Hallo,
ein Artikel zum Hintergrund dieses Falles:
Nach Kneipentour die Kehle durchschnitten
Wetteraukreis/Ober-Mörlen (ihm). Am Dienstag, 20. Oktober 1998, passierte nachmittags ein Autofahrer die Bundesstraße 275 zwischen Langenhain-Ziegenberg und Ober-Mörlen. Verschiedene Wege führen neben der Fahrbahn in den Wald, weshalb der Mann - weil ihn ein menschliches Bedürfnis überkam - seinen Wagen stoppte. Er ging einen Seitenpfad entlang, als er zehn Meter weiter eine furchtbare Entdeckung machte.
Auf dem Boden lag ein blutüberströmter Toter, mit dem Bauch nach unten. Rasch verständigte der Pkw-Fahrer die Friedberger Polizei, einige Beamte trafen kurz darauf ein.
Wer war der Mann, dem brutal die Kehle durchschnitten worden war? In seiner Jacke fanden die Ermittler ein Portemonnaie mit Karten und Adressen. Ein Süd- oder Osteuropäer musste der Unbekannte sein, so dachte man kurz nach dem Fund der Leiche. Das Haar des Opfers war pechschwarz, er war 1,72 Meter groß. Er trug eine schwarze Lederjacke, beigefarbene Hose, dunkelblaues T-Shirt und weiße Turnschuhe.
Bald wurde ermittelt, dass das Opfer allein in Hüttenberg (Lahn-Dill-Kreis) gewohnt hatte und 31 Jahre alt gewesen war. Bekannt war er als »Kumar«, doch seine Papiere waren auf einen anderen Namen ausgestellt. Später ermittelte man seine wahre Identität: Er hieß Vijay Kumar. 1993 war er nach Deutschland gekommen. Kumar war Inder und hielt sich illegal auf, nachdem er seinen Asylantrag zurückgezogen hatte. Er arbeitete als Pizzabäcker.
Laut gerichtsmedizinischem Befund war er Montagabend oder Dienstagnacht getötet worden. Ob der Wald auch Tatort gewesen war, konnte man zunächst nicht sagen. Eine kurze Schleifspur war jedoch gefunden worden. Was war geschehen?
Beitrag in »Aktenzeichen XY«
Offenbar war Kumar mittags mit dem Bus von Hüttenberg nach Gießen gefahren. Dort hatte sich der Inder mit drei Landsleuten getroffen, Bekannte sprachen auf der Straße mit ihm. Einer der drei Männer hatte sich gegen 19 Uhr verabschiedet, Kumar und die beiden anderen blieben zusammen. Zuletzt sah man das Trio in der Gießener Kneipe »Ulenspiegel«, das war gegen 2.30 Uhr. Danach verlor sich die Spur der Männer.
Die zwei Begleiter waren nicht zu finden. Beide waren tatverdächtig und wurden später über die ZDF-Sendung »Aktenzeichen XY« gesucht. Einer von ihnen war vermutlich mit seinem roten Nissan Sunny auf der Flucht, so vermutete man. Später stellten die Ordnungshüter das Auto in Nordhessen sicher, im Inneren fanden die Ermittler Blutspuren vom Opfer. Man ging davon aus, dass die beiden Gesuchten aus der Bundesrepublik geflohen waren.
Im Sommer 1999 meldete sich ein Rechtsanwalt bei der Kriminalpolizei in Friedberg. Sein Mandant sei einer der zwei Flüchtigen, er lebe im Ausland. Die Tat habe der Mann nicht verübt, sie jedoch gesehen. Er wolle sich den deutschen Behörden stellen und eine Aussage machen. Dem Mandant sei bewusst, dass er zunächst festgenommen werde - was auch geschah, als er am 18. Juli eintraf.
Täter in Indien?
Wie er berichtete, sei das Trio in der Tatnacht noch gen Frankfurt gefahren. Man habe eine Diskothek besuchen wollen. Er sei der Besitzer des Nissan Sunny und habe den Wagen gesteuert. Kumar habe auf dem Beifahrersitz gesessen, der Dritte hinten. Zwischen den zwei Passagieren sei ein Streit entbrannt, plötzlich habe der dritte Mann Kumar ein Messer in den Hals gestochen. Bei der nächsten Abfahrt hätten sie die Autobahn verlassen und den Toten auf dem Waldweg abgeladen. Anschließend seien sie nach Gießen gefahren, hätten sich getrennt und einander nie mehr gesehen.
Nach Abwägung der Staatsanwaltschaft stand die Aussage in Einklang mit den Spuren, deshalb erfolgte die Freilassung des Inders. Nach dem dritten Mann, der namentlich bekannt ist und sich nach letztem Kenntnisstand in Indien aufhalten könnte, wird weiterhin gefahndet.
http://www.wetterauer-zeitung.de/Home/Ar...pageid,242.html