Ein spannender FF aus den Siebziger Jahren, in der die spätere XY-Stammsprecherin Isolde Thümmler eine tolle Rolle als geblendetes Opfer ("immerhin ist der Mann Arzt!") verkörpert, die auch die Warnungen ihres Bankbetreuers in den Wind schlägt ("das sind internationale Verbindungen - davon verstehen sie nichts!"): Ein spielsüchtiger und daher hochverschuldeter Arzt aus Wiesbaden macht sich offenbar heiratsschwindlerisch an vermögende alleinstehende Frauen heran, um an deren Geld heranzukommen. Zwei seiner Bekanntschaften, von denen er jeweils bereits beträchtliche Vermögenswerte erhalten hat, kommen dann unter nicht geklärten Umständen zu Tode.
Zunächst wird 1976 die 77jährige Münchner Witwe Johanna Sturm tot in ihrer Wohnung aufgefunden, erhängt mit einem Halstuch, das mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Besitz des Wiesbadener Arztes stammt, der just für den Todestag seinen Besuch bei der Frau angekündigt hatte - der Kripo kommen Zweifel an ihrem Selbstmord.
Die Düsseldorfer Witwe Anita Mehrle (Isolde), die der FF genauer portraitiert, wird dann 1977 an dem Tag, an dem sie den Besuch "meines zukünftigen Gatten" (nämlich des Wiesbadener Arztes) erwartete, zum letzten Mal lebend gesehen, und einige Tage später tot aufgefunden: Erhängt mit einem Halstuch aus dem Besitz des Arztes.
Zum Zeitpunkt der XY-Ausstrahlung sitzt der Arzt bereits seit einem halben Jahr in Düsseldorf in Untersuchungshaft, bestreitet jedoch jede Beteiligung am Tod der Frauen. Der FF gehört also in jene (vergleichsweise selten in XY-FF vertretene) Kategorie von Fällen, in denen ein konkreter Tatverdächtiger bereits in Haft sitzt (prominentestes anderes Beispiel natürlich der "Himmelsdorfer" 18.4.1980 FF3). Dem XY-Fahndungsaufruf geht es darum, weitere Indizien zu ermitteln, egal - so Ede - ob das Ergebnis "den Verdacht gegen den Wiesbadener Arzt bestätigt oder ausräumt".
Dem Arzt wird schließlich der Prozeß wegen Mordes gemacht, doch kann er "nach den damaligen Untersuchungsmethoden weder überführt noch eindeutig entlastet werden".
Der Fall ist im letzten Wiesbadener Pitaval dokumentiert:
Otto Winzen: Rien ne va plus. Der Fall Dr. Agemar (1976-1979), in: Verbrechen und Schicksale - ein Wiesbadener Pitaval. Spektakuläre Kriminalfälle aus vier Jahrhunderten, hg. von Hans-Jürgen Fuchs, Wiesbaden 2005, S. 143-155. (ISBN: 3-9810365-0-6) Weitere Infos zu dem auch sonst interessanten Buch gibts hier:
http://www.edition6065.de/ProbePitaval.htm(Nebenbei: Die Mainzer UB verwahrt die Doktorarbeit von Horst Agemar von 1949:
http://de.scientificcommons.org/horst_agemar ).
Bernhard.