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27.10.1978 SF 5 (Kripo Würzburg) Fahndung nach Konrad K.

in Studiofälle 27.10.2023 21:55
von ug68 • 784 Beiträge

In der Oktober-Sendung 1978 fahndete Ede für die Kripo Würzburg nach dem 41-jährigen Deutsch-Rumänen Konrad K., der 1976 vom Landgericht Würzburg wegen Kreditbetrugs mit einem Gesamtschaden in Höhe von drei Mio. DM zu einer vierjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden und, so Ede „ … im Verdacht steht, auch heute seinen Lebensunterhalt durch neue Betrügereien zu bestreiten.“ Zwar erwähnte Peter Hohl In der Spätsendung vom Oktober 1978 noch Hinweise über einen bis dahin der Polizei noch nicht bekannten, weiteren Falschnamen, den Konrad K. in Nürnberg benutzt haben soll, in den nächsten XY-Sendungen wurde der Fall dann aber nicht mehr erwähnt.

Acht Jahre Später berichtete schließlich der "Spiegel" in Heft 51/1986 Im Artikel "Die Nürnberg-Connection", dass Konrad K. noch "während der Sendung über seinen Fall" in einem bayrischen Hotel, in dem er Stammgast war, identifiziert und kurz darauf festgenommen wurde. In dem Artikel war die damalige Festnahme aber nur in einem Nebensatz beschrieben worden, denn hauptsächlich ging es darin um die Zusammenarbeit des damaligen Fußball-Bundesligisten Blau-Weiß 90 Berlin mit einem dubiosen Geldgeber, der sich als Manager der Mariendorfer Gewinne aus Spielertransfers in die eigene Tasche gesteckt haben soll. Und bei dem dubiosen Geldgeber handelte es sich um den damals in in XY gesuchten Konrad K., der später noch unter anderem als Handelsvertreter für Kaffee fungierte, ab dem Frühjahr 1983 dann für rund zwei Jahre lang als Manager bei Blau-Weiß 90 Berlin arbeitete, so auch in die Schlagzeilen der Sportpresse geriet und schließlich 1986 erneut festgenommen und in Untersuchungshaft genommen wurde.

Über die Nürnberger Werbeagentur seiner Freundin hatte er dem Verein aus der damals drittklassigen Oberliga Berlin mit seinem "Modell Blau-Weiß" Spieler durch Mehrfachabtretungen der Rechte an späteren eventuellen Weiterverkäufen finanziert. So konnte sich der Verein eine Truppe zusammenstellen, die nur ein Jahr später in die 2. Bundesliga aufstieg. Formal waren die Spieler bei der Werbeagentur angestellt und wurden von Konrad K. bezahlt und um keinen Ärger mit dem DFB zu bekommen, waren die Spieler zum Schweigen verpflichtet.

Da es ihm gelang, sich in seinem Vertrag als Vereinsmanager neben weitgehenden Vollmachten auch einen Passus hineinschreiben zu lassen der ausdrücklich besagte, dass es bei "Spielertransfers während der Saison" der Zustimmung des Vereins bedarf, konnte Konrad K. am Saisonende auch bei Spielerverkäufen schalten und walten wie er wollte. Also sicherte er sich die Transferechte an den Spielern um die Gewinne einstreichen zu können. Außerdem konnten laut Vertrag durch die Agentur Rechte aus den Verträgen der Spieler zu Finanzierung an Dritte abtreten werden. Siebzehn Anleger aus Bayern hofften so auf das große Geld und machten von der Möglichkeit gebrauch. Manche Transferrechte wurden gleich mehrfach vergeben. Konrad K. nahm ein Darlehen nach dem anderen auf und verpfändete, wie im Vertrag vorgesehen, die Transferrechte des Spielerkaders.

Während die Mannschaft wiederum zwei weitere Jahre später zur Saison 1986/87 in die Bundesliga aufstieg, hat der Vereinsvorstand nach eigenen Angaben indessen von den dubiosen Machenschaften lange nichts mitbekommen. Als Mitte 1985 der ganze Schwindel schließlich aufflog trennte er sich noch vor Saisonbeginn von seinem Manager. Um die Lizenz für die Bundesliga zu bekommen musste der Verein eine Bürgschaft von 1,15 Millionen DM hinterlegen und einen zusätzlichen Bankkredit in höhe von einer halben Million DM aufnehmen

Nach anfänglichen Erfolgen und einem Auftritt zusammen mit dem Schlagersänger Bernhard Brink im Aktuellen Sportstudio des ZDF, als die Mannschaft den Song "Wir sind heiß auf Blau-Weiß" zum Besten gab, kamen bei den Heimspielen immer weniger Zuschauer und schließlich geriet auch die Nürnberger Werbeagentur in eine große Finanznot, die Zahlungen kamen ins Stocken. Im Dezember 1985 übernahm einer der 17 Anleger, ein Nürnberger Sanitärgroßhändler dem die Werbeagentur alleine über eine Million Mark schuldete, als eines der Betrugsopfer die Transferrechte an allen Spielern und wurde später auch Nachfolger von Konrad K. als Manager der Berliner. Blau-Weiß 90 stieg, trotz insgesamt 10 Tore des späteren Weltmeisters von 1990, Karl-Heinz Riedle in seiner ersten Bundesliga-Saison, nach nur einem Jahr wieder aus der Bundesliga ab. Der Verein kam in eine finanzielle Schieflage. Nach dem Lizenzentzug stürzte er anschließend ins Bodenlose, musste Konkurs anmelden und wurde 1992 aufgelöst. Ein Nachfolgeverein wurde als SV Blau Weiss Berlin gegründet, allerdings ohne einen formalrechtlichen Bezug zu seinem Vorgänger. Er spielt, inzwischen wieder unter dem alten Namen Blau-Weiß 90 Berlin, seit 2018 der fünftklassigen Oberliga Nordost.

Zu einem Urteil gegen Konrad K. kam es letztendlich nicht mehr. Er starb 1988, zehn Jahre nach seiner Suche in XY, an den Folgen eines Schlaganfalls.

Die Nürnberg-Connection - Spiegel, Heft 51/1986 vom 14. Dezember 1986.

Alte Bekannte im Berliner Fußball (8): Blau-Weiß 90: Rotkäppchen und der Scherbenhaufen - Tagesspiegel vom 03. Januar 2013.

Amateurserie: Ex-Bundesligist Blau-Weiß Berlin in der Bezirksliga - DFB.de.

Historie Blau Weiß 90 Berlin - Blauweiss90Berlin.de.

Knigge, Knete, Katastrophen: Memoiren eines Erfolglosen - taz vom 09. Juli 1990.

Der legendäre Hans M., Teil 1: Ein Gläubiger auf dem Weg in die Bundesliga - Fussballn.de vom 03. Juli 2019.

Skandal ohne Ende - taz vom 25.  Mai 1992.

Blau-Weiß 90 Berlin/Die Ära K. (1974 bis 1986) - Wikipedia.


„Das ist der Rollstuhl, meine Damen und Herren, den die Täter in Neckargemünd benutzt haben“.

Eduard Zimmermann am Schluss eines sehr kurzren Filmfalles, nachdem einer der beiden Täter nach seiner „Wunderheilung“ den nicht mehr benötigten Rolli aus dem Film direkt ins XY-Studio geschoben hatte. Ede fing ihn schließlich äußerst elegant auf.

XY 181 vom 29.11.1985; FF 3; Kripo Heidelberg: Raubüberfall mit Rollstuhl.

zuletzt bearbeitet 30.10.2023 22:13 | nach oben springen



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