#226

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 04.05.2012 16:14
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1335978681464.shtml

Kölnische Rundschau Freitag, 4. Mai 2012
Lolita-Prozess
Persönlichkeit des Angeklagten beleuchtet
Von Ramona Hammes, 04.05.12, 07:00h
Es ging um Ausraster, um Mistgabeln und um Akten zwischen den Tischdecken. Am gestrigen siebten Verhandlungstag sollte vor dem Trierer Landgericht die Persönlichkeit des 51-jährigen Angeklagten im den Lolita-Mordfall beleuchtet werden.
TRIER/FRAUENKRON - Es ging um Ausraster, um Mistgabeln und um Akten zwischen den Tischdecken. Am gestrigen siebten Verhandlungstag sollte vor dem Trierer Landgericht die Persönlichkeit des 51-jährigen Angeklagten, der sich wegen Mordes an Lolita Brieger vor knapp 30 Jahren zu verantworten hat, beleuchtet werden. Dies geschah durch Zeugenvernehmungen, da der Landwirt sich bisher überhaupt nicht geäußert hat – weder zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen noch zu seinem Lebenslauf.
In seinem Lebenslauf finden sich zahlreiche Frauen: Zwei gescheiterte Ehen (die zweite ist noch nicht geschieden, beide Frauen machen im Prozess von ihrem Recht auf Zeugnisverweigerung gebrauch) und mehrere Beziehungen.
Die Frauen, die gestern aussagten, waren sich einig in der Einschätzung, dass sie dem Mann die Tat eigentlich nicht zugetraut hätten. Zumindest nicht alleine, sagte eine. Über das Zusammenleben mit dem Mann berichtete eine heute 45-Jährige, die in den 1990er Jahren zwei Jahre lang mit ihm zusammen auf dem Hof lebte. Als sie mit ihrer Familie in die Eifel gezogen sei, habe sie eine Box für ihr Pferd gesucht und darüber die Familie des Angeklagten kennengelernt.
Im Melkstand flog auch schon mal ein Stock
Zu dem heute 51-Jährigen entwickelte sich eine Beziehung. Er sei zwar damals noch mit seiner ersten Frau verheiratet gewesen, doch die Ehe sei bereits „kaputt“ gewesen. Am Tag, nachdem seine Frau ausgezogen sei, sei sie dort eingezogen.
Den Vater des Angeklagten beschrieb sie als den Mann, der die Zügel in der Hand gehabt habe, die Mutter als eine „arme Person“, die nur gearbeitet und gebuckelt habe.
Und ihr damaliger Lebensgefährte? Der sei einfach überfordert gewesen: Mit den Tieren, mit der Arbeit. Sie habe geholfen, wo sie nur konnte: im Stall, mit den Tieren, beim Saubermachen, bei der Buchführung. Doch immer wieder habe der Mann „Ausraster“ gehabt. Manchmal hätten die sich angedeutet, manchmal nicht. „Da kam im Melkstand schon mal ein Stock geflogen“, sagte die 45-Jährige. Zu diesen Ausrastern sei es gekommen, wenn etwas nicht geklappt habe. Sie habe aber nie den Eindruck gehabt, dass er etwas bewusst in ihre Richtung geworfen habe.
20 000 Mark für eine Abtreibung
Auch habe er sich schnell wieder beruhigt. Einen erstaunlichen Fund, habe sie einmal zwischen den Tischdecken gemacht: einen Schnellhefter mit vielen Zeitungsausschnitten zum Fall Lolita Brieger. Über mehrere Tage – immer, wenn er seinen Mittagsschlaf gehalten habe – habe sie diese studiert, um ihn dann zur Rede zu stellen.
Es sei seine frühere Freundin, habe er ihr erklärt. Und dass sie schwanger gewesen sei. Sie habe 20 000 Mark für eine Abtreibung in den Niederlanden erhalten. Dort halte sie sich auch auf. Sie sei auf die schiefe Bahn geraten, verdinge sich als Prostituierte und sei drogenabhängig.
Viele Gedanken habe sie sich, so die 45-Jährige, darüber gemacht. Doch weder von der Familie des Angeklagten noch von den Leuten in Scheid, Hallschlag oder Frauenkron sei etwas zu erfahren gewesen. Aber sie sei nie so ganz sicher gewesen: Wenn sie über einen Betonboden gelaufen sei, habe sie sich gefragt, ob Lolita nicht doch vielleicht darunter liege.
