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12.1.1996 FF3 (Kripo Stuttgart) Mysteriöser Mord auf offener Straße (Mordfall Brigitta J.) GEKLÄRT
12.1.1996 FF3 (Kripo Stuttgart) Mysteriöser Mord auf offener Straße (Mordfall Brigitta J.) GEKLÄRT
in Filmfälle 03.04.2008 01:55von Lenpart • 8 Beiträge
Nunmal eine Anfrage von mir. Ich habe mir eben den Filmfall auf dem bekannten Videoportal angesehen und konnte dann der Netakte entnehmen, dass der Fall ungeklärt ist. Leider konnte ich im Netz nur wenig über den Mord in Erfahrung bringen und hoffe daher auf euch. Es gab immerhin Zeugen, die den Mann gesehen haben, ebenso möglich dem Täter über das Auto auf die Spur zu kommen. Hat sich der Fahrer des schwarzen Hondas je gemeldet?
Und: welche Intention steckte hinter diesem Mord? Scheint mir sehr nach Rache auszusehen.
Re: Kripo Stuttgart,12.1.1996, mysteriöser Mord auf offener Straße
in Filmfälle 14.12.2010 21:47von lep1980 • 46 Beiträge
Interessant finde ich, wie ruhig und gelassen sich der Täter vom Tatort entfernt hat. Nicht einmal die beiden vorbeifahrenden Zeugen konnten ihn aus der Fassung bringen. Normalerweise hätte er in Windeseile flüchten müssen.
Komisch, dass der Honda-Fahrer verschwunden ist. Mit der Tat hat er wohl nichts zu tun, denn dann hätte er als Komplize auf den Mörder in dessen Auto gewartet um schnell wegzubrausen. Vielleicht wollte er in die Sache nicht hineingezogen werden und Angst vor dem Täter gehabt.
Im Netz ist leider nichts neues zu Ermittlungen zu finden.
Ich habe ine Quelle von 2011 gefunden, die besagt, dass es keine Neuigkeiten gibt
http://www.bbheute.de/nachrichten/artike...-auf-23-9-2011/
Jetzt habe ich eine ganz aktuelle Quelle, die nun von einer Tataufklärung kündet
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm...RVjh41CFxP_MnoU
Ich veröffentliche auszugsweise den Text:
"POL-LB: Staatsanwaltschaft Stuttgart und Polizeipräsidium Ludwigsburg: "Cold Case" aufgeklärt: Kriminalpolizei ermittelt Tatverdächtigen zu einem am 14. Juli 1995 in Sindelfingen verübten Mord
Ludwigsburg (ots)
Akribische Ermittlungsarbeit, der sprichwörtliche lange Atem und nicht zuletzt die stetig fortschreitende Weiterentwicklung im Bereich der DNA-Analyse hat die Kriminalpolizeidirektion Böblingen in einem fast 25 Jahre alten, bislang ungeklärten Mordfall in Sindelfingen zu einem heute 69-jährigen Tatverdächtigen geführt, der am Mittwoch in Hamburg festgenommen wurde.
Am Freitag, den 14. Juli 1995, gegen 23:40 Uhr, wurde eine damals 35-jährige Frau auf dem Nachhauseweg von ihrer Arbeitsstelle in der Tilsiter Straße in Sindelfingen von einem unbekannten Täter überfallen und mit zahlreichen Messerstichen getötet.
Die damalige Landespolizeidirektion Stuttgart I richtete in der Folge die Sonderkommission "Tilsit" ein, deren monatelange Ermittlungen aber nicht zu einem konkreten Tatverdacht führten. Der heute 69-Jährige, der zur Tatzeit im Kreis Böblingen wohnte, war damals durch die Ermittlungen und kriminaltechnischen Untersuchungen mit ihren damaligen Möglichkeiten nicht in den Fokus der Ermittler geraten.
