Nachdem gestern Abend bei XY schon darüber berichtet wurde, stand heute morgen auch in meiner Tageszeitung ein Bericht zu den neuesten Entwicklungen zum Fall Beatrix Hemmerle:
Artikel aus der Nahe-Zeitung vom 13.08.2020
Löst Gen-Test Trierer Mordfall von 1989?
Kann ein vor mehr als 30 Jahren weit über die Region Trier hinaus für Aufsehen sorgendes Gewaltverbrechen an einer alleinerziehenden Mutter dank neuester Analysetechnik doch noch geklärt werden? Diese Hoffnung haben die Mordermittler der Trierer Kriminalpolizei, die den brutalen Mord an einer Kaufhausangestellten jetzt noch einmal ganz neu aufgerollt haben. Dabei ist es mit Unterstützung des hessischen Landeskriminalamts erstmals gelungen, an einem der damals sichergestellten Gegenstände den genetischen Fingerabdruck des Täters zu identifizieren. Um welches Asservat es sich handelt, wollen die Fahnder um den Chef der Trierer Mordkommission, Christian Soulier, nicht verraten. Aber sie sind zuversichtlich, dem Mörder der 32-jährigen Frau damit doch noch auf die Spur zu kommen. Beatrix Hemmerle war in der Nacht zum 11. August 1989 von ihrem zwölfjährigen Sohn sterbend aufgefunden worden. Nachbarn riefen noch den Notarzt. Doch für die Frau kam jede Hilfe zu spät. Die 32-jährige verblutette im Flur ihrer Wohnung. Ein paar Stunden zuvor klingelte bei Beatrix Hemmerle das Telefon. Am anderen Ende war ihr Verlobter, der nach der Spätschicht in der Fabrik noch kurz vorbeischauen wollte. Die juneg Kaufhausangestellte wohnte mit ihrem Sohn im Erdgeschoss eines Appartementhauses im Trierer Stadtteil Kürenz. Nur etwa 100 Meter Luftlinie entfernt liegt die Universität. Es war eine schwülwarme Nacht im August 1989. "Addi", wie Beatrix von ihren Freunden genannt wurde, hatte die Balkontür geöffnet und die Rollläden nur halb heruntergelassen. Sie war nicht ängstlich, obwohl sie in der Vergangenheit schon ein paar Mal von Spannern belästigt worden war, wie Zeugen später aussagten. Um 22:40 Uhr an jenem Donnerstagabend kam Hemmerles Freund vorbei. Er aß noch eine Kleinigkeit, sie redeten miteinander. Das Paar hatte Hochzeitspläne, war erst kurz zuvor gemeinsam im Urlaub gewesen. Gegen 2 Uhr verabschiedete sich der Freund wieder, um in die eigene Wohnung zu fahren.
Wahrscheinlich war der Mörder zu diesem Zeitpunkt schon vor Ort und beobachtete von draußen das Geschehen. Über den Balkon betrat der Unbekannte gegen 3:30 Uhr die Wohnung. Was danach geschah, ist nicht bekannt. Gab es einen Streit, der eskalierte, oder stach der Täter unvermittelt auf die junge Frau ein? Als der durch Geräusche wach gewordene Zwölfjährige ins Schlafzimmer kam, fand er seine Mutter blutüberströmt auf dem Bett. Mit einer Hand hielt sich Beatrix Hemmerle eine Wunde am Hals zu. Geistesgegenwärtig rannte der Junge zu den Nachbarn, klingelte und klopfte an die Tür, bis ihm jemand öffnete. Während die Nachbarn den Rettungsdienst alarmierten, schleppte sich Beatrix Hemmerle noch mit letzter Kraft aus dem Schlafzimmer in den Flur, wo sie ihren schweren Schnitt- und Stichverletzungen erlag. Der Mörder flüchtete, wie er gekommen war - über den Balkon der Erdgeschosswohnung. Der Unbekannte wischte sich seine blutverschmierten Hände noch an einem frisch gewaschenen T-Shirt des Jungen ab, das zum Trocknen auf dem Balkon hing. Das T-Shirt fanden die Ermittler später abseits des Fußweges zwischen Weidenbach und Kohlenstraße, eine dem Mörder zugeordnete Jacke mit Blutflecken entdeckten sie auf einem Parkplatz. Vom Täter aber fehlte jede Spur. Die Obduktion ergab, dass Beatrix Hemmerle wahrscheinlich mit einem sogenannten Überlebensmesser getötet wurde, bei dem die Rückseite der Schneide ausgefräst war. Die Tatwaffe wurde nie gefunden.
Hemmerles Verlobter wurde schon seinerzeit "eindeutig entlastet", sagt Kriminalhauptkommissar Christian Cordel auch heute noch. Andere Spuren verliefen im Sand. Die Hoffnung der Ermittler ruhen nun auf dem diese Woche beginnenden Massengentest. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Eric Samel sollen bis zu 500 Männer, die damals im Zusammenhang mit dem Gewaltverbrechen von der Polizei befragt wurden, ihren genetischen Fingerabdruck abgeben.
Hintergrund der ungewöhnlichen Aktion ist laut Soulier eine neue Analysemethode, mit der auch noch nach Jahrzehnten kleinste genetische Spuren identifiziert werden könnten. Nach dem Mord sichergestellte Asservate seien daraufhin jetzt erneut untersucht worden. "Dabei wurden Spuren gefunden, die höchstwahrscheinlich vom Täter stammen."
Der Fall war am Mittwoch auch Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst". Kann der Mörder nach 31 Jahren doch noch ermittelt werden?