Auch habe sie sich gefragt, warum die Bauernfamilie so gemieden werde. Es sei nie jemand zum Kaffee gekommen, alle Kontakte seien rein geschäftlicher Natur gewesen. Und sie habe eines Tages Post von einem Eheanbahnungs-Institut im Briefkasten gefunden: Drei „Vorschläge“ seien dem Angeklagten unterbreitet worden. Zudem habe sie sich auf dem Hof „beobachtet“ gefühlt. Irgendwann sei ihr alles zu viel geworden, sie habe den Druck nicht ausgehalten. Also habe sie eines Morgens nach dem Melken ein Taxi gerufen und sei weggefahren. Danach habe es kaum noch Kontakte gegeben.
Etwa ein halbes Jahr danach sei sie zuletzt auf dem Hof gewesen. „Ihr“ Pferd, das er ihr geschenkt habe, dass sie aber nach dem Ende der Beziehung nicht habe mitnehmen dürfen, habe sie besuchen wollen. Als sie in den Stall gegangen sei, sei er plötzlich um die Ecke gekommen und mit der Mistgabel hinter ihr hergelaufen. Verletzt wurde sie nicht: „Ich war schneller…“, sagte sie gestern.
Dauerhaften Kontakt unterhielt der Angeklagte über viele Jahre zu einer Jugendliebe, mit der er vor Lolita zusammen war. Die heute 46-Jährige, die im Bergischen Land lebt, hatte der Angeklagte kennengelernt, als sie als Jugendliche Urlaub in der Eifel gemacht hatte. Die Beziehung scheiterte damals an der Entfernung und der Tatsache, dass sie sich mit 15 oder 16 Jahren nicht habe festlegen wollen. Man habe über all die Jahre, so die Frau gestern, immer wieder mal telefoniert. Und sich im Oktober 2010 nach 29 Jahren noch einmal gesehen. Sie berichtete von dem Eindruck, dass der Angeklagte immer wieder auf sie „zurückgegriffen“ habe, wenn gerade eine Beziehung oder eine Ehe in die Brüche gegangen sei. Dann habe er sich bei ihr gemeldet, seine ernsten Absichten betont und versucht klarzumachen, dass „alles nach ihr“ doch nur „Scheiß“ gewesen sei. Nach der XY-Sendung habe sie bis zu seiner Verhaftung fast täglich Kontakt zu ihm gehabt – telefonisch oder per SMS.
Die zweite Frau des Angeklagten spielte eine Hauptrolle in der Aussage einer 51-jährigen Landwirtin, die vor einigen Jahren mit ihrem Mann nach Scheid gezogen war. Vor allem mit seiner Frau sei sie befreundet gewesen. Über diese habe der Angeklagte oft sehr schlecht gesprochen, habe versucht, sie zu vertreiben. Er habe gesagt, sie sei faul und lasse die Arbeit liegen – dabei sei er selbst doch der Faule gewesen, der am liebsten den ganzen Tag mit dem Trecker herumgefahren sei.
Da sie, so die 51-Jährige, mit der Frau befreundet gewesen sei, habe sie gewusst, dass dies alles nicht stimmte. Der Mann neige sowieso zu deutlichen Übertreibungen. Die Frau sei so treu, so lieb, der Mann sei alles für sie gewesen. Als es bereits kriselte, habe der Angeklagte seiner Frau vorgeschlagen, dass sie doch mal raus solle. Sie habe daraufhin ein paar Tage allein Urlaub gemacht. Was dazu geführt habe, dass der Mann danach herumerzählt habe, sie habe einen Freund. Doch das habe nicht gestimmt, sagte die Zeugin gestern. „Dafür lege ich beide Hände ins Feuer.“
Sie habe gewusst, dass er auf der Suche nach einer neuen Frau gewesen sei. In dem Zusammenhang habe sie ihm dann einmal gesagt: „Frauen sind für dich wie Kaugummi. Du willst immer einen neuen Geschmack haben. Und wenn du sie satt hast, spuckst du sie aus und trittst sie in den Sand.“ Lolita sei in einem Gespräch Thema gewesen. Er habe sie gefragt, ob sie denke, dass er es gewesen sei.
Angst um Frau des Angeklagten gehabt
Sie habe ihm, so die Frau gestern, in die Augen geschaut und gesagt: „Es gibt nur einen, der das weiß – und das bist du.“ In dem Moment habe sie eigentlich gedacht, dass er es nicht gewesen sei. Jedoch sei sie froh gewesen, als seine Frau ausgezogen sei. Sie habe Angst um sie gehabt – wenn er es doch gewesen sei, hätte er es doch auch ein zweites Mal tun können. Ihre Zweifel brachte sie zum Schluss ihrer Aussage auf den Punkt: „Auch wenn ich Schwierigkeiten mit dem habe, was er seiner Frau angetan hat, gibt mir das nicht das Recht zu denken, er sei ein Mörder.“
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#227