Mord verjährt nicht und diese Tötungsdelikte unterliegen daher auch nach einem vorläufigen Abschluss der Ermittlungen regelmäßigen Wiederholungsüberprüfungen. Im Rahmen einer solchen Überprüfung wurde eine damals am Körper des Opfers gesicherte DNA-Mischspur im Kriminaltechnischen Institut des Landeskriminalsamts Baden-Württemberg erneut untersucht. Das Untersuchungsergebnis erhärtete nunmehr den Tatverdacht gegen den 69-Jährigen.
Die folgenden Ermittlungen führten die Kriminalpolizei nach Hamburg, wo der Tatverdächtige zwischenzeitlich wegen eines weiteren Tötungsdelikts und einer Erpressung eine mehrjährige Haftstrafe verbüßt hatte. In enger Zusammenarbeit mit der Polizei Hamburg wurde der 69-jährige Deutsche schließlich in einer dortigen Schrebergartensiedlung ausfindig gemacht und von Hamburger Spezialkräften mit Unterstützung von Zielfahndern des Stuttgarter Landeskriminalamts in einem von ihm bewohnten Gartenhaus widerstandlos festgenommen.
Er wurde am Donnerstag einem Haftrichter in Hamburg vorgeführt, der den auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen ihn erlassenen Haftbefehl wegen Mordes in Vollzug setzte und ihn in eine Justizvollzugsanstalt einwies. "
Ich habe eben bei der Zeitung mit dem vier Buchstaben mal nachgesehen, ob die aucvh was zu dem Fall wissen. Dort kannte man den Namen des Täters. Offensichtlich ist auch klar, welches andere Tötungsdelikt ihm zur Last gelegt wird. Es geht um den Totschlag an einer Frau. Das Verbrechen war Filmfall 1 aus der Sendung vom 03.05.2002.
https://www.mainpost.de/regional/wuerzbu...art735,10117339
@Heimo
Sehr tragischen Fall. Das Opfer war nach meinem Erinnerungen eine Künstlerin, deren Fahrrad am Bahnhof defekt stand und in einer Näherei nebenbei arbeitete.
Wo soll hier eigentlich das Tatmotiv gelegen haben?
Hier wäre eine anschließende Sicherungsverwahrung des Täters angebrachtt.
@Punker
Zum Motiv kann ich nichts sagen. Bisher habe ich da noch keine Quelle zu gefunden. Du hattest übrigens zur PErson des Opfer recht. Ich habe mir den Fall nochmals angesehen. Eine weitere Quelle, die ich habe, ist folgende:
https://www.zvw.de/inhalt.rems-murr-krei...65845dfa85.html
Aus der Stuttgarter Zeitung/Nachrichten
(https://www.stuttgarter-nachrichten.de/i...7e6c27035b.html)
Zitat
Der Unheimliche
Von Wolf-Dieter Obst
Nach 25 Jahren scheint ein kaltblütiger Frauenmord in Sindelfingen dank DNA-Analyse aufgeklärt zu sein. Warum hat die Polizei dafür so lange gebraucht?
Hartmut M. sitzt in Stuttgart-Stammheim in Untersuchungshaft. Wieder einmal wird ihm ein Mord vorgeworfen, und es würde die Ermittler überraschen, wenn er diesmal umfängliche Angaben machen oder gar ein Geständnis ablegen würde. Der Mann wird im Juni 70 Jahre alt und hat einen beispiellosen Abstieg hinter sich. Einst war er ein angesehener Geschäftsführer mit Topverdienst. Dann brachte er eine Anhalterin um und erpresste den Shell-Konzern um Millionen. Und das soll noch nicht alles gewesen sein.
Knapp 20 Kilometer Luftlinie südlich vom Stammheimer Gefängnis liegt nahe einer großen Straßenkreuzung der Tatort eines Verbrechens, an dem sich eine Sonderkommission bis zuletzt die Zähne ausbiss. Vor 25 Jahren wurde in der Tilsiter Straße in Sindelfingen, unweit des Breuningerlands, eine Frau getötet. Auf offener Straße. Nachts. Vor den Augen von Zeugen. Doch die ließen sich vom Mörder täuschen. So verschaffte er sich einen Vorsprung. Einen Vorsprung von 25 Jahren.
