1997 wurde ein 31-jähriger Schotte in Berlin angeklagt und freigesprochen. In Aktenzeichen wurde meines Wissens nicht darüber informiert. Hier die Berichte aus der Berliner Zeitung und dem Berliner Kurier:
20.02.1997
Anklage wegen Mordversuchs an Polizistin "Ich habe schreckliche Angst gehabt"
Von Fred Hasselmann
Ein 31jähriger Schotte steht seit gestern wegen versuchten Mordes an einer Polizistin vor Gericht. Er soll am 3. Oktober 1990 auf einer Anti-Einheits-Demo auf dem Alexanderplatz in Mitte die damals 22jährige mit einer Eisenstange niedergeschlagen haben. "No, no." Der angeklagte Schotte will nichts sagen. Kein "Yes", kein Kopfschütteln, kein Schulterzucken. Regungslos folgt er den Worten der Übersetzerin, hört sich gelangweilt die Anträge seiner Verteidiger an. Die monieren die "blumige Sprache" der Anklageschrift, beklagen angeblich fehlende Akten und vor allem, daß die beiden niederländischen Informanten, nach deren Hinweisen Alan C. im Januar vorigen Jahres in Amsterdam festgenommen worden ist, bisher nicht "namhaft" gemacht wurden. Doch die Anträge werden abgeschmettert. Für die Anwältin steht die Anklage - versuchter Mord - dennoch auf wackligen Füßen. Die 35. Strafkammer wollte den Prozeß nicht führen. Für sie stand lediglich schwerer Landfriedensbruch und Körperverletzung zur Debatte. Für Manuela T. sind die Minuten im Zeugenstand wie ein Alptraum. Nur schwer kann sie ihre Tränen unterdrücken, eine Sozialbetreuerin sitzt an ihrer Seite. Die heute 29jährige hat die Ereignisse vom 3. Oktober 1990 noch immer nicht psychisch verarbeitet. Jetzt werden die Erinnerungen wieder aufgewühlt. Rund 800 der linken Szene zugehörigen Demonstranten hatten die Polizei am Tag der Einheit in einer Straßenschlacht mit Flaschen und Steinen beworfen. Als der Befehl "Rückzug" kam, wollte die junge Frau zurück zum Polizeiauto. Doch die Tür des Einsatzfahrzeuges war von innen verriegelt. "Ich hatte schreckliche Angst, fühlte mich plötzlich allein", erinnert sich Manuela T. Als sie sich umdrehte, schlug ein fremder Kapuzenmann mit einer Stange zu. Sie prallte von ihrem Helm und verletzte ihre linke Schulter. Diagnose: schwere Gehirnerschütterung und Kapselriß am Ellenbogen. Manuela T. erkennt den Schläger im Saal wieder. Bei früheren Vernehmungen war sie sich allerdings nicht so sicher, hatte den mutmaßlichen Täter nicht eindeutig identifiziert. "Ich wollte keinen Falschen belasten", sagt sie leise. Immer wieder entschuldigt sie sich mit der langen Zeit, die seit dem vergangen ist. Auch ihre Kollegen, die damals bei dem Einsatz dabei waren, glauben, daß der Angeklagte mit dem Schläger vom Alex identisch ist. Auf einem Video - von ehemaligen Stasi-Kameras aufgenommen - sowie auf Fotos wollen sie Alan C. erkannt haben. Nicht zuletzt wegen seines "stechenden Blicks" und seines "markanten Gesichts". Nach C. war bundesweit - unter anderem bei Aktenzeichen XY - gefahndet worden. Der Prozeß wird am 3. März fortgesetzt.
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/an...90,9241540.html
03.04.1997
Mordversuch an Polizistin? Angeklagter freigesprochen
TIERGARTEN - Der Mordversuch an der Polizistin Manuela T. (29) bleibt ungesühnt: Der angeklagte Schotte Alan C. (31) wurde vom Landgericht freigesprochen. Fast sechs Jahre lang hatte die 4. Mordkommission nach einem Polit-Chaoten gesucht. Ein Unbekannter hatte der zierlichen Frau am 3. Oktober 1990 bei Krawallen am Rande der offiziellen Vereinigungsfeiern auf dem Alexanderplatz eine etwa 1,80 Meter lange Eisenstange auf den Kopf geschlagen. Ihr Helm rettete der Polizistin das Leben. Sie erlitt trotzdem eine schwere Gehirnerschütterung, hat das Erlebnis bis heute psychisch nicht verarbeitet (KURIER berichtete). In Alan C. (31), der am 7. Januar vergangenen Jahres nach einem Tip aus der Drogenszene in Amsterdam festgenommen und anschließend ausgeliefert wurde, sah die Staatsanwaltschaft den Mann mit der Eisenstange. Ein Videofilm hatte die brutale Szene festgehalten - allerdings aus sehr großer Entfernung. Manuela T. war sich vor Gericht ziemlich sicher: "Ich erkenne ihn wieder." Für das Gericht reichten die Beweise dennoch nicht aus. Alan C. schwieg im Prozeß. Mit dem Freispruch hat der gelernte Tischler nun auch Anspruch auf Entschädigung für die einjährige Untersuchungshaft. Ein Justiz-Experte: "Das sind 20 Mark pro Hafttag. Eventuell bekommt er auch Verdienstausfall erstattet." kah
http://www.berliner-kurier.de/archiv/mor...02,7434700.html