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 05.05.2012 08:31
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
SAT1-Filmbericht vom 03.05.2012 -

Zeugenaussagen im Lolita-Brieger-Prozess:

http://www.1730live.de/aktuell/neu/news-details/datum/2012/05/03/zeugenaussagen-im-brieger-prozess.html
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#228

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 06.05.2012 17:30
von TheWhite1961 • 1.160 Beiträge
hier noch ein sehr interessanter und ausgewogener Bericht aus dem Bonner Generalanzeiger.
http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/vermischtes/Noch-viele-Fragezeichen-im-Mordprozess-Lolita-Brieger-article756113.html
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#229

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 07.05.2012 12:37
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
http://www.input-aktuell.de/ 07.05.2012
Strafverfahren Mordfall „Lolita Brieger“ wird am 8. Mai fortgesetzt
Trier/Frauenkron/Scheid (boß) Der Prozess im Mordfall „Lolita Brieger“ wird am Dienstag, 8. Mai, vor dem 1. Schwurgericht des Landgerichtes Trier fortgesetzt. Zu diesem Hauptverhandlungstermin werden sieben weitere Zeugen
aus dem sozialen Umfeld des Angeklagten Josef K. (51) und des Opfers gehört.
Außerdem kommt eine Gutachterin der Rechtsmedizin zu Wort; zudem werden überwachte Telefongespräche im Jahr 2011 aus dem Umfeld des Falles angehört.
Bei dem nächsten, zusätzlich angesetzten Hauptverhandlungstermin am 23. Mai wird möglicherweise die Beweisaufnahme geschlossen und die Plädoyers der Staatsanwaltschaft und der Rechtsanwälte entgegengenommen, sofern keine neuen Beweisanträge mehr gestellt werden.
Das Urteil würde dann zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.
Die Staatsanwaltschaft Trier legt dem Angeklagten Josef K. zur Last, im November 1982 seine damals schwangere, 18-jährige Freundin ermordet zu haben. Die sterblichen Überreste konnten nach der Sendung „Aktenzeichen XY – ungelöst“ und einem Zeugenhinweis erst am 19. Oktober 2011 bei einer aufwändigen Suche auf der ehemaligen Mülldeponie von Frauenkron gefunden werden.
Der Angeklagte hat sich bisher in diesem Verfahren nicht geäußert, so dass die fünfköpfige Kammer auf Zeugenaussagen und Indizien angewiesen ist. Allerdings wurde bisher kein unmittelbarer Tatzeuge ermittelt und der Vater des Angeklagten, der vehement gegen dessen Beziehung zu Lolita war, ist mittlerweile verstorben.
Können die Mordmerkmale Heimtücke und/oder niedrige Beweggründe nicht nachgewiesen werden, so wären die nachfolgenden Delikte wie Totschlag oder Körperverletzung mit Todesfolge mittlerweile verjährt.
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#230

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 08.05.2012 20:43
von Punker • 585 Beiträge
Weiter Rätsel um Kleidung und Drahtschlinge
Weiterer Prozesstag im Mordfall Lolita Brieger: Diesmal steht ein bei der Leiche gefundener Draht im Mittelpunkt. Nicht geklärt ist, ob die damals 18-jährige Frau damit vor fast 30 Jahren erdrosselt worden ist. Des Mordes angeklagt ist ihr Ex-Freund.


