlegen und die Sendung darüber hinaus auf 90 Minuten Sendezeit zu verlängern. Im Endeffekt war das aber genau richtig: Wir haben viel Zeit und somit auch mehr Ruhe als früher. In unserer Sendung gibt es den perfekten Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung – und genau das mögen unsere Zuschauer.
Sehen Sie sich eigentlich als Nachfolger von Eduard Zimmermann?
Die Fußstapfen sind wirklich sehr groß – Eduard Zimmermann hat dem gesamten Team ein großes Erbe hinterlassen. Man wird ihn immer mit dieser Sendung identifizieren. Mir war nie der Gedanke gekommen, einmal sein Nachfolger zu werden. Er hat mir auch immer sehr dazu geraten, meinem eigenen Stil treu zu bleiben. Ganz nach dem Motto: „Sprich, wie Dir der Mund gewachsen ist“. Meine Bedenken, dass ich manchmal vielleicht etwas zu salopp daherkomme, hat er mir ganz schnell genommen. Im Übrigen auch das ganze Team. Dafür bin ich sehr dankbar.
Haben sich die Fälle in der Vergangenheit verändert? Sind Trends erkennbar?
Es verwundert, aber die Anzahl der Kapitalverbrechen ist nicht bemerkenswert größer geworden. Es gibt zum Beispiel wesentlich weniger Banküberfälle, aber die Gewaltbereitschaft ist stark angestiegen. Es wird schneller und brutaler zugeschlagen. Gefährliche Körperverletzung kommt immer häufiger vor. Prinzipiell ist auch erkennbar, dass Straftaten für viel weniger Beute verübt werden: Unlängst haben wir über einen Mordfall berichtet, da betrug die Beute gerade mal 80 Euro.
Seit Kurzem gibt es wieder eine „Reaktionen“-Sendung, die innerhalb von «Kerner» gesendet wird. Wieso haben Sie die kurze Schalte am späten Abend zurückgeholt?
Irgendwie war die Spätausgabe in die Jahre gekommen. Die Resonanz war nicht mehr so gut. Jetzt hatte die Redaktion von Johannes B. Kerner die Idee, einen Fall aufzugreifen und das mit Ergebnissen aus der Sendung zu kombinieren. Im Studio hatte Johannes dazu Gäste, die Opfer eines Überfalls geworden waren. So hat «Aktenzeichen» einen großen Raum in seiner Sendung eingenommen. Ein Format, das sicher beide Redaktionen im Auge behalten werden.
Sie machen etwa alle vier Wochen eine «Aktenzeichen XY»-Sendung – was machen Sie in der Zwischenzeit?
Die Hauptarbeit macht unsere Redaktion in München, mit dem XY - Team stehe ich sozusagen in ständigem Kontakt. Zwei bis drei Mal sprechen wir mindestens pro Woche. Viele Fälle werden aufwendig recherchiert – in der Regel meldet sich die Polizei bei uns ja erst, wenn sie mit ihren Ermittlungen nicht mehr weiter kommt. «Aktenzeichen» ist dann der letzte Strohalm. Ausnahmen – wie beispielsweise beim Holzklotzmörder, als wir sehr aktuell gefahndet haben – bestätigen aber die Regel. Ich bekomme etwa 14 Tage vor der Sendung die Filme. Dann stehen auch die Moderationen bereits und in einem Redaktionsgespräch wird dann noch an den Formulierungen gefeilt. Das geschieht immer sehr sorgfältig. Am Tag vor der Sendung kann ich dann auch alles noch mal mit den zuständigen Kommissaren besprechen.
Quelle: quotenmeter.de