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XY-Fälle in komprimierter Form 3 (Übernahme)
in Filmfälle 04.02.2008 00:20von XY-Webmaster • 301 Beiträge
Beitrag Verfasst am So 18. Nov 2007, 19:25 von Heimo
38. Leichenteile in Niedersachen
Tatzeit: September 1975, Februar 1976, Mai 1977, Juli 1977 und Dezember 1977
Tatort: Vermutlich im Stadtgebiet oder in der Umgebung von Hannover
Zuständig: Kriminalpolizei Hannover
XY-Ausstrahlung: 12. Mai 1978
Der Fall:
Die Ermittlungsbehörden der niedersächsischen Landeshauptstadt ahnen am 26. September 1975 noch nicht, dass sie es mit einem Täter der besonderen Art zu tun haben. Man kann an diesem Tag nicht abschätzen, ob er nur einen abartigen Humor hat oder gar an einer Psychose leidet. Er wird die Polizei mit seinem Auftreten noch längere Zeit in Atem halten, aber an diesem Tag wird sie erstmals mit dem Fund von Leichenteilen konfrontiert.
Im Wasser des Kraftwerks „Am Schnellen Graben“ wird der Torso einer Frau geborgen. Sie dürfte zwischen 23 und 25 Jahren alt gewesen sein und war zu Lebzeiten ca. 1,55 m groß. Zum Zeitpunkt des Auffindens war sie etwa seit 10-14 Tagen tot. Bei Untersuchungen stellt man eine auffällige Narbe am Bauch fest und findet heraus, dass sie mindestens ein Kind entbunden hat. Die fehlenden Körperteile wurden offensichtlich mit einer Kreis- oder Bandsäge nach ihrem Ableben entfernt. Zudem findet die Polizei eine goldene Kordel, die um den Torso gebunden war.
Die Entdeckung gibt der Polizei Rätsel auf. Es kann nicht geklärt werden, ob in einer Mordsache oder „nur“ wegen Leichenschändung zu ermitteln ist. Weder die Klärung der Todesursache noch eine Identifikation der Toten ist möglich. Weitere Körperteile der Frau werden nicht gefunden.
Damit nicht genug. Dieser makabre Fall ist nur der Auftakt zu einer ganzen Serie seltsamer Funde von Leichenteilen:
1. An den Wochenenden des 21. und des 28. Februars 1976 werden die Überreste einer weiblichen Leiche am Rudolf-von-Bennigsen-Ufer sowie auf einem Schulgelände an der Bonner Straße gefunden. Die Leichenteile (Brustkorb und das rechte Bein) sind offensichtlich absichtlich so auffällig platziert worden. Die pathologische Untersuchung ergibt, dass sie zu einer ca. 25 jährigen Frau gehörten. Es lässt sich feststellen, dass sie um die 1,70 m groß war.
2. Zwischen dem 28. Mai und 11. Juni 1976 werden insgesamt sechs Körperteile am Kraftwerk „Am schnellen Graben“ angespült, die zu einem recht jungen Mann (um die 18 Jahre) gehörten. Er war um die 1,70 m groß und Träger einer unfachmännisch ausgeführten Tätowierung am rechten Unterarm, die der Erscheinung nach vermutlich ein „Eisernes Kreuz“ darstellt.
3. Am 05. Juni 1976 findet man den Unterarm eines ca. 50 jährigen Mannes an dem besagten Kraftwerk.
4. Am Morgen des 10. Julis 1977 wird in der Eilenriede, dem Stadtwald von Hannover, ein abgetrennter weiblicher Unterkörper entdeckt. Er dürfte innerhalb der letzten 24 Stunden vor dem Auffinden dort abgelegt worden sein. Man kann ermitteln, dass die Frau bei ihrem Ableben um die 40 Jahre alt und zwischen 1,50 m und 1,60 m groß war. Sie hatte Schuhgröße 36. Zudem muss sie mindestens einmal entbunden haben. Außerdem wurde ihr Blinddarm entfernt.
Die menschlichen Überreste weisen viele Gemeinsamkeiten auf: Ihre Todesursachen lassen sich nicht bestimmen. Man weiß lediglich, dass die Personen erst kurze Zeit tot waren und danach mit einer Kreis- oder Bandsäge zerteilt wurden. Ihre restlichen Körperteile bleiben verschollen. Genauso bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Leichenteile immer in der Nacht vor einem Samstag abgelegt wurden. Zudem gibt es keine Zeugen, die im Zeitraum des Ablegens auffällige Beobachtungen an späteren Fundorten gemacht haben.
Die Ermittler fahnden nach einem Mörder, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass nur ein Leichenschänder sein Unweisen treibt. Die Überprüfung von Vermisstenmeldungen erbringt keinen Erfolg. Somit ergeben sich auch keine Hinweise auf die toten Personen und mögliche Gründe des Versterbens. Nachforschungen in Leichenschauhäusern oder bei Bestattern in der Umgebung verlaufen ebenso erfolglos. Es lassen sich keine Anzeichen für einen Schänder finden, der sich heimlich toter Körper bemächtigt haben könnte. Es entsteht der Eindruck, dass kein Gesellschaftsmitglied fehlt, auf das die Merkmale eines der Toten passen könnte.
Die Polizei vermutet, dass der Täter mit seinem Vorgehen die Absicht verfolgt, die Einwohner von Hannover durch das auffällige Platzieren der Leichenteile in Angst und Schrecken zu versetzen.
Noch ein weiterer Fall muss der Serie hinzuaddiert werden, der sich aber in einigen Merkmalen von den anderen unterscheidet. Aufgrund der Verstückelungen und wegen der ähnlichen Ablage kann man davon ausgehen, dass wieder der gleiche Täter zugeschlagen hat. Am 18. Dezember 1977 wird auf einem Feldweg bei Hannover ein weiblicher Rumpf gefunden. Kopf, Arme und Beine wurden abgetrennt. Zudem war die Leiche in eine recht alte Baumwolldecke gehüllt. Selbstklebende Plastikstreifen wurden um die Decke gewickelt, die das Paket zusammenhalten sollten. Die Frau dürfte zwischen 50 und 60 Jahren alt gewesen sein und war 1,60 m bis 1,70 m groß. Sie wurde eindeutig umgebracht, da sie Würgemale am Hals aufweist.