Trier. Ob Josef K. seine schwangere 18-jährige Ex-Freundin Lolita Brieger vor fast 30 Jahren mit einer Drahtschlinge erdrosselt hat, wie die Staatsanwaltschaft glaubt, bleibt auch an diesem Prozesstag unklar. Fest steht nur: Bei den insgesamt bis zu 30 Zentimeter langen Drahtstücken, die an der Kleidung der auf einer Mülldeponie vergrabenen Leiche gefunden wurden, handelt es sich um eine Art verzinkten Bindedraht.
Eine Mineralogin des römisch-germanischen Zentralmuseums in Mainz hat die auf der Kleidung der Toten und um den Sack, in dem sie lag, entdeckten Metallteile untersucht. Es handele sich nicht um einen üblichen Draht, sagt die Gutachterin. Nachforschungen in einem Drahtmuseum und bei Drahtbindereien hätten jedenfalls keine Hinweise darauf gegeben, wozu der betreffende Draht üblicherweise verwendet wird und von wo er stammt.
Zuvor hat ein Kriminaltechniker erneut die an dem Skelett von Lolita Brieger gefundenen, relativ gut erhaltenen Kleidungsstücke - einen grünen Bundeswehr-Parka, eine karierte Bluse und einen blauen Pulli - auf einem Tisch im Gerichtssaal ausgebreitet. Noch einmal wollen sich die Prozessbeteiligten die Teile anschauen. Josef K.s Verteidiger Heinz Neuhaus will von dem Polizeiexperten genau wissen, wo und an welchem Kleidungsstück die mit dem Stoff regelrecht "verbackenen" Drahtreste gefunden worden sind.

Angeklagter wirkt unbeteiligt


Staatsanwalt Eric Samel geht davon aus, dass Landwirt Josef K. die damals 18-Jährige mit dem Draht erdrosselt und ihr zuvor das Rückenteil ihres Pullovers über den Kopf gezogen hat.
Der Pullover bedeckte noch den Schädel, als die sterblichen Überreste auf der ehemaligen Mülldeponie gefunden wurden. Neuhaus glaubt nicht, dass die junge Frau mit einem Draht erdrosselt worden ist. Eine Antwort darauf können weder der Kriminaltechniker noch die Gutachterin geben.
Während sich die Prozessbeteiligten die Kleidungsstücke anschauen und den Experten Fragen stellen, bleibt K. auf seinem Platz sitzen. Wie schon in den Prozesstagen zuvor schaut er unbeteiligt wirkend nach vorn, zeigt äußerlich keine Gefühlsregung. Auch nicht, als danach, wie schon am vorangegangenen Verhandlungstag, eine weitere Ex-Freundin von ihm als Zeugin gehört wird. Sie hat Ende der 1990er Jahre mit K. zusammen auf dessen Hof in Scheid (Vulkaneifel) gelebt, hat sich gemeinsam mit ihm dort ein Haus gebaut. Doch auch diese Beziehung endete, wie andere des Landwirts, weil K. sich verändert habe, abweisend geworden sei, sagt die 45-Jährige. Sie bezeichnet ihn als "zweifelhaft" und "geheimnisvoll", ohne näher darauf einzugehen.


http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Weiter-Raetsel-um-Kleidung-und-Drahtschlinge;art806,3150834

Mordfall Lolita Brieger: Heute "glühten die Drähte" vor dem Landgericht Trier - mit O-Tönen


Trier/Frauenkron/Scheid (boß) Am heutigen Prozesstag im Mordfall "Lolita Brieger" vor dem Landgericht Trier sagte eine Zeugin aus, dass der Angeklagte nach der Aktenzeichen XY-Sendung und noch vor seiner Festnahme ihrem Lebensgefährten erklärt habe,

dass er von dem ganzen Kram nichts mehr hören wolle und sagen werde, dass es sein Vater gewesen sei, dann sei er aus der Sache raus. Auch hatte der Lebensgefährte dieser Zeugin den Vater des Opfers als möglichen Täter ins Gespräch gebracht.

Lolita dürfte wohl definitiv am 4. November 1982 zum letzten Mal von ihrer Arbeitskollegin, einem Busfahrer und ihrer Schwester gesehen worden sein. Alle anderen Versionen über einen Aufenthalt Lolitas oder Begegnungen in Köln, Holland, Belgien oder an der deutsch-luxemburgischen Grenze stellten sich im Laufe des Prozesses als Gerüchte oder Irrtümer heraus. Lolita Brieger wurde ja bekanntlich dann einige Tage nach ihrem Verschwinden nach Aussage des Hauptbelastungszeugen auf der Müllkippe in Frauenkron verscharrt und dort im Herbst vergangenen Jahres auch gefunden.
Die bei den sterblichen Überresten Lolita Briegers vorgefundenen Kleidungsstücke und Drahtsegmente treten immer mehr in den Mittelpunkt des Indizienprozesses. Dazu wurden heute Nachmittag nochmals ein Beamter der Kriminaltechnik und eine Sachverständige gehört.
Auch schilderte eine ehemalige Lebensgefährtin von Josef K. ihre Erfahrungen auf dem Bauernhof K. in Scheid Ende der 90er Jahre und beschrieb den Angeklagten als einen "Wolf im Schaftspelz" sowie dessen 100%ige "Drehung" im Laufe ihres Zusammenlebens.