Der Täter schlägt und sticht in dieser Nacht auf Brigitta J. ein – offenbar rasend vor Wut.
Der Tod auf dem Heimweg
Im privaten Umfeld des Opfers gibt es nichts, was auf eine Beziehungstat hindeuten würde.
Es ist spät geworden an jenem 14. Juli 1995 . Brigitta J. macht erst um 23.28 Uhr Feierabend in einem Sindelfinger Modeunternehmen, wo sie als Aushilfe arbeitet. Die 35-Jährige hat Kunst studiert, in Stuttgart ist sie als Töpferin gemeldet.
In dieser Nacht geht die allein lebende Frau zur S-Bahn-Haltestelle Goldberg. 1,8 Kilometer, 24 Minuten Fußweg. Mit der S-Bahn sind es 18 Minuten bis Stuttgart-Schwabstraße, von dort ist es nicht weit zu ihrer Wohnung am Bismarckplatz.
Sie wird die S-Bahn erst gar nicht erreichen. In dem menschenleeren Gewerbegebiet begegnet sie um 23.40 Uhr einem Autofahrer. Ihrem Mörder. Der Täter schlägt und sticht brutal auf sie ein – scheinbar rasend vor Wut.
Vier Zeugen lassen sich in die Irre führen
Zwei US-Piloten, die nur für eine Nacht in Deutschland sind, fahren mit ihrem Auto vorbei und sehen im Halbdunkel etwas, das wie ein Angriff aussehen könnte. Sie wenden und stoppen direkt vor dem Täter. Der Unheimliche flüchtet nicht, er tritt sogar ans Seitenfenster. Sie verstehen seine Worte nicht, weil sie kein Deutsch sprechen. Das Gesicht des Mannes sehen sie aber sehr nah. Auffällig sind schief stehende Schneidezähne und seine dunklen Augenringe. Die Zeugen erinnern sich auch an ein seriöses Erscheinungsbild, Hemd und Jackett. Die Piloten lassen sich beruhigen, der Mann steigt in ein auffälliges Auto und fährt davon. Zwei weitere Zeugen sehen die Szene, glauben an einen Verkehrsunfall, fahren zu einer Telefonzelle, um Hilfe zu rufen. Als sie zurückkehren, ist der Mann verschwunden. Zurück bleibt die sterbende Frau.
Auf Hartmut M. fällt nie ein Verdacht. Der 45-Jährige wohnt 13 Kilometer entfernt in Holzgerlingen. Er ist im Vorstand eines Villinger Unternehmens. Monate später übernimmt er einen Topjob bei einem Fensterhersteller in Rudersberg.
Die Soko der Landespolizeidirektion Stuttgart gerät von einer Sackgasse in die nächste. Keine Spur von dem gelben bis ockerfarbenen Kastenwagen des Täters, zweitürig, ohne Firmenaufschrift, vielleicht ein Ford Escort Express oder Opel. Keine Spur auch von einem dunklen Honda CRX: Während der Tat stand der Wagen am Straßenrand, kurz darauf war er jedoch verschwunden. Vielleicht ein Zeuge?
Keine heiße Spur sind auch d ie vielen DNA-Spuren an der Kleidung des Opfers – alles viel zu vermischt, um Brauchbares herausfiltern zu können. Und im Umfeld des Opfers gibt es nichts, was auf eine Beziehungstat hindeuten würde.
Der nächste tragische Fall
Sechs Jahre später, am 28. September 2001, stirbt Magdalene H. einen grausamen Tod. Mit einem grünen Klebeband gefesselt, wird sie an der Autobahn A 70 im oberfränkischen Thurnau von ihrem Mörder im Unterholz hingerichtet. Er schneidet ihr die Kehle durch, beseitigt an der Leiche alle Spuren, übersieht nur einen winzigen Rest Klebeband.
