Nachdem ich Euch im ersten Teil den Fall Peter W. vorgestellt habe(Mit hervorragenden Ergänzungen von Bastian) nun der zweite Teil meiner Serie über Verbrechen im Rhein-Main Gebiet die später zu XY Fällen wurden. Es geht um die Vergewaltigung und anschließenden versuchten Mord an Manuela R.(Anm.:der Name ist geändert) aus Ockenheim. Behandelt wurde er als Studiofall in der Sendung vom 06.02.87. Es war der Studiofall zwischen dem letzten FF und den Zuschauerreaktionen. Sicherlich ist es einer der mysteriösesten Fälle in unserer Region. Mich hat es sehr gewundert, dfaß der Fall später nicht auch als Filmfall gesendet wurde. Was war geschehen? Wir schreiben den 09. Dezember 1986. Es ist einer der kältesten Dezembermonate in unserer Region seit Beginn der Wetterauszeichnungen. 1986 war das Jahr der Tschernobyl- bzw. der Sandoz Katastrophe, Boris Becker gewann Wimbledon zum zweiten Male und war dann beim Masters Finale gegen Ivan Lendl cahncenlos. Ebenso kam in diesem Jahr Oliver Stone`s Meilenstein "Platoon" in unsere Kinos. Die politische Landschaft wurde nachhaltig durch die Waldheim Affäre erschüttert.
Manuela R. war in jenem Jahr gerade 18 Jahre alt geworden und stand in den Adventstagen kurz vor ihrer Gesellenprüfung, welche am 10. Dezember hätte stattfinden sollen. Am Abend des 9. Dezember verabredete sie sich noch mit einem Klassenkameraden der ihr noch ein paar Unterlagen für die Prüfung bringen wollte. Er klingelte um Punkt 18 Uhr bei Manuela doch neimand öffnete. Etwas verwundert schob er die Unterlagen unter die Fußmatte, nicht wissend, daß er am nächsten Tag einer der Hauptverdächtigen eines versuchten Mordes sein sollte. Manuela hatte sich vor dem Besuch des Mitschülers zu der St. Jakbobskapelle in Ockenheim begeben. Warum konnte im Nachhinein nicht mehr festgestellt werden, da sie nach der Tat eine totale Amnesie hatte und auch später sich an nichts mehr erinnern konnte, da sie auch etwa 14 Tage im Koma lag. Die Vermutungen laufen in einer Richtung auf eine kurzfristige Verabredung dort vor der Kapelle, anderslautende Vermutungen waren, daß sie - da sehr gläubig - noch eine Kerze in der Kapelle aufstellen wollte bzw. aufgestellt hat. Auf jeden Fall wurde sie auf dem Parkplatz der sehr abgelegen liegenden Kapelle von hinten überfallen, auf brutalste Art vergewaltigt und dann wurde ihr mit einem schweren Stein mehrmals auf den Schädel geschlagen. Bei der Tat verlor der Täter seine Armbanduhr, die dann auch in der Fahndung in XY gezeigt wurde. Nur durch einen sehr glücklichen Zufall wurde Manuela einige Stunden später bei Eiseskälte vor der Kapelle aufgefunden und mehr tot als lebendig per Rettungshubschrauber in die Mainzer Uniklinik geflogen. Wie schon erwähnt lag sie dort mehrere Wochen im Koma und konnte die Klinik erst nach Monaten wieder verlassen. Bleibende Schäden sind, im Gegensatz zu Edes Aussage "daß sie für immer ein Pflegefall bleiben würde", nicht in dem befürchteten Maße zurückgeblieben. Ich habe sie ca. 5 Jahre später auf der Dorfdisco des öfteren gesehen. Äußerlich war ihr nichts mehr anzumerken.
Für die Polizei war der ganze Fall ein einziges Rätsel. Alle Verdächtigen aus dem Bekanntenkreis schieden als Täter aus, da die Spuren auf der Uhr bzw. auf dem Stein mit niemand übereinstimmten. Auch der Mitschüler schied so recht schnell aus dem Kreis der Kandidaten aus. Immer mehr gingen die Ermittler von einer tragischen Zufallsbegegnung aus. Der Fall geriet dann nach und nach zunehmend in Vergessenheit. zum 10. Jahrestag erschien nochmal ein größerer Bericht in der Mainzer Rheinzeitung von dem sich die Polizei evtl. noch neue Hinweise erhoffte.
Doch auch dadurch ergab sich keine neue Spur. Etwas überrascht hat mich persönlich, daß offiziell wohl nie gegen Bedienstete bzw. Würdenträger der Jakobskapelle ermittelt wurde. Zu jener Zeit konnte man sich wohl einfach noch nicht vorstellen, daß es auch in solchen Kreisen potienzelle Sexualtäter gibt. Leider wurden wir die letzten Jahre durch das Aufdecken vieler Fälle eines Besseren belehrt.
Was aus Manuela später geworden ist bzw. was sie heute macht weiß ich leider nicht da ich Mitte der 90er Jahre von Rheinhessen ins Rhein-Maingebiet gezogen bin. Bei der Kripo Mainz dürfte die Akten des Falls inzwischen wohl in den Archiven verschwunden sein. Wie so einigen andere auch. Leider muß man sagen, daß die Aufklärungsquote bei Tötungsdelikten im Raum Bingen nicht allzu hoch ist. Als Beispiel kann man hierzu auch den Fall der Rheinleiche von Trechtingshausen(Sendung 07.07.78 Mordfall Gondert), den Mord auf dem Binger Rochusberg(ca. 1980) und auch den Fall Thomas D.(Sendung 25.08.10) von Dezember 2009, anführen.