Aufgrund des letzten Falls ist man sich sicher, es mit einem Mörder zu tun zu haben, der die Überreste von getöteten Personen versteckt hat, bei denen er aber die Spuren der Todesursache beseitigt hat. Man mutmaßt, dass er einen PKW besitzt oder Zugang zu einem hat, um die Leichenteile abzutransportieren. Ferner scheint er im Umgang mit einer Kreis- oder Bandsäge geübt, mit der er die Körper zerteilt. Um den Verwesungsprozess nicht fortschreiten zu lassen, muss er die Leichen kalt in einem Keller oder einem Kühlraum gelagert haben.
Es bleiben viele Fragen und es gibt nur wenig Spuren: Wer sind die Toten? Warum mussten Sie sterben? Welche Täter-Opfer-Beziehungen bestanden? Warum vermisst offenkundig keiner die Toten? Wem gehören die Decke und die Kordel?
Die Sendung
Schon in der Anmoderation klärt Zimmermann auf, dass dieser Filmfall einen sehr makabren Inhalt hat. Sofern es möglich war, habe man dem Zuseher schockierende Details erspart, dennoch käme man nicht umhin, die Sachverhalte anzudeuten.
Im Film werden nicht alle Funde szenarisch gezeigt, lediglich drei der Taten werden rekonstruiert. Dieses Vorgehen erscheint zweckmäßig, da sich die anderen Fälle nur unwesentlich von den gezeigten unterscheiden. Schon alleine die inszenierte Entdeckung der Leiche in der Eilenriede spiegelt in realistischer Manier das Entsetzen der Finder wider. Sie reicht aus, um den Zusehern dieser Sendung jahrelang unangenehm in Erinnerung zu bleiben. Zudem wird noch kurz gezeigt, wie ein Arm aus dem Auffangbecken geborgen wurde. Es bleibt auch so der nachhaltige Eindruck, dass der Täter die Öffentlichkeit schockieren wollte.
Neben den Funden steht die Ermittlungstätigkeit der Polizei im Vordergrund des Films. Einen wichtigen Part darin nimmt ferner die Arbeit der Pathologie ein, wo ein Arzt den Beamten die wichtigsten Fakten der Funde präsentiert. Nach der Entdeckung der fünften Leiche wird ein Gespräch am „Round table“ zwischen Pathologen und Kriminalpolizei inszeniert, um die Ermittlungsansätze dem Fernsehpublikum zu veranschaulichen. Diese Unterredung darf man als stilistisches Mittel der Fallpräsentation ansehen, um die Fülle der Informationen dem Zuschauer verständlich zu machen und mögliche Erklärungen zum Täterverhalten zu liefern. In der gezeigten Form dürfte die Unterredung in der Realität nicht stattgefunden haben. Die Idee, eines solches Gespräch für den Film zu inszenieren, erscheint zweckmäßig, aber die Umsetzung enthält inhaltliche Fehler. So präsentieren die Ärzte nicht nur die medizinischen Befunde, sondern werten die kriminalistischen Fakten aus und stellen Vermutungen bezüglich des künftigen Täterverhaltens an. Diese Aufgabe fällt jedoch in den Zuständigkeitsbereich der Beamten, die in der Runde hingegen passiv und beinahe ängstlich dargestellt werden.
Im Studio werden die Informationen des Films zu den Leichen komprimiert in einer tabellarischen Aufstellung aufbereitet. Zimmermann weist daraufhin, dass sich über die Person des Mörders gut spekulieren ließe, macht aber deutlich, dass hier lediglich die Fakten aufgegriffen werden sollen. Eine Einschätzung, aus welchem Milieu die getöteten Personen stammen könnten, unterbleibt sowohl im Film als auch im Studio. Somit ist es dem Zuseher überlassen, welche Schlüsse er daraus zieht.
Fazit: Dieser Filmfall bleibt außergewöhnlich, weil er weder Ansatzpunkte zur Identität der Opfer noch genaue Angaben zum Täter liefert. Mögliche Motive können nicht genannt werden und es fehlen fast gänzlich Spuren, die dem Verbrecher zuzuordnen sind.
Es scheint fast so, als ob die Leichenteile aus heiterem Himmel plötzlich aufgetaucht wären.
Nach der Sendung
Dieser Fall erregte natürlich Aufsehen. Die Beteiligung der Zuseher war immens. So meldeten sich einige, die glaubten, Angaben zu möglichen Personen machen zu können, denen die Leichenteile zuzuordnen wären. Viel versprechend klangen die Hinweise besonders in Bezug auf die Tätowierung.
Im Endeffekt kam die Polizei in ihren Ermittlungen nicht weiter. Es gelang keine einzige Identifikation. Die Lösung des mysteriösen Verbrechens erwies sich als zu schwer. Zöge man den Vergleich mit der Mathematik heran, dann hatte die Rechnung zu viele unbekannte Variablen. Es ist lediglich positiv zu vermerken, dass nach 1977 die Serie der mysteriösen Leichenteilfunde in Hannover abrupt abriss.
Es bleiben allenfalls Spekulationen: Entweder wurden die Leichen deshalb so unkenntlich zugerichtet, damit die Körperteile nicht mehr verschwundenen Personen zweifelsfrei zuzuordnen waren. Diese Menschen hätten eventuell dem Bekanntenkreis einer bestimmten Person, nämlich dem Täter, zugezählt werden können. Damit hätte er fürchten müssen, zwangsläufig als Mörder entlarvt zu werden.
Oder aber die toten Personen sind aus einem Umfeld herausgerissen worden, in dem man ihrem Verschwinden keine Bedeutung zugemessen hat. Das könnte bedeuten, dass sie in den Reihen der eher am Rande der Gesellschaft stehenden Personen zu suchen sind. Hierfür spräche z.B. die primitiv durchgeführte Tätowierung bei einem der Opfer. Damit wäre auch erklärt, weshalb offenbar niemand nach ihnen sucht.
Natürlich bliebe immer noch die Alternative, dass sich der Täter die toten Körper tatsächlich auf eine andere Art beschafft hat, ohne dass die Ermittlungsbehörden bisher feststellen konnten, wie er das bewerkstelligte. Dann stellte sich natürlich die Frage, weshalb die zuletzt gefundene Leiche eindeutige Spuren einer Ermordung aufweist.
