Hallo,
ich habe mir die heutige „Sondersendung“ etwas genauer angesehen und stehe dieser mit gemischten Gefühlen gegenüber.
Die gezeigten Vermisstenfälle legten ihren Focus sicherlich auf die Angehörigen der Vermissten. Ihr Leid, ihr Hoffen, ihr Bangen und ihre Ratlosigkeit kann ein Außenstehender sicherlich nur erahnen. Die Ungewissheit kann schlimmer sein, als eine nackte Tatsache.
Die gezeigten Filmfälle sind alle mysteriös.
Trotzdem zeigt dieses Format auch Schwächen, die ich jedenfalls so wahrnehme und mich eher verwirren...
Sinn und Zweck von XY war immer die Aufklärung sowie die Vorbeugung. Es liegt die Vermutung sehr nahe, dass es sich bei den Vermisstenfällen um Verbrechensopfer handelt. Sicherlich nicht bei jedem, aber die Wahrscheinlichkeit ist (leider) sehr hoch anzusetzen.
Die Anteilnahme ist sicherlich wichtig; als Zuschauer kann ich aber keine solche i. d. R. konkret leisten. Aber ich kann vielleicht Hinweise geben. Auch entfällt bei den gezeigten Fällen m. E. das Thema Vorbeugung gänzlich. Da wird einiges verschenkt.
Hier gäbe es aber durchaus Potential (für Eltern, siehe den recht gut umgesetzten Filmfall über Till Ramming). Deswegen müssten sich die Macher der Filmfälle wieder auf den Fokus der Aufklärung richten. So zeigten die Filmfälle diesmal wirklich deutliche handwerkliche Schwächen; jedenfalls in meiner Beurteilung.
Beispiel Fall Walter Schuster:
Die sehr wichtige Beobachtung bzw. Wahrnehmung des Nachbars bzw. Untermieters von einem Streit vor dem Fenster wird knapp gezeigt, dann aber wieder etwas unterbewertet? Es ist von Jugendlichen in der Nähe einer Gasstätte (?) die Rede? Hier kann ich nicht richtig folgen.
Beispiel: Fall Scarlett Salice:
In dem Filmfall mit den laufenden Unterbrechungen wurden meiner Meinung nach viele belanglose Dinge aufgeführt, die der Aufklärung weniger dienlich sind. Buddhistische Tempelanlagen, ja, der Freund in Asien, ja und (...). Aber das Verschwinden der Frau spielte sich im Schwarzwald ab.
Jeder Mensch hat eine Lebensgeschichte, sowie Hobbies und Interessen, die man jetzt nicht unbedingt so breit skizzieren muss. Es sei denn, dass diese der Aufklärung dienen könnten.
So wurden sehr wichtige Details, etwa die Erwähnung der Zeugen, die auf dem Parkplatz eine Frau gesehen haben, die „der Beschreibung entspricht“, nebst „Edeka“ in wenigen Sekunden erzählt, dann wieder als Zeugenaussage zurückgenommen, weil es nur eine Ähnlichkeit war? Da habe ich den Überblick jetzt beim Zuschauen ebenfalls verloren.
Ich behaupte, dass ein kurzer knackiger Beitrag von fünf bis zehn Minuten mit den wichtigsten Details der Wanderung besser gewesen wäre. Ein freiwilliges Verschwinden ist doch hier auszuschließen, oder etwa doch nicht?
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Filmfälle sind mir (teilweise) zu breit aufgebaut. Wesentliche Details werden dagegen viel zu kurz oder undeutlich dargestellt, so dass ich als Zuschauer zuviele Infos bekomme, die wesentlichen aber hinterher erst mal „sortieren“ muss und die Chronilogie nicht richtig zu 100% verstehe.
Im angesprochen Fall hätte man sich m. E. die ganze Vorgeschichte nebst Versorgung der Katze sparen können. Alles unwichtige Fakten, die nicht zum Ziel führen und die Aufmerksamkeit des Zuschauers -nicht zuletzt durch die eingeblendeten Zeugenaussagen in den Filmfällen- deutlich herunterziehen. Die Zuschauer können nur als Zeugen behilflich sein, worin ja auch die Hoffnung liegt. Diese Chance sollte man auch durch die Filmfälle nutzen.
VG
P.