http://www.input-aktuell.de/mainframe.asp?n=2&newsid=37565
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#231

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 09.05.2012 13:46
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
09.05.2012

http://www.input-aktuell.de

Drahtstücke und Kleidung als wichtige Indizien im „Mordfall Lolita Brieger“ - Mineralogin und Kriminaltechniker gingen vor Gericht ins DetailTrier/Frauenkron/Scheid-D. (boß)

Der Prozess im „Mordfall Lolita Brieger“ vor dem Landgericht Trier nähert sich so langsam dem Ende und trat am Dienstag in eine entscheidende Phase.Im Mittelpunkt der ganztägigen Sitzung standen unter anderem die an der Kleidung des Opfers vorgefundenen Drahtstücke und das Ringen um deren ursächlichen Zusammenhang zu Tathergang und Todesursache. Denn bekanntlich wirft die Staatsanwaltschaft dem 51-jährigen Ex-Freund Josef K. aus Scheid vor, seine damals 18-jährige schwangere Freundin Lolita Brieger am 4. November 1982 in einem abgelegenen Schuppen in der Nähe des elterlichen Hofes mit einem Eisendraht von hinten erdrosselt zu haben. Die Anklage lautet demnach auf Mord.Nach dem Verlesen des LKA-Gutachtens über die noch gut erhaltenen Kleidungsstücke Lolitas und die vorgefundenen Eisendrähte gaben ein Kriminaltechniker und eine Mineralogin vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum – Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte in Mainz – einen detaillierten Einblick in die Analyse der Metallreste und die Untersuchung der Kleidungsstücke, ein grüner Parka, ein blauer Pulli und eine karierte Bluse. „Die sechs vorgefundenen, stark korrodierten Drahtfragmente von jeweils vier bis fünf Zentimetern Länge und einer Stärke von 1,8 Millimetern wiesen alle eine Biegung auf, eine davon hufeisenförmig“, so die Sachverständige, „und waren an zwei Enden spitz.“ Die entscheidende Frage dürfte in diesem Zusammenhang sein, ob der ursprünglich etwa 25 bis 30 cm lange Draht eine Schlinge gebildet haben könnte. Dazu die Sachverständige Dr. Susanne Greif gegenüber unserer Zeitung: „Die Stücke sind von ihrer Beschaffenheit ähnlich genug, um zusammengehört zu haben. Auch die Fundlage lässt darauf schließen; eine andere Funktion als eine Schlinge kann fast ausgeschlossen werden. Die vorhandenen beiden spitzen Enden geben uns eigentlich gewisse Rätsel auf. Es ist nicht ganz eindeutig, aber man kann ausschließen, dass sie durch einen Seitenschneider oder ein ähnliches Gerät entstanden sind. Es muss irgendein Drahtmaterial gewesen sein, dass so hergestellt worden ist. Dass diese spitzen Enden aufgrund von Korrosion entstanden sind, kann eindeutig ausgeschlossen werden.