Vermutlich wird sich nie klären lassen, welches unheimliche Drama sich Mitte der 70er Jahre in Hannover abspielte. Sollte den Täter nicht das schlechte Gewissen plagen oder sollte ein möglicher Mitwisser nicht auspacken, bleiben diese Taten unerklärlich und ungeklärt.
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Re: Einige XY-Fälle in komprimierter Form
Beitrag Verfasst am So 2. Dez 2007, 19:01 von Heimo
Fall 39 Der Hammermörder
Tatzeiten: 03. Mai 1984 gegen 10.00 Uhr und 12.30 Uhr, 21. Dezember 1984 gegen 10.00 Uhr, 28. Dezember 1984 gegen 12.30 Uhr
Tatorte: Rastplatz Häldenmühle, Erbstetten, Parkplatz Rohrtäle, Cleebronn
Zuständig: Landespolizeidirektion Stuttgart I
XY-Ausstrahlung: 05. Juli 1985
Der Fall
Parkplätze an Landstraßen gelten im Allgemeinen als Refugien für Autofahrer, um einen Kontrast zum Stress belebter Straßen zu erhalten. Diese Orte werden oft zur Erholung aufgesucht, weil die Plätze Einsamkeit, Ruhe und idyllische Abgelegenheit suggerieren. Aber dieses Bild kann trügerisch sein – wie z.B. Wilfried G. (47) aus Aschaffenburg am 03. Mai 1984 feststellen muss.
Wilfried G. arbeitet als Vertriebsingenieur und ist auf dem Weg von Freiberg nach Marbach, wo er einen Geschäftstermin wahrnehmen möchte. Mit seinem weißen BMW 520i hält er kurz nach 10.00 Uhr an dem Rastplatz Häldenmühle an. Dort lauert ihm ein Mann auf und tötet ihn mit einem Kopfschuss, welcher aus einer „Walther P-5“ - ein Waffentyp, der auch bei der Polizei verwendet wird - abgefeuert wird.
Das Motiv dieser grausamen Tat wird schnell klar. Der Verbrecher benötigt ein Fahrzeug, um es wenig später als Fluchtmittel nach einem Banküberfall zu gebrauchen. Sein eigenes kann er offenkundig nicht nehmen, wenn er unerkannt bleiben will. Gegen 12.30 Uhr taucht er maskiert und bewaffnet in der Filiale der Volksbank Erbstetten in Burgstetten auf. Er bedroht die Kassiererin, die noch den Alarm auslöst und dann flüchtet. Der Täter hat jedoch einen Vorschlaghammer mitgebracht, mit dem er die Panzerscheibe zum Kassiererraum zerschlägt. Mit einer Beute in Höhe von 4.790 DM entkommt er. In der Bank hat er sich leicht verletzt und hinterlässt deswegen eine Blutspur. Anschließend nimmt er in Kauf, dass das Kennzeichen seines Fluchtfahrzeugs notiert wird. Ohnehin benötigt er den Wagen nur noch kurze Zeit und lässt ihn in einem Feldweg stehen. Im Auto bleiben Hammer und ein Teil seiner Kleidung zurück.
Am 21. Dezember 1984 startet Malcolm V. (37) von seinem Wohnort Nürnberg mit einem hellgrünen Golf in den Winterurlaub. Der Brite möchte die Weihnachtstage mit seinen Eltern beim Skifahren in der Schweiz verbringen. Fatalerweise macht er Zwischenstation auf dem Waldparkplatz Rohrtäle in der Nähe von Ludwigsburg. Dort wartet augenscheinlich der Verbrecher, der Wilfried G. getötet hat, auf ein neues Opfer. Auch Malcolm V. wird durch einen Kopfschuss ermordet. Um das Auffinden der Patronenhülse zu erschweren, streut der Täter Nägel aus, die die Leistung der Metalldetektoren bei der Suche nach der Hülse beeinträchtigen sollen. Anschließend versteckt der Täter sein Opfer im Wald, so dass der Brite erst am 30. Dezember entdeckt wird. Trotz der Vorkehrungen kann die Hülse ebenfalls gefunden werden.
Wieder verschwindet der Täter mit dem Wagen des Opfers. Im Anschluss plant er offensichtlich, erneut eine Bank ausrauben; denn der PKW wird zur Mittagszeit in der Nähe einer Bankfiliale in Cleebronn gesehen – allerdings wurde der auffällige Dachgepäckträger zwischenzeitlich abmontiert. Ein Anwohner in der unmittelbaren Umgebung vereitelt jedoch den Überfall. Er erwartet Besuch aus Nürnberg und vermutet in dem Fahrzeuginsassen seinen vermeintlichen Gast, den er vom Wagen abholen will. Zur Verwunderung des Anwohners startet der Fahrer den Wagen, als dieser sich beobachtet fühlt, und verlässt die Örtlichkeit.
Ein paar Tage später, am 28. Dezember, kommt der Verbrecher noch einmal nach Cleebronn zurück. Er sucht die Volksbank auf. Dort bedroht er die Angestellten mit einer Pistole und zerschlägt erneut das Panzerglas mit einem Hammer. Aus dem Tresor lässt er sich insgesamt 79.000 DM geben. Der Täter verschwindet mit dem grünen Golf, stellt den Wagen aber schon im Nachbardorf ab und setzt unbemerkt seine Flucht fort. Im PKW bleiben der Hammer und ein Teil der Kleidung zurück. In der Folge der Taten wird der Verbrecher nur noch als Hammermörder bezeichnet, obwohl der Hammer nicht das Tötungswerkzeug bei seinen Morden war.
Aufgrund widersprüchlicher Zeugenaussagen bleibt die Täterbeschreibung vage. Man weiß, dass er ca. 1.75 m groß und schlank ist. Außerdem ist seine merkwürdige Fußstellung aufgefallen und seine markante Gangart in Erinnerung geblieben.
Die Sendung
In der Moderation wird besonders die Gefährlichkeit des Täters herausgestellt. Zimmermann orakelt von einem möglichen weiteren Verbrechen dieser Art, wenn es nicht gelingt, dem Mann bald das Handwerk zu legen. Man ist im Studio über die Unverhältnismäßigkeit des Vorgehens seitens des Täters empört. Dass er für die Beschaffung eines PKWs bereit ist, den Eigentümer zu töten, erscheint unverständlich.