Magdalene H., Besitzerin eines Ladens in Obersontheim bei Schwäbisch Hall, war mit Landfrauen auf einer Busreise nach Ungarn, als an der Grenze festgestellt wurde, dass ihr Reisepass abgelaufen war. Die 51-Jährige ließ ihre Freundinnen weiterfahren und versuchte, sich als Anhalterin nach Hause durchzuschlagen.
Verräterisches Klebeband
Auf Hartmut M., der 56 Kilometer vom Tatort entfernt in Schwarzenbach im Landkreis Hof wohnt, fällt erst ein Verdacht, als die ungarischen Behörden der Kripo die Autokennzeichen mitteilen, die am Tattag an der österreichisch-ungarischen Grenze registriert wurden. Das Auto von Hartmut M. erweist sich unter Hunderten Fahrzeugen als Volltreffer. Als die Polizei ihn aufsucht, gibt er zu, die Frau mitgenommen zu haben. Zusammen sei man durch Österreich bis nach Regensburg gefahren, dort habe er sie an einer Raststätte abgesetzt.
Hartmut M. gibt nur das zu, was man ihm nachweisen kann. Er schweigt, als man ihm vorhält, dass er in Österreich an einem Rasthof ein grünes Klebeband gekauft hat. So eines, wie es an der Leiche gefunden wurde. Hartmut M. ist längst kein großer Manager mehr, nun ist er ein erfolgloser Kaufmann, unter anderem in Ungarn. Er hat offenbar viel Geld in den Sand gesetzt. Mord aus Habgier? Bei Magdalene H. waren nur 400 Euro zu holen.
Auf Freispruch folgt Erpressung
Im Juli 2003 wird Hartmut M. wegen Mordverdachts verhaftet. Doch am 21. Juni 2004 spricht ihn das Landgericht Bayreuth überraschend frei. Man sieht kein Mordmotiv, und seine zweite Frau hat ihm ein Alibi verschafft. Die Staatsanwaltschaft geht in Revision.
Ein schnelles Wiedersehen mit Hartmut M. gibt es am 24. November 2004 – in Bardowick bei Lüneburg. Einsatzkräfte nehmen ihn in einer Telefonzelle fest, als er die Modalitäten einer Geldübergabe regeln will. Der damals 54-Jährige entpuppt sich als „Garibaldi“, das Phantom, das seit September 2004 den Shell-Konzern erpresst. Seine Forderung: vier Millionen Euro – sonst fliegen Molotowcocktails auf die Autobahn!
Am 12. Januar 2005 kassiert der Bundesgerichtshof den Bayreuther Freispruch. Am 23. Februar 2005 wird er vom Landgericht Hamburg für die Shell-Erpressung zu vier Jahren Haft verurteilt. Am 11. Mai 2007 macht das Landgericht Würzburg im Revisionsprozess um Mordopfer Magdalene H. eine Gesamtstrafe von zwölfeinhalb Jahren Haft daraus. Das Alibi seiner Frau war falsch. Und in seinem Auto fand sich später doch eine winzige Blutspur des Opfers. Hartmut M. beteuert seine Unschuld.
Die Jahre vergehen
Doch was verrät der genetische Fingerabdruck von Hartmut M. in der DNA-Datei des Bundeskriminalamts seit seiner Inhaftierung 2007? Nichts. Seine Personendaten fallen nicht weiter auf. Dabei gelten DNA-Vergleiche schon zu dieser Zeit als „rasant fortentwickelt“, wie der damalige Landesinnenminister Heribert Rech stolz feststellt. Die Landespolizeidirektion findet aber keine Verbindung zu Brigitta J., dem Sindelfinger Mordopfer. Bis zum Jahr 2014. D ann fällt die Direktion einer politischen Reform zum Opfer . Das Polizeipräsidium Ludwigsburg erbt diesen rätselhaften Fall.
Dass Hartmut M. all die Jahre unsichtbar blieb, liege daran, dass seine Daten nur mit acht Merkmalen gespeichert waren, sagt Heiner Römhild von der Staatsanwaltschaft Stuttgart. Das habe dem damaligen Standard entsprochen. Seit 2011 jedoch werden Täterdaten mit 16 Merkmalen gespeichert, was Treffer viel aussagekräftiger macht. Die Daten von Hartmut M. blieben dennoch alter Standard.