“Die Verteidigung glaubt nicht an die Schlingentheorie und zog die Analysegerätschaften des Museums in Mainz in Zweifel. Sie wird dem Gericht bezüglich der Drahtstücke und -spitzen noch einen gesonderten Beweisantrag einreichen. Eine gute Bekannte des Angeklagten, T.G., bestätigte nochmals dem Gericht die Aussage ihres Lebensgefährten (Anmerkung der Red.: übrigens ein Neffe des Opfers), dass Josef K. ihm gegenüber nach der Aktenzeichen XY-Sendung geäußert habe, er wolle von dem ganzen Kram nichts mehr hören: ‚Ich werde sagen, dass es mein Vater war, dann bin ich aus der Sache raus’, so Josef K. damals.Das wertete Staatsanwalt Eric Samel als belastend für den Angeklagten: „Das ist natürlich ein nicht ganz unwesentlicher Gesichtspunkt, der für die Täterschaft des Angeklagten spricht. Wir gehen davon aus, dass er sich dabei in einem unbedachten Moment gegenüber dem Zeugen quasi versprochen und damit preisgegeben hat, dass er selbst der Täter war, allerdings die Absicht hegt, eine mögliche Täterschaft seines Vaters in den Raum zu stellen. Allerdings geben unsere Ermittlungen keinerlei Hinweise darauf, dass der Vater in irgendeiner Form an dem Tatgeschehen beteiligt gewesen ist.“Im Übrigen bewertete die Zeugin T.G. den Angeklagten als hilfsbereit und gesprächig sowie als Einzelgänger, der zu Übertreibungen neigt. Auch hätte ihr Lebensgefährte den Vater der Lolita Brieger – also seinen Opa - aufgrund der verschiedensten Vorkommnisse in der Familie bei ihr als Täter ins Gespräch gebracht. Drei Kriminalbeamte der Polizeiinspektion Daun berichteten dann aus der Anfangszeit der Ermittlungen. Wie im Jahr 1987 aus einem Vermisstenfall ein Mordfall wurde und dass bis dahin alle Suchmaßnahmen, verfolgten Spuren und Fahndungen erfolglos blieben. Auch ein durch die Mutter hinzugezogener Wahrsager aus Belgien brachte die Ermittler nicht weiter. Er hatte ausgesagt, dass es Lolita gut gehe. Die Zeugenaussage eines Busfahrers, Lolita am 8. November 1982 – also vier Tage nach dem Verschwinden – noch einmal gesehen zu haben, stellte sich im Nachhinein wohl als ein zeitlicher Irrtum heraus. Eine weitere Lebensgefährtin des Angeklagten, die 1998 aufgrund einer Zeitungsannonce des Angeklagten mit ihrem Kind und ihrer Mutter von NRW auf den Hof nach Scheid gezogen war, bezeichnete ihn anhand einiger Beispiele als unehrlich, geheimnisvoll und als „Wolf im Schafspelz“. Sie habe mit ihm gemeinsam das neue Haus auf dem Hof gebaut und ihre Mutter habe 200.000 D-Mark da hinein investiert. Der Angeklagte habe ihr Kind – obwohl er nicht der Vater war – anerkannt, was auf ihr Betreiben hin später rückgängig gemacht worden sei. Sie schilderte die Beziehung als zunächst gutes Verhältnis zu dem Angeklagten und auch zu den Eltern. Das habe sich aber mit der Zeit um 100% gedreht. Josef K. habe sich verändert, sei abweisend geworden und habe sogar Gewalt gegen ihre Mutter angedroht, so dass sie sich letztendlich zum Verlassen des Hofes entschlossen habe. Der Prozess wird am 23. Mai mit dem Abhören der Telefonate aus der Telefonüberwachung fortgesetzt, auch werden weitere Beweisanträge entgegengenommen. Ob es dann auch zu den Plädoyers der Rechtsanwälte und des Staatsanwaltes kommt, steht noch nicht fest. Das Urteil wird dann zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Heinz-Günter Boßmann
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#232