Der Film unterscheidet sich aufgrund der Fülle von zu beachtenden Ereignissen von anderen aus dieser Zeit. Man verzichtet darauf, die Opfer in ihrem alltäglichen Ablauf zu zeigen. Mit wenigen Sätzen werden sie vorgestellt, bevor sie an den jeweiligen Rastplätzen halten, wo sie dann umgebracht werden. Diese Art der Inszenierung drängt sich förmlich auf, da fünf Vorgänge (zwei Morde, zwei Überfälle und der Vorfall mit dem Anwohner) gezeigt werden müssen. Zudem ist bei den Straftaten davon auszugehen, dass es sich um Zufallstaten handelt. Es hätte jeden anderen treffen können. Außerdem sind einige Einzelheiten über den Täter bekannt, so dass seine Person in den Mittelpunkt der Verfilmung gerückt wird.
Dem Zuseher werden die gefundene Blutspur in der Bank in Erbstetten sowie das Verteilen der Nägel am zweiten Tatort verschwiegen. Da die Informationen dem Zuschauer nicht viel genutzt hätten, ist ein Weglassen dieser Details nachvollziehbar.
Im Studio wird die Fahndung nach dem Täter präzisiert. Dabei wird gefragt, wer Eigentümer der am Tatort zurück gebliebenen Gegenstände ist. Zudem sind einige Gegenstände aus den jeweiligen Besitztümern der Opfer verschwunden. Man fahndet nach dem Aktenkoffer von Wilfried G. sowie nach einigen Skibekleidungsstücken von Malcolm V. Auch dessen Gepäckträger für Skier – amerikanisches Fabrikat – wird gesucht.
Nach der Sendung
Es gehen Hinweise auf mögliche Personen in Folge der Sendung ein. Die Ausstrahlung des Falls kann aber nicht zur Klärung beitragen. Der Täter bleibt vorerst unbekannt.
Der Hammermörder verübt nach der Sendung weitere schwere Verbrechen. Auf die bekannte Weise bringt er am 25. Juli 1985 einen schwarzen Golf GTI in seinen Besitz. Der Tatort ist ein Wanderparkplatz zwischen Ilsfeld und Flein. Der Eigentümer Xaver A. (27) aus Beilstein bleibt tot zurück. Mit dessen Auto fährt der Täter nach Spiegelberg. Als er dort mit einem Vorschlaghammer das Gebäude der Raiffeisenkasse maskiert betritt, wird er vom Filialleiter mit den Worten „Der Hammermann ist da“ empfangen. Unverrichteter Dinge zieht der Verbrecher wieder ab.
Am 27. September 1985 überfällt er maskiert zur Mittagszeit in Rosenberg bei Ellwangen die Raiffeisenkasse. Allerdings hat er sich keinen Wagen auf die herkömmliche Art besorgen können. Er wurde zuvor beobachtet, wie er aus einem Wald kommend Richtung Rosenberg gegangen war. In der Bank erbeutet er 11.000 DM und flüchtet mit dem Wagen eines Bankkunden. Nach dieser Tat können Zeugen gute Angaben über ihn machen, so dass die Polizei ein Phantombild anfertigen kann.
Schließlich entsteht der Verdacht, dass der Täter aus den Reihen der Polizei kommt. Um diesen Verdacht zu überprüfen, müssen die Polizisten aus der Umgebung von Stuttgart ihre Dienstpistolen beschießen lassen. Anschließend werden die abgegebenen Kugeln untersucht und mit den von den Tatorten vorhandenen Projektilen abgeglichen. Folglich muss auch der Hundestaffelführer Clemens Z. der Landespolizeidirektion Stuttgart seine Pistole kontrollieren lassen.
Clemens Z., Familienvater in Strümpfelbach/Backnang, hatte einst in der Lotterie einen Geldgewinn erhalten. Davon baute er seiner Familie ein Haus. Leider hatte er sich finanziell übernommen. Um das Eigenheim nicht wieder verkaufen zu müssen, war es ihm gelungen, sich Geld zu besorgen. Es stellt sich schließlich heraus, dass er dies als Hammermörder auf unrechtmäßige Weise tat.
Der drohenden Entdeckung entgeht er auf dramatische Weise. Am 13. Oktober 1985 erschießt er seine Frau und einen seiner zwei Söhne im eigenen Haus. Mit dem anderen fährt er in das italienische Torre Canne bei Brindisi. Dort erschießt er am 22. Oktober seinen Sohn und richtet letztlich sich selbst hin.
Die Ermittlungen fördern viele Pannen der Polizei zu Tage. Anhand der Geschosshülsen hätte man früher ermitteln können, dass der Täter Polizist sein könnte. Als man um diese Erkenntnis reicher war, geriet ein Polizist unter Verdacht, der aber nichts mit den Verbrechen zu tun hatte. Clemens Z. gelang es mehrfach, sich mittels simpler Ausreden der Überprüfung durch die Kollegen zu entziehen. Er widersprach z.B. der Aufforderung nach einer Blutentnahme mit der Bemerkung, dass er damit einen Ansehensverlust des Ansehens seitens der Ärzte zu befürchten hätte.
An diesen Fall wird man sich noch lange erinnern können. Das liegt nicht unbedingt an der Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“. Die Verfilmung zählt nicht zu denen, die besonders in Erinnerung bleiben, dafür war der Film zu faktenorientiert inszeniert.
Dennoch wird die Öffentlichkeit den Verbrecher nicht so schnell vergessen. Zum einen betrieb man einen großen finanziellen sowie arbeitstechnischen Aufwand bei der Bearbeitung des Falls. Zudem sorgten der Fortgang der Ereignisse nach der Sendung sowie die Aufklärung für Furore. Alleine die Tatsache, dass ein Polizist hinter den Morden steckte, war Aufsehen erregend genug. Die Geschehnisse inspirierten Fred Breinersdorfer 1986 zum Schreiben des Romans „Der Hammermörder“, nachdem er selbst in dem Fall recherchiert hat. Das Buch diente Bernd Schadewald 1990 als Vorlage für einen gleichnamigen Film, für den er den Grimme-Preis erhielt.