Die Sache mit dem Schubs
2017 wird er vorzeitig aus der Haft in Hamburg-Fuhlsbüttel entlassen. 2018 macht sich die Ludwigsburger Kripo noch einmal an die Arbeit. Die Kriminaltechniker des Landeskriminalamts liefern hierzu eine verbesserte Auswertung der DNA-Spur vom Tatort. Wieder kein aussagekräftiges Ergebnis. „Aber wenigstens ein kleiner Schubs“, sagt Römhild.
Der Schubs geht Richtung Hartmut M., abgetaucht, wohnsitzlos. Im Januar 2020 finden die Ermittler in den Beständen noch Material von ihm, das sich zu einer Täter-DNA mit 16 Merkmalen auftypisieren lässt. Ergebnis: Es sind Merkmale des Unheimlichen, der Brigitta J. tötete.
Zielfahnder nehmen Hartmut M. am 12. Februar in einer Hamburger Gartenlaube fest. Jetzt sitzt er in Stammheim, vom Alter gezeichnet. Steht einer der rätselhaftesten Mordfälle in der Region Stuttgart kurz vor der Aufklärung?
Anklage wegen Mordes erhoben
https://www.sueddeutsche.de/panorama/kri...00716-99-817720
Aus der Stuttgarter Zeitung Paywall-Artikel
Zitat
Norbert Winkelmann hat in viele menschliche Abgründe geblickt. Ein tödlicher Streit unter Nachbarinnen in einem Hochhaus, ein Wahnkranker, der in Böblingen auf Polizisten einsticht, ein Mann, der aus Australien nach Sindelfingen reist, um seine Ex-Frau auf offener Straße niederzustechen. Nun hat der Vorsitzende Richter der 19. Schwurgerichtskammer einen der ungewöhnlichsten Mordfälle in der Region als Anklage auf dem Tisch – ein Fall, der 25 Jahre für seine mutmaßliche Aufklärung gebraucht hat. Der Beschuldigte ist eine schillernde Figur, wie sie selbst für einen erfahrenen Strafrichter wie Winkelmann nicht schillernder sein könnte.
Mitten auf der Straße, vor Augenzeugen, offenbar ohne Motiv ist die Stuttgarterin Brigitta J. am 14. Juli 1995 getötet worden. Die Frau ist in der Tilsiter Straße in Sindelfingen in der Nähe des Breuningerlands auf dem Heimweg. Sie hat bis 23.28 Uhr in einem Modeunternehmen als Aushilfe gearbeitet und will zur S-Bahn-Station Goldberg laufen. Gegen 23.40 Uhr begegnet sie einem Mann, der mitten auf der Fahrbahn auf sie einsticht. Tragisch dabei: Vier Zeugen kommen dazu – doch sie lassen sich von dem Täter täuschen, der kaltblütig die Situation verharmlost. Als die Zeugen die Wahrheit erkennen, ist der seriös gekleidete Mann mit dunklen Augenringen und schief stehenden Schneidezähnen auch schon in einem Auto davongefahren.
Das Opfer wurde „anlasslos“ getötet
25 Jahre später ist die Staatsanwaltschaft und die Sonderkommission Tilsit der Kripo überzeugt, den Täter gefasst zu haben. Eine verbesserte und verfeinerte DNA-Analyse hat Hartmut M. überführt. Laut Anklage soll er das ihm „bis dato völlig unbekannte“ Opfer „anlasslos“ getötet haben, „mit einem Stichwerkzeug“ in den Oberkörper. „Das Mordmerkmal ist Heimtücke“, sagt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Melanie Rischke. Der Beschuldigte sitzt seit Februar in U-Haft und schweigt.
Die Puzzleteile scheinen zu passen – nicht nur wegen des genetischen Fingerabdrucks am Tatort. Viktor Hartmut M., heute 70 Jahre alt, hat schon einmal eine Frau umgebracht. Am 28. September 2001 tötete er an der Autobahn A 70 im oberfränkischen Thurnau eine 51-Jährige, die er als Anhalterin mitgenommen hatte.
