#1

Re: 01.03.2002 FF 3 (Kripo Dresden) Mord an Andreas Stegemann

in Filmfälle 30.12.2011 16:39
von bastian2410 • 1.662 Beiträge
auch der o.g. Doppelmord in Dahlwitz-Hoppegarten war Gegenstand einer SF- Fahndung. Butz Peters stellt den Fall in der Sendung vom 16.2.2001 vor. (Fall 7 Mordfälle Ghazi und Ulrike Al A.)
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#2

Re: 01.03.2002 FF 3 (Kripo Dresden) Mord an Andreas Stegemann

in Filmfälle 31.12.2011 10:00
von Waldmeister • 61 Beiträge
@bastian 2410

Auch von mir Dank für den interessanten Bericht!
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#3

01.03.2002 FF 3 (Kripo Dresden) Mord an Andreas Stegemann

in Filmfälle 03.01.2011 19:48
von bastian2410 • 1.662 Beiträge
Ein Fall, über den viel spekuliert wurde in der Presse, ist der Mordfall Andreas Stegemann, auch bekannt unter den sogenannten Postbotentrick.

Bei dem 43-jährigen Bauunternehmer Stegemann klingelt am Vormittag des 12. Februar 2002 ein vermeintlicher Postbote an der Tür. Er hat zwar ein Paket, aber auch eine Pistole in der Hand und tötet sein Opfer mit einem Kopfschuss. Zeugen hören einen kurzen, lauten Streit, danach verlassen drei oder vier Männer den Ort, steigen in ein großes dunkles Auto der Marke BMW ein und fahren davon. Stegemann liegt auf der Freitreppe vor seiner gerade erst sanierten Wohnung. Die Polizei leitet sofort eine Fahndung nach dem BMW ein, diese ist aber erfolglos.

Das Opfer lebte erst seit etwa zwei Jahren in der Stadt und betrieb mit zwei Partnern ein kleines Bauunternehmen. Nach dem Studium der Kulturwissenschaften managte der gebürtige Wolgaster vor 1989 unter anderem die Gruppe "Wacholder". Nach der Wende war er in Berlin geschäftlich aktiv, stellte unter anderem Spielautomaten auf. Misserfolg und Ärger in dieser Branche durch die Pleite seiner Berliner Firma sollen ihn nach Dresden verschlagen haben, später nach Meißen und Großenhain.

Die Polizei geht schnell von einem Auftragsmord aus, da nichts geraubt wurde und auch die Tatausführung auf eine Hinrichtung hindeutet. Nachdem der Fall in Aktenzeichen xy ausgestrahlt wurde im März 2002, verdichten sich die Vermutungen der Polizei, dass der Täter aus der Rotlicht- und Automatenaufstellermilieu in Berlin stammen könnte.

Dann passiert 3 Jahre nichts, dann führt die Polizei ein Hinweis in die arabische Autohändlerszene nach Essen. Der gebürtige Palästinenser Nidal A. führt die Beamten auf die Spur von der Familie A, nämlich auf seinen Onkel Ibrahim A. (66) sowie dessen Sohn Bassam A. (39) und Schwiegersohn Abed N. (41).

Alle drei Genannten sind ebenfalls Hauptverdächtige in einem anderen Mordfall. Dabei geht es um einen Doppelmord in Dahlwitz-Hoppegarten. Am 6. November 2000 wurden dort der Autohändler Gazi Al-A. und seine Ehefrau Ulrike brutal ermordet. Diese hatte noch einen Notruf an die Polizei senden können. Ihr Autohaus sei überfallen worden, sagte sie, sie habe einen Kopfschuss erlitten. Als die Beamten eintrafen, war die 36-Jährige durch einen zweiten Kopfschuss getötet worden. Ihr Ehemann, ein 45-jähriger Palästinenser, starb durch Schüsse in Brust und Kopf. Die Täter erbeuteten mehrere hunderttausend Mark. Auch in diesem Fall hatte Nidal A. den entscheidenden Hinweis gegeben. Ibrahim A. wurde daraufhin im September 2001 verhaftet. Während der Untersuchungshaft tauchten jedoch immer wieder Zweifel – auch an der Glaubwürdigkeit des Zeugen Nidal A. – auf, und so wurde Ibrahim A. kurz darauf später wieder entlassen.

Im Februar 2002 dann der Mord an Andreas Stegemann, 3 Jahre später gibt der Kronzeuge der Anklage Nidal A. bekannt, Bassam A. habe auch den Mord an Stegemann ihm gegenüber gestanden.