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Re: Einige XY-Fälle in komprimierter Form
Beitrag Verfasst am So 2. Dez 2007, 20:32 von Bernhard
Moin Heimo,
danke für das schöne neue Review!
Zwei kleine Korrekturen: Der Buchautor heißt Fred BreinersDORFER (wie in "Himmelsdorfer" ), und der Hammermörder starb mit seinem jüngsten Sohn nicht in Brindisi, sondern in dem Hafenstädtchen Torre Canne bei Fasano, etwa 50 km von Bari entfernt.
Bernhard.
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Re: Einige XY-Fälle in komprimierter Form
Beitrag Verfasst am Mo 3. Dez 2007, 18:52 von Heimo
Bernhard hat geschrieben:Moin Heimo,
danke für das schöne neue Review!
Zwei kleine Korrekturen: Der Buchautor heißt Fred BreinersDORFER (wie in "Himmelsdorfer" ), und der Hammermörder starb mit seinem jüngsten Sohn nicht in Brindisi, sondern in dem Hafenstädtchen Torre Canne bei Fasano, etwa 50 km von Bari entfernt.
Bernhard.
Moin Bernhard,
danke für die Korrektur. Ich habe mal kurz nachgelesen. Breinersdorfer wird sofort korrigiert. Brindisi habe ich in den Internetquellen gelesen. Ganz falsch ist es nicht, aber ich berichtige auch das.
Der Fall passt derzeit zu Eurer Diskussion in einem anderen Forenbereich. Auch wenn "der Hammermörder" keinen Meilenstein für XY darstellt, so war der Fall brisant genug, um doch noch mal reviewt zu werden. Die Recherche war relativ einfach und das meiste ist sowieso schon bekannt.
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Re: Einige XY-Fälle in komprimierter Form
Beitrag Verfasst am Fr 21. Dez 2007, 11:50 von Heimo
und nun der Weihnachtsfall. Leider kann ich eine Fallklärung nicht anbieten, ich denke aber dennoch, dass dieser Fall viele bewegt hat und deswegen veröffentlich ich ihn hier.
Mir macht das Spaß und ich hoffe, dass ich auch 2008 wieder einige Fälle bearbeiten kann und eine Klärung mitliefere.
Aber nun viel Spaß mit Fall 40, der eigentlich ein Muss für das Buch gewesen wäre (meine Sicht weise)
Frohes Fest wollte ich auch noch sagen.
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Re: Einige XY-Fälle in komprimierter Form
Beitrag Verfasst am Fr 21. Dez 2007, 11:54 von Heimo
Fall 40 Das Wohnmobil
Tatzeit: 07. Juni 1997 gegen 18.00 Uhr
Tatort: Litzlwalchener Hölzl
Zuständig: Kriminalpolizei Traunstein
XY-Ausstrahlung: 24. Oktober 1997
Der Fall
Es ist hinlänglich bekannt, dass besonders Niederländer gerne mit dem Wohnwagen bzw. -mobil verreisen. Sie wissen die große Flexibilität, die das Verreisen mit dem Mobil bietet, zu schätzen. So sind sie frei in der Entscheidung, wie viel Zeit sie an einem Ort verweilen wollen. Auch Wim (63) und Yolanda (61) van den H. aus Delden (Holland) verreisen gelegentlich mit ihrem weißen Wohnmobil (Daimler-Benz, Typ Westfalia, Modell James Cook). Das Ehepaar hat es sich zur Angewohnheit gemacht, die Unabhängigkeit dieses Fortbewegungsmittels entsprechend zu nutzen. Sofern ihnen eine Umgebung gefällt, dehnen sie ihren Aufenthalt in dieser Gegend entsprechend aus. Allerdings sind sie in der Regel darauf bedacht, nachts nicht in jener Abgeschiedenheit einsamer Plätze zu campieren.
Im Frühsommer des Jahres 1997 halten sie sich einige Tage in Deutschland auf. Den Vormittag des 07. Juni verbringen sie in Übersee/Chiemsee. Am Mittag haben sie ein Restaurant bei Marquartstein/Chiemgau aufgesucht. Dieses verlassen sie gegen 14.00 Uhr, weil sie beabsichtigt haben, am Nachmittag Reit im Winkl aufzusuchen. Auf dem Weg in den pittoresken Wintersportort melden sie sich telefonisch bei Verwandten.
Aus ungeklärten Beweggründen entschließen sie sich jedoch zu einer anderen Tagesgestaltung. Denn gegen 15.00 Uhr stellen sie ihr Mobil im Litzlwalchener Hölzl innerhalb des Gemeindebereichs von Nussdorf in der Nähe der Bundesstrasse 304 ab. Diese Örtlichkeit liegt ungefähr 40 km von Reit im Winkl entfernt und grenzt an ein größeres Waldgebiet. Eventuell steht ihnen der Sinn nach einer Verschnaufpause. Vielleicht haben sie die Fahrtroute wegen eines möglichen Begleiters geändert, den sie im Laufe des Tages kennen gelernt haben. Für diese Annahme gibt es jedoch keine Belege.
In größerer Sichtweite zu dem gewählten Stellplatz befindet sich ein bekannter Anlaufpunkt für Liebhaber von Modellflugzeugen. Hier nutzen diese die Chance, ihre Objekte ungestört auszuprobieren. Beiläufig nehmen einige der anwesenden Personen von dem Mobil nur beiläufig Notiz. Sie sehen, dass die Hintertür des Wagens geöffnet ist.
Gegen 18.00 Uhr wird das Ehepaar von einigen Modellfliegern an ihrem Fahrzeug mit einem unbekannten Mann gesehen. Sie verschwinden anschließend aus dem Blickfeld ihrer Beobachter. Danach ist ein Schuss zu hören. Die Ohrenzeugen am Flugplatz vermuten, dass ein Jäger im Wald dafür verantwortlich ist. Auch die folgende Schusssalve wird nicht in Zusammenhang mit den drei Personen am Wohnmobil gebracht. Jedoch stellen die Zeugen fest, dass sich danach nur noch der fremde Mann blicken lässt. Er wird als schlank beschrieben, ist schätzungsweise zwischen 28 und 35 Jahren alt und mittelblond.