Vom Geschäftsführer zum Erpresser
Eine Bluttat ohne Motiv. Hartmut M. war viele Jahre ein angesehener Geschäftsführer verschiedener Unternehmen mit Topverdienst. Es bedurfte zweier Prozesse und einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs, ehe Hartmut M. 2007 für die Tat in Franken verurteilt wurde – indes nur wegen Totschlags. In der Zwischenzeit hatte er sich noch als Erpresser einen Namen gemacht – er wollte vom Shell-Konzern vier Millionen Euro. Dafür gab’s zusammen zwölfeinhalb Jahre.
Für einen Mordprozess im Fall Brigitta J. scheint somit alles klar zu sein. Hartmut M. lebte 1995 in Holzgerlingen, 13 Kilometer vom Tatort entfernt – sein Auto war in der Tatnacht dort gesehen worden.
Die Sache mit dem Handwerkerauto
Allerdings gibt es an dieser Stelle ein paar Ungereimtheiten. In allen Berichten, so auch in einer XY-Sendung vom 12. Januar 1996, gedreht in Zusammenarbeit mit der damals ermittelnden Landespolizeidirektion Stuttgart I, soll der Mörder in einem auffälligen, gelben bis ockerfarbigen Handwerkerauto geflüchtet sein. Das hatten zwei US-Piloten berichtet, die mit dem Täter gesprochen hatten. Hartmut M. besaß damals aber einen dunklen Honda CRX. Ein solcher Wagen parkte ebenfalls am Tatort – und war wenig später ebenfalls verschwunden. Die Polizei vermutete einen schüchternen Zeugen.
Wie das Leben so spielt: Die Ermittler stießen wegen des Hinweises auf den Honda tatsächlich schon 1995 auf Hartmut M. – allerdings ergab sich bei der Überprüfung kein Tatverdacht. Nun jedoch stellt sich eine ganz andere Frage: Haben die damaligen Tatzeugen einen gelben Lieferwagen nicht von einem sportlichen Auto unterscheiden können – oder war hier ein zweiter Mann im Spiel?
Prozessauftakt im Herbst?
Während der jahrelangen Ermittlungen wurde nie erwähnt, dass die Kripo diesen zweiten Mann zu kennen glaubt. Er wäre wohl sogar mit einem gelben Kastenwagen in Verbindung zu bringen. Nur als Täter kommt er offenbar nicht infrage. Also ein Zeuge? Doch warum sollten die Männer ihre Fahrzeuge getauscht haben?
Das Rätsel des zweiten Mannes: Er soll das Opfer gekannt und auch Verbindungen zu Hartmut M. gehabt haben. Es wird also spannend für das Gericht und die 19. Strafkammer von Richter Winkelmann. Der will im August entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Mit einem Prozessauftakt wäre dann Ende September oder Anfang Oktober zu rechnen.
Der Prozess startet heute
Mehr als 25 Jahre nach einem Mord in Sindelfingen könnte die Akte zu der Bluttat geschlossen werden. In Stuttgart sitzt von diesem Mittwoch (9.15 Uhr) an ein 70-Jähriger auf der Anklagebank des Landgerichts. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, die 35 Jahre alte Frau im Juli 1995 niedergestochen und ermordet zu haben.
Der Kammer steht damit ein langwieriger Indizienprozess bevor: 19 Verhandlungstermine sind bislang eingeplant, 40 Zeugen schlägt die Staatsanwaltschaft für den Prozess vor. Erschwerend kommen Aussagen von Menschen hinzu, die mittlerweile in den USA und Kroatien leben, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Die aktuelle Corona-Situation lege der Anreise zusätzlich Steine in den Weg.