Aber der Prozeß um den Doppelmord in Dahlwitz verzögert sich, das Landgericht Frankfurt/O. läßt die Anklage nicht zu. Erst auf Beschluss des Oberlandesgerichts Brandenburg wird das Verfahren in Frankfurt/O im April 2008 eröffnet. Der Prozeß muss zunächst nach Eröffnung vertagt werden, da Bassam A. und Abed O. in Schweden nach einer früheren Verurteilung wegen Mordes in Auslieferungshaft sitzen.

Um eine Mordanklage im Libanon zu entgehen, reisen beide freiwillig nach Deutschland ein und bleiben sogar auf freien Fuß. Ein Haftbefehl wird abgelehnt.

Im Prozeß kippt der Kronzeuge der Anklage jedoch um und verweigert die Aussage, evt. aus Angst vor einer Rache.

Ende September 2008 werden alle drei Angeklagten vom Mordvorwurf in Dahlwitz freigesprochen.

Der Grund, dass ich diesen Fall etwas ausführlicher dargestellt habe, ist, dass aufgrund dieser Ereignisse die Kripo Dresden die Ermittlungen zumindest im Fall des Hauptverdächtigen und mutmaßlichen Schützen Bassam A. Ende April 2008 einstellt hat. Bassam A. gilt somit seit diesem Zeitpunkt nicht als tatverdächtig im Fall Stegemann.

Zu erwähnen ist noch, dass Bassam A. auch als Hauptverdächtiger in einem anderen xy- Fall gilt. Bassam A. soll am 4. September 1991 um 21.20 Uhr die Krankenschwester Bärbel Barnkow in Bremerhaven erschossen haben. Dieser Fall wurde als Studiofall in der xy Sendung von 9.7.93 vorgestellt. 5 Stunden später soll er dann in Bremen auch Ingrid Remmers ermordet haben. Kurz danach soll Bassam A. Nidal A. angerufen habe. Als Nidal ihn am Bahnhof Oldenbüttel abholte war er blutverschmiert und gestand die beiden Taten mit den Worten: „Wir haben zwei Weiber umgenietet.“

Ob auch in diesen Mordfällen Anklage erhoben wird gegen Bassam, gilt wegen der Unglaubwürdigkeit des Zeugen als ausgeschlossen. Eine Auslieferung in den Libanon ist ebenfalls unwahrscheinlich, da in diesem Land noch die Todesstrafe ausgesprochen wird.

(Korrektur zu meinen Posting im Videoportal, da habe ich mich auf das Plädoyer der StA verlassen)
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#4

Re: 01.03.2002 FF 3 (Kripo Dresden) Mord an Andreas Stegemann

in Filmfälle 03.01.2011 19:55
von bastian2410 • 1.662 Beiträge
Die wichtigsten Zeitungsartikel zum Fall

Tatverdacht in fünf Mordfällen

http://www.focus.de/politik/deutschland/mordprozess-blutspur-durch-deutschland_aid_267569.html

Prozeß in Frankfurt/O

Der Kronzeuge kippt um

http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/7091/

http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/7019/

Urteil

http://www.pnn.de/brandenburg-berlin/12114/

Mordfall Andreas Stegemann Artikel aus SZ. Kostenpflichtig, daher kopiert

26.04.2008
SZ Sächsische Zeitung
Keine Anklage im Mordfall Andreas Stegemann

Großenhain/Dresden. Der zur Zeit in Frankfurt/Oder wegen Mordes vor Gericht stehende Palästinenser Bassam A. wird nach Prozessende nicht in Dresden angeklagt. Das sagte gestern Christian Avenarius, Pressesprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft, der SZ.

Nach Aussage der Dresdner Mordkommission sei man zwar bei Ermittlungen in Berlin auf die Spur des mehrfachen Mörders mit terroristischem Hintergrund gekommen. Doch ein Zusammenhang zur Ermordung des Großenhainer Bauunternehmers Andreas Stegemann sei nicht nachzuweisen. Dieser war im Februar 2001 vor seiner Wohnung am Rahmenplatz erschossen worden.

Das Nachrichtenmagazin Focus hatte im März gemeldet, die Ermordung Stegemanns sei ein Auftragsmord gewesen, für den A. und seine Komplizen 60000 Mark erhalten hätten. Wie Avenarius gestern sagte, gebe es dafür aber nach Ermittlungen im Baugewerbe und im Rotlichtmilieu keine eindeutigen Hinweise.

Quelle Sächsische Zeitung vom 28.4.08
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#5

Re: 01.03.2002 FF 3 (Kripo Dresden) Mord an Andreas Stegemann

in Filmfälle 07.01.2011 22:36
von bd-vogel • 570 Beiträge
Sehr spannend - danke für die Recherche, Bastian!

Habe auch einen Parallelthread für den fraglichen Studiofall angelegt:
9.7.1993 Studiofall (Fall 6, Kripo Bremerhaven) Kopfschußmörder (Mordfälle Barnkow & Remmers)

Bernhard.
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