Das niederländische Ehepaar lässt sich nicht mehr sehen – es kann es auch nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt ist es nämlich bereits tot. Ihr Mörder hat beide mit einer Pistole vom Kaliber 7,62 mm außerhalb des Wohnmobils erschossen. Die Waffe (Modell Tokarew, TT 33) stammt aus Russland und ist in Deutschland sehr selten. Die beiden werden in das Mobil gezogen, wo ihnen zusätzlich noch die Kehle durchgeschnitten wird. Dieses bestialische Vorgehen des Täters lässt sich nicht erklären.
Er setzt sich gegen 20.00 Uhr an das Steuer des Mobils und nimmt Kurs auf das Frankenland. In der Nähe von Nürnberg/Altenfurt hält er gegen Mitternacht auf einem Waldparkplatz. Diese Örtlichkeit ist vom Tatort ungefähr 270 km entfernt.
Danach verhält er sich scheinbar unüberlegt, da er das Fahrzeug in Brand setzt. Diese Handlung ist verwunderlich, da diese Gegend nicht so entlegen ist, als dass das Feuer unbemerkt bleiben könnte. Zwar werden mögliche Spuren im Mobil verbrannt, aber das Verbrechen wird dementsprechend schnell entdeckt. Vielleicht ist ihm dieser Umstand nicht so wichtig. Möglicherweise glaubt er, dass seine Opfer unerkannt bleiben, nachdem sie durch den Brand entstellt sein werden. Da er jedoch das Kennzeichen des Mobils unbehelligt, stellt die spätere Identifikation der Leichen die Polizei vor keine größeren Probleme.
Der Täter flüchtet zu Fuß Richtung Altenfurt. Unterwegs entledigt er sich einer Handtasche der Opfer, in dem ein Fotoapparat aufbewahrt wird. Zuvor hat er den eingelegten Film herausgenommen und diesen weggeworfen. Schließlich hält er in Altenfurt ein Taxi an. Beim Fahrer erkundigt er sich, ob er für die Fahrt zum Nürnberger Hauptbahnhof mit französischen Francs bezahlen kann. Nach einer Rücksprache mit der Taxizentrale wird die Frage bejaht.
Am gewünschten Ziel gegen 2.30 Uhr angekommen, zahlt der Fahrgast, wechselt zudem noch Geld und betritt den Bahnhof. Und wieder verhält er sich ungewöhnlich, denn er verlässt diesen nicht mit dem Zug sondern zu Fuß an der anderen Seite des Bahnhofs. Erneut will er mit einem Taxi fahren. Wieder fragt er den Fahrer, ob er den erforderlichen Preis für eine Tour nach München mit einer ausländischen Währung bezahlen darf. Dieses Mal gibt er an, nur österreichische Schilling nebst Kreditkarten dabei zu haben. Nach einer Anfrage in der zuständigen Zentrale wird der Umrechnungskurs mitgeteilt.
Über sein genaues Ziel ist sich der merkwürdige Gast nicht im Klaren, denn er ändert es desöfteren während der Fahrt. Er nennt u.a. den nicht existenten Nordostbahnhof, den Hauptbahnhof sowie den Flughafen in München-Riem. Als das Taxi das Stadtgebiet der bayerischen Landesmetropole erreicht hat, bittet er nach Marquartstein gebracht zu werden, also dem Ort, wo die Verbrechensopfer dinierten. Über welche Straßenverbindung man dort hingelangt, weiß er angeblich nicht, da er sonst nur mit dem Zug reisen würde. Aber seine Entscheidungsunfreudigkeit hat immer noch kein Ende gefunden, da er etwas später in Litzlwalchen aussteigen möchte. Schließlich verlässt er bei Herbsdorf, das knapp 3,5 km von Tatort entfernt liegt, nach Bezahlung gegen 5.00 Uhr das Taxi.
Dem Fahrer ist nicht entgangen, dass sein Gast sich im Gegensatz zu den mangelnden geografischen Kenntnissen in München in der Umgebung der Endstation gut auskennt. Es deutet einiges daraufhin, dass er mit dieser Gegend vertraut ist. Außerdem glaubt der Fahrer, dass der Tatverdächtige einen österreichischen Akzent hat.
Zwischenzeitlich ist der Brand des Wohnmobils entdeckt worden. Der Feuerwehr gelingt eine rasante Löschung. Im Wagen entdecken die entsetzten Brandbekämpfer die verkohlten Leichen. Aufgrund der durchtrennten Kehlen kann schnell das Verbrechen als dieses erkannt werden. Begünstigt durch das schnelle Entdecken des Mordes, können sich die temporären Begleiter des Täters gut an dessen Aussehen und weitere Einzelheiten erinnern. Somit ist der Ablauf der wichtigen Stunden im fraglichen Zeitraum nahezu lückenlos rekonstruierbar.
Eine Bezugstat liegt nach bisherigem Kenntnisstand nicht vor, ein Mord aus Habgier wird ebenso ausgeschlossen, auch wenn der Täter einige Dinge aus dem Besitz der Toten vorübergehend an sich genommen hat.
In der Nachbetrachtung wirkt das Verhalten des Täters riskant und nicht durchdacht. Zunächst scheint ihm kaum daran gelegen zu sein, dass der Mord unentdeckt bleibt. Alternativ hätte er die Leichen andernorts verstecken können und das Wohnmobil unauffällig abstellen können. Auch müsste ihm klar gewesen sein, dass sich die Taxifahrer an ihn erinnern werden, da nächtliche Fahrten über weite Strecken bei Bezahlung mit ausländischer Währung nicht alltäglich sind. Seine Taktik, das Mobil vom Tatort weg in eine ganz andere Gegend zu bringen, um von sich selbst abzulenken, wird jedenfalls schnell als falsche Spur entlarvt.
Die Ermittlungen kommen zunächst zügig voran. Mithilfe der Zeugen lässt sich folglich ein Phantombild erstellen und veröffentlichen. Aber dann gerät die Arbeit der Ermittlungsbehörden doch ins Stocken. Der Verdächtige bleibt in der Folgezeit wie vom Erdboden verschluckt. Er fällt nach dem Verlassen des Taxis offensichtlich niemanden auf, nachdem er zuvor viele Spuren hinterlassen hat.