Tat liegt mehr als ein Vierteljahrhundert zurück
Die Tat liegt mittlerweile mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. Der Mörder und sein späteres Opfer sollen sich nach dem heutigen Ermittlungsstand nicht gekannt haben, als die 35-Jährige am 14. Juli 1995 auf ihrem abendlichen Rückweg von der Arbeit war. Die beiden trafen nahe der S-Bahn-Station Goldberg in Sindelfingen aufeinander. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft wurde die Frau mit mehreren Stichen in die Brust getötet.
Zur Tatzeit lebte der nun angeklagte 70-Jährige im Kreis Böblingen. Der Mann war laut Stuttgarter Staatsanwaltschaft bereits 1995 ins Visier der Ermittler geraten. Zeugen wollen sein Auto in Tatortnähe gesichtet haben. Die Ermittlungen liefen allerdings ins Leere.
DNA-Spur führte zum 70-Jährigen
Der Fall landete in den Aktenschränken, bis Experten des Landeskriminalamts in Baden-Württemberg erneut eine DNA-Spur überprüften, die damals am Körper des Opfers gesichert worden war. Mit Hilfe modernerer Technik führte die Spur zum 70-Jährigen.
Im Februar 2020 nahmen Polizisten den Mann in Hamburg fest. Der 70-Jährige hatte in seinem Leben überwiegend im kaufmännischen Bereich gearbeitet. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte das Landgericht Würzburg den Mann bereits im Jahr 2007 wegen Totschlags und räuberischer Erpressung verurteilt. Der 70-Jährige erhielt damals nach Angaben des Landgerichtssprechers eine Freiheitsstrafe von 12 Jahren und sechs Monaten - 2016 wurde er entlassen.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal...32ce3a1373.html
Der aktuelle Stand des Prozesses Stuttgarter Zeitung plus
Der Cold-Case-Prozess um den gewaltsamen Tod der 35-jährigen Brigitta J. im Juli 1995 beim Breuningerland in Sindelfingen geht nun, nach über acht Monaten und 27 Verhandlungstagen, langsam auf die Zielgerade. Der bald 71-jährige Angeklagte schweigt weiterhin, und die 19. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts wird manches Detail wohl nicht ausgeleuchtet bekommen. Vorsitzender Richter Norbert Winkelmann macht inzwischen deutlich, dass das Gericht das Motiv der Tat anders sieht als die Nebenklage und Angehörigen des Opfers. Ein sexual-sadistisches Motiv? Das sei „möglich, aber nicht zwingend“, so Winkelmann, und daher wolle das Gericht „diesen Schluss nicht ziehen“.
Sichergestellte Fotodateien mit Motiven gefesselter und gequälter Frauen, für Nebenklageanwalt Mario Seydel ein Beleg für eine „sexuelle Deviation“, die nicht nur bei der Tötung von Brigitta J. am 14. Juli 1995 in der Tilsiter Straße eine Rolle gespielt habe, sondern auch im Fall der 51-jährigen Magdalene H., die am 28. September 2001 am Rande einer Autobahn im oberfränkischen Thurnau umgebracht wurde. Der Angeklagte Hartmut M. wurde dafür 2007 vom Landgericht Würzburg wegen Totschlags verurteilt.
Vermutungen über Vermutungen
Für die 19. Strafkammer sind das letztlich aber nur „Vermutungen“. Da die ältesten Bilder aus dem Jahr 1999 stammten, so Winkelmann, könnten sie nicht als Beleg für das Tatmotiv 1995 dienen. Dennoch will die Kammer beim nächsten Prozesstag eine Ermittlungsrichterin anhören, die auch schon im Würzburger Prozess ausgesagt hatte. Damals hatte ihr gegenüber die zweite Ehefrau des Angeklagten, die im Stuttgarter Prozess von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch macht, einiges zu ungewöhnlichen sexuellen Praktiken in der Ehe berichtet.
