Dass sich im Werk eines für Aktenzeichen tätigen Regisseurs ein herausragender Kinofilm findet, ist - moderat gesprochen - selten. Anfang dieses Jahres ist Laurin, der Debütfilm von Robert Sigl, in einer sorgfältig restaurierten Fassung als DVD und Blu-Ray erschienen, und zwar auf dem renommierten Label Bildstörung. Seither erfährt Laurin eine hochverdiente Würdigung, es erscheinen viele positive bis euphorische Rezensionen und der Film hat im In- und Ausland den Weg in die Kinos gefunden. Gleichzeitig ist die späte Entdecking von Laurin auch ein Beispiel für die kreativitätsfeindlichen Strukturen, die für den beklagenswert stromlinienförmigen Zustand gesorgt haben, in dem sich der deutsche Film befindet.
Laurin wurde 1988 gedreht und ist ein bildmächtiges tiefenpsychologisches Schauermärchen, das Gewalt, Sexualität, Religion, Patriarchat und nicht zuletzt das Erwachsenwerden thematisiert. Auf eine präzisere Beschreibung verzichte ich und verweise stattdessen auf eine lesenswerte Rezension auf critic.de sowie auf den Versuch einer detaillierten Annäherung in Form eines Gesprächs zwischen Knut Brockmann und Jochen Ecke, zu finden als Podcast auf filmarchiv.chamberofunderstanding.net. Weitere Informationen finden sich außerdem auf der Laurin-Facebook-Seite. Ansonsten gilt einfach: Wer neugierig auf Herausforderndes weit jenseits gängiger Konfektionsware ist, wird Laurin lieben.
Robert Sigl ist zu wünschen, dass der Bekanntheitsschub, den sein Kino-Debüt gerade erfahren darf, ihm bei der Verwirklichung weiterer Projekte hilfreich sein wird.
Nebenbei: Falls jemand in der letzten Aktenzeichen-Folge beim Raubüberfall auf den Millionär das in Szene gesetzte Murmeltier bewundert hat, könnte sie oder er eine Entdeckung machen ...