Die Sendung
Der Tag der Ausstrahlung bleibt vielen Zuschauern in Erinnerung, markiert er doch das Ende der Moderatorentätigkeit von Eduard Zimmermann, der diesen Posten an Butz Peters abgibt. Nach 30 Jahren will sich der Initiator der Sendung aus Altersgründen zurückziehen. Man kann sicherlich von dem Ende einer langen und mit Erfolgen gespickten Ära sprechen. Zimmermann ist in dieser Sendung noch zugegen, überlässt aber seinem Nachfolger das Moderieren der Filmbeiträge.
Peters, der bei seiner Feuertaufe auf gespannte Zuschauer trifft, beginnt seine neue Tätigkeit mit diesem als bizarr zu bezeichnenden Filmfall. Seine Anmoderation unterscheidet sich durchaus von der seines Vorgängers. Zimmermann stellte meist ein allgemeines Fazit oder Analyse des jeweiligen Falles voran. Diesen Beitrag hätte er eventuell wie folgt angekündigt: „Es gibt Verbrechen, meine Damen und Herren, bei denen sich die Täter wenig rational verhalten. Dadurch geben sie der Polizei viele Informationen über sich preis. Sie begehen unbedacht mehrere Fehler, die eigentlich zur Identifizierung und Überführung langen müssten. Dennoch kann aber ein solcher Täter das Glück haben, dass das Puzzle trotz vieler vorhandener Stücke nicht zusammengefügt werden kann. Die Kripo Traunstein bearbeitet seit dem Juni 1997 einen solchen Fall, bei dem der Mörder eines holländischen Ehepaares es nicht vermieden hat, nach brutaler Tatausführung eine ganze Reihe von viel versprechenden Spuren zu hinterlassen. Dennoch ist es der Polizei bisher nicht gelungen, den Doppelmörder ausfindig zu machen.“
Peters wählt eine andere Variante. Er vermeidet einen ähnlich neutralen Einstieg, sondern reflektiert die Ermittlungen des Falls in knapper und konkreter Form. Wie Zimmermann bleibt er betont sachlich und umschifft spektakuläre Ausdrücke. Er weist auf die Fülle von Mysteriösitäten hin, die die Ermittlungen zu Tage gebracht hat. Den Fall bezeichnet er als kriminalistisches Rätsel.
Der Kurzfilm trägt dem bisherigen Erkenntnisstand Rechnung. Er beginnt mit der Brandlegung im Wohnmobil und anschließender Flucht des Täters. Ein solcher Start weckt das Interesse des Zuschauers, der nun weiß, dass ein Verbrechen geschehen ist, aber noch nicht abschätzen kann, über welche Dimension dieses verfügt. Stück für Stück wird dann das Geheimnis um das brennende Fahrzeug gelüftet. Der Zuwachs an Informationen über die Tat wird durch Sequenzen unterbrochen, die den Verdächtigen bei seiner vermeintlichen Irrfahrt zeigen. Dadurch wird deutlich, dass die Flucht des Mörders noch gar nicht abgeschlossen ist, als die unmittelbaren Ermittlungen am Fundort bereits beginnen. Gruselig wirkt die Szene, bei der verkohlte Beine mit Turnschuhen im Mobil zu sehen sind. Zudem wurde das eigenartige Verhalten des Mörders gelungen umgesetzt. Ohnehin ist der Täter recht eindrücklich dargestellt. Der entsprechende Schauspieler trägt eine Perücke, die nicht sehr fachmännisch aufgelegt scheint. Man könnte demnach annehmen, der Täter trage eine Prinz-Eisenherz-Frisur.
Nachdem die Opfer im Film identifiziert sind, wird im zweiten Teil der szenarischen Darstellung der Tagesablauf des ermordeten Paares rekonstruiert. Der Beitrag endet mit den Bildern des Beginns, da wiederholt das Wohnmobil an seinem späteren Fundort abgestellt und angezündet wird.
Im Studio wird der Zuschauer in komprimierter Form auf den Stand der bisherigen Ermittlungen hingewiesen. Neben der Fahndung nach dem Täter mittels des Phantombildes wird vor allen Dingen nach Zeugen gesucht, die das Ehepaar vor der Tat gesehen haben – möglicherweise in Begleitung eines Unbekannten. Zudem erhofft man, dass sich Personen melden, die im fraglichen Zeitraum bei Litzlwalchen etwas bemerkt haben bzw. das Mobil auf dem Weg nach Nürnberg gesehen haben. Außerdem mögen sich auch die Zeugen melden, die am 08. Juni den Verdächtigen nach 5.00 Uhr morgens noch gesehen haben.
Nach der Sendung
Die Verfilmung zählt mit zu den besten der 90er Jahre. Aufgrund der Auffälligkeiten und der merkwürdigen Wendungen des Falls bleibt er dem Gros der Zuschauergemeinde lange in Erinnerung.
Dennoch ist es bisher nicht gelungen, den Täter zu identifizieren, wenngleich einige Hinweise zu dem Fall eingehen.
Die Polizei hat ihre Bemühungen deswegen aber nicht eingestellt. Ihre Akribie führte sie im Jahr 2006 zu einer neuen Spur. Sie kann ein Bild veröffentlichen, das einen möglichen Zeugen zeigt. Diese Person, die vermutlich aus Südosteuropa (evtl. aus Bulgarien) stammt, dürfte sich nach den Ermittlungen zur Tatzeit in der Nähe des Stellplatzes beim Litzlwalchener Hölzl aufgehalten haben und könnte eventuell nähere Angaben zum Hergang machen. Der Mann ist 1,73 m groß und hat vermutlich braune Haare. Im Übrigen ist er in einer anderen Sache von der Polizei überprüft worden. Dass dessen Papiere falsch waren, stellte die Polizei später fest. Da war der Mann, der ausdrücklich nur als Zeuge in der Mordsache gesucht wird, jedoch unauffindbar verschwunden. Er kann trotz Fahndungsaufruf in der Sendung vom 01.Juni 2006 nicht ermittelt werden.
Nach wie vor ist man auf der Suche nach dem Täter. Die Ermittlungen haben gezeigt, dass die Polizei immer noch an der Aufklärung interessiert ist. Die eingerichtete Sonderkommission wurde zwar im Laufe der Zeit aufgelöst, aber man wird sich bei entsprechenden Hinweisen sicherlich nicht scheuen, wieder eine Soko mit dem Ziel ins Leben rufen, den Täter doch noch zu überführen.