Vermutungen äußerte auch der psychiatrische Gutachter Peter Winckler. Sollte Hartmut M. der Täter gewesen sein, sagte er Anfang Mai, dann müsste er um des Tötens willen getötet haben, für „ein gottgleiches Erleben“. Im Dunkeln bleiben auch manche Details beim Ablauf der Bluttat. Der Täter hatte Brigitta J. nachts gegen 23.40 Uhr über die Straße zu zerren versucht und ihr dann plötzlich 23 Stiche verpasst. Mit einem unbekannten Werkzeug mit sieben Zentimeter langem vierkantigen Dorn, wie Gerichtsmedizinerin Dr. Maria-Christine Schieffer feststellte. Dabei habe er aber auch ein Messer eingesetzt.
Das Rätsel mit den zwei Autos bleibt
Und auch das führt zu einem weiteren Rätsel, das bisher unter der Rubrik Vermutung abgelegt ist. Der amerikanische Augenzeuge, der nicht nur die Tat beobachtete, den Täter bis ins Detail beschrieb und sogar zwei Waffen in der Hand des Täters schilderte – ausgerechnet dieser Zeuge soll sich eklatant beim Fahrzeug geirrt haben, mit dem der Killer davonfuhr. Der heute 68-Jährige sah ein gelbes Handwerkerauto, andere Zeugen dagegen einen schwarzen Honda-CRX-Sportwagen – den Hartmut M. zur Tatzeit tatsächlich besessen haben soll. Zwei Autos, zwei Männer?
Dass der einstige Vorzeigemanager eines Computerunternehmens und Porzellanherstellers die 35-Jährige umgebracht haben soll, hält die Anklage allein durch seine DNA-Spur an einem Fingernagel des Opfers für erwiesen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu 24 Billionen. Doch warum sich Hartmut M. überhaupt im Sindelfinger Gewerbegebiet zu nächtlicher Stunde aufgehalten haben soll, bleibt unklar. Dass dies im Zusammenhang mit Vorbereitungen zu einer Körperpflege-Vertretertagung im nahegelegenen Messezentrum stehen könnte, haben die Cold-Case-Ermittler als Zeugen vor Gericht erwähnt.
Wo der Weg von Brigitta J. begann
Denn die Arbeitsstelle in der Schwertstraße, bei der Brigitta J. nachts aushalf und von der aus sie sich am 14. Juli 1995 auf den verhängnisvollen Weg zum S-Bahn-Halt Goldberg machte, liegt in 100 Meter vom Messezentrum entfernt. Hier hätten sich Wege kreuzen können – theoretisch.
Einer der Vertreter, ein Freund und Trauzeuge des Angeklagten, habe aber eine damalige Mitarbeit von Hartmut M. im Messezentrum klar ausgeschlossen, so die Aussage der Ermittler. Dabei hatte sich das befreundete Ehepaar aber nicht unbedingt auf der Seite der Polizei gesehen, wie aus einem Brief hervorgeht, der am dritten Prozesstag verlesen wurde: Ihr Glaube an die Justiz sei erschüttert, so deren Kommentar zu den Ermittlungen.
Auf Antrag der Verteidiger Amely Schweizer und Franz Friedel soll nun auch der Böblinger Amtsgerichtsdirektor im Ruhestand als Zeuge gehört werden, der damals den amerikanischen Zeugen angehört hatte. Ob die Beweisaufnahme des Prozesses in eine weitere Verlängerung geht, ist vorerst offen.
der Fall geht in die nächste Runde.
Der BGH hat die Verurteilung wegen Mordes gerügt und das Urteil aufgehoben- das Mordmerkmal "Heimtücke" sei nicht ausreichend geprüft worden.
Ich habe den Fall jetzt nicht mehr so im Kopf und kann nicht sagen, ob evtl. ein anderes Mordmerkmal in Frage kommt. Sollte das Gericht in Stuttgart jedoch kein weiteres Mordmerkmal erkennen und "nur" einen Totschlag sehen, wäre das Verbrechen verjährt. Dann müßte der Angeklagte freigesprochen und aus der JVA entlassen werden.
https://www.szbz.de/nachrichten/1995-get...-mordurteil-auf
Zwei Fälle, die wieder einmal nachdenklich machen, gerade im Hinblick auf das Anhalterunwesen." (Zitat Zimmermann FF 3 17.01.1986)
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