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Re: Einige XY-Fälle in komprimierter Form
Beitrag Verfasst am Fr 21. Dez 2007, 22:40 von Bernhard
Wieder ein schönes Review - vielen Dank, Heimo!
***Fall 40, der eigentlich ein Muss für das Buch gewesen wäre***
Von der Qualität her ist dieser FF sicher gleichwertig mit vielen der im Einzelfall-Teil des Buchs besprochenen - ich denk aber, man muß die Autoren in Schutz nehmen: Aus vielen hundert FF nur 30 aussuchen zu können, führt zwangsläufig dazu, daß manch erstklassiger FF quasi auf der Strecke bleibt.
Und ausführlicher erwähnt und geschildert wird der Wohnmobil-Fall im Buch ja an anderer Stelle (S. 76f.)
Viele Grüße,
Bernhard.
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Re: Einige XY-Fälle in komprimierter Form
Beitrag Verfasst am Sa 22. Dez 2007, 09:04 von Heimo
Bernhard hat geschrieben:
***Fall 40, der eigentlich ein Muss für das Buch gewesen wäre***
Von der Qualität her ist dieser FF sicher gleichwertig mit vielen der im Einzelfall-Teil des Buchs besprochenen - ich denk aber, man muß die Autoren in Schutz nehmen: Aus vielen hundert FF nur 30 aussuchen zu können, führt zwangsläufig dazu, daß manch erstklassiger FF quasi auf der Strecke bleibt.
Und ausführlicher erwähnt und geschildert wird der Wohnmobil-Fall im Buch ja an anderer Stelle (S. 76f.)
Hallo Bernhard,
danke für Deine Antwort.
Ich gebe Dir natürlich Recht, dass bei 30 Fällen der ein oder andere Fall auf der Strecke bleibt. Dass dieser nicht dabei ist, hat mich allerdings sehr gewundert, weil er ja seit der Ausstrahlung doch einer ist, der die XY-Gemüter nicht zur Ruhe kommen lässt.
Wie auch immer, alles Gute, auch für alle, die diesen Thread lesen und nicht posten, zum Fest.
Re: XY-Fälle in komprimierter Form 3 (Übernahme)
in Filmfälle 04.02.2008 17:14von Falko Krause • 11 Beiträge
Re: XY-Fälle in komprimierter Form 3 (Übernahme)
in Filmfälle 06.06.2010 21:31von xyzuschauerseit72 • 1.079 Beiträge
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/2725323_Ein-eindeutiger-Fall.html
http://www.kellertheater-frankfurt.de/
Das ZDF bzw ZDF Info dreht wohl eine Dokumentation über den Hammermörder
"Elke R. Evert steht am Donnerstagnachmittag im Archiv im Redaktionsgebäude der Marbacher Zeitung. Der Raum ist vollgestellt mit Regalen, in denen Ausgaben aus vergangenen Jahrzehnten lagern. Unter anderem aus den Jahren 1984 und 1985, aus denen sie jetzt, vor einer Kamera, noch einmal berichtet.
Es geht um ihre Erinnerungen an den Fall des Hammermörders, der anderthalb Jahre die Region um Marbach in Atem gehalten, ja der damals deutsche Kriminalgeschichte geschrieben hat. Sechs Menschen erschoss der Polizist Norbert Poehlke, und das in drei Fällen nur, um ans Auto seiner Opfer zu kommen. Mit denen fuhr er dann zu Banken – die er mithilfe eines Vorschlaghammers überfiel. Norbert Poehlke hat also nicht, wie manchmal fälschlicherweise angenommen wird, mit einem Hammer getötet.
Elke R. Evert berichtete damals für die Marbacher Zeitung über den Fall, hat auch ein Buch darüber mit verfasst. Es gibt wohl nichts über die Ermittlungen, das sie nicht weiß. Das weckte jetzt das Interesse von ZDF Info. Der öffentlich-rechtliche Sender rollt den Fall des Hammermörders derzeit noch einmal auf und ist zum Dreh ins Archiv der Marbacher Zeitung gekommen.
„Der Fall ist in der Erinnerung der Menschen geblieben“, begründet Regisseur Bernd Reufels von Kelvinfilm, warum jener als einer von vieren für die neue Serie „Aufgeklärt – die spektakulärsten Kriminalfälle Deutschlands“ ausgewählt wurde. Neben den Fällen von Marianne Bachmeier, Jürgen Bartsch und dem „St. Pauli-Killer“ Werner Pinzner. In der Serie geht es vor allem um die Frage, was Menschen dazu antreibt, Morde zu begehen. Zu Wort kommt daher auch ein Psychologe. „Im Fall des Hammermörders ist die Grausamkeit besonders, die mit den Taten einher ging. Norbert Poehlke hat seinen Opfern ins Gesicht geschossen, muss ihnen in die Augen gesehen haben“, sagt Bernd Reufels. Auch war vom Fall ja eine große Unruhe ausgegangen. Die Menschen machten sich Sorgen, die Parkplätze waren wie leer gefegt.
Gedreht wird für die Serie auch an den Tatorten – unter anderem dem Waldparkplatz Rohrbachtäle beim Forsthof und am Klärwerk Häldenmühle, wo Autofahrer erschossen wurden. Die Folge wird in etwa einem halben Jahr ausgestrahlt, der genaue Sendetermin steht noch nicht fest. Der erste Serienteil mit zwei weiteren Mordfällen ist am Freitag, 22. Dezember, zu sehen."
http://www.marbacher-zeitung.de/inhalt.m...8b53336a2a.html
Eine Chronik inklusive Karte gibts hier: http://www.marbacher-zeitung.de/inhalt.m...ed76f6a9c1.html
Vielen Dank @SdB für den Link zu der tollen Chronik. Die Karte gefällt mir besonders gut.
Aber was hat das ZDF jetzt vor? Ist dem ZDF die Serie "Die großen Kriminalfälle" nicht gut genug? Dort gibt es doch schon eine Folge über Norbert P.
https://www.youtube.com/watch?v=wn_PTrro9yU
Der Link zur neuen Doku über den Hammermörder: https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo...oerder-102.html
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