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 23.05.2012 11:46
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
http://www.input-aktuell.de/

23.05.2012
Prozess Brieger: Heute Telefonmitschnitte von Josef K. vor dem Landgericht - Laut Gutachten voll strafrechtlich verantwortlich
Trier/Frauenkron/Scheid-D. (boß) Der heutige Vormittag am Trierer Landgericht in Sachen "Mordfall Brieger" stand ganz im Zeichen der Telefonüberwachung von Josef K. nach der Aktenzeichen XY-Sendung im August 2011.
Allerdings gab es in den abgespielten Gesprächen keinen unmittelbaren Hinweis auf eine Täterschaft des Angeklagten.
Der Rechtsanwalt von Josef K. forderte ein sprachwissenschaftliches Gutachten über die sämtlich in Eifeler Dialekt gehaltenen Telefongespräche. Außerdem beantragte er, einen Betriebshelfer auf dem Hof von Josef K. aus den Jahren 1987/88 zum Verhalten des Angeklagten zu vernehmen.
Nach eingehender Beratung hat die Kammer die Beweisanträge der Verteidigung abgelehnt.

Der Sachverständige ging in seinem psychologischen Gutachten davon aus, dass der Angeklagte strafrechtlich voll verantwortlich ist, da er als Ergebnis der Hauptverhandlung keine Anhaltspunkte für psychische oder physische Krankheiten bzw. Persönlichkeitsstörungen entdecken konnte. Auch eine Affekthandlung schloss der Gutachter aus
Ausführlicher Bericht folgt
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#233

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 23.05.2012 16:26
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
http://www.general-anzeiger-bonn.de/news/vermischtes/Telefon-Mitschnitte-abgespielt-article768899.html

"Lolita Brieger"-Prozess
Telefon-Mitschnitte abgespielt
dpa
TRIER. Im Prozess um den gewaltsamen Tod von Lolita Brieger sind am Mittwoch Mitschnitte aus abgehörten Telefonaten des wegen Mordes angeklagten Landwirts abgespielt worden. Der 51-Jährige erzählte darin mehreren Freunden, dass Brieger nach ihrem Verschwinden im November 1982 von verschiedenen Personen noch gesehen worden sei.
"Die haben die lang, lang später noch gesehen", sagte der Bauer auf Tonband. Der 51-Jährige steht seit Anfang März vor dem Landgericht Trier. Er soll 1982 seine Ex-Freundin Brieger erdrosselt und ihre Leiche auf der Mülldeponie im nordrhein-westfälischen Frauenkron verscharrt haben.
Die abgespielten Telefonate stammten von August 2011, als der Vermisstenfall der Lolita Brieger bei "Aktenzeichen XY ... ungelöst" ausgestrahlt wurde. Vor der Sendung sagte der Angeklagte zu einem Bekannten: "Die rollen den Fall wieder auf. Jetzt fängt das wieder an. Ich halte das nervlich nicht mehr durch." Er habe Angst, dass er wieder "durch den Kakao gezogen" werde. Er werde auf jeden Fall nichts mehr sagen. In der Tat: Seit Prozessbeginn schweigt der Landwirt aus Scheid (Kreis Vulkaneifel).
Weitere Links
· Noch viele Fragezeichen im Mordprozess "Lolita Brieger"
· Nach 30 Jahren: Zeuge schildert Verscharren der Leiche
Die Zeugen, die Brieger nach dem November 1982 noch gesehen hätten, hätten den Gang zur Polizei gescheut, sagte der Landwirt in einem Telefonat. Von der Polizei sei zu wenig beachtet worden, dass der Vater von Lolita "so gewalttätig" gewesen war, hieß es. "Der hat die durch die Hütte geprügelt."
Lolita jedenfalls hätte "tierische Angst" vor ihm gehabt. Die Leiche von Brieger war im Herbst 2011 auf der einstigen Müllkippe gefunden worden, nachdem ein Zeuge nach "Aktenzeichen XY" den Hinweis gegeben hatte.
Artikel vom 23.05.2012
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#234

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 23.05.2012 20:16
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
http://www.input-aktuell.de/

23.05.2012
Endspurt im „Mordfall Lolita Brieger“ - Psychiatrischer Gutachter bezeichnet Angeklagten als „strafrechtlich voll verantwortlich“
Trier/Scheid/Frauenkron (boß) Keine leichte Aufgabe für den forensischen Gutachter im Mordprozess Lolita Brieger am Mittwoch vor dem Landgericht Trier. Saß er doch dem wortlosen und versteinert wirkenden Angeklagten Josef K. neun Prozesstage lang nur gegenüber.
Denn Josef K. blieb seiner Linie „eisernes Schweigen“ auch bei dem Besuch des Gutachters in der Justizvollzugsanstalt Trier treu, und so musste er Ende vergangenen Jahres unverrichteter Dinge zurück nach Hause fahren. Der Sachverständige bezeichnete den Angeklagten als „strafrechtlich voll verantwortlich“, da er keine Schuldunfähigkeit oder verminderte Schuldfähigkeit wegen krankhafter seelischer Störungen oder tiefgreifender Bewusstseinsstörungen feststellen konnte. Eine intellektuelle Minderbegabung konnte er ausschließen und keinen sogenannten „Lebensknick“ mit Persönlichkeitsveränderungen oder Entwurzelungen konstatieren.
Der Angeklagte habe wohl in der Unterordnung zum Vater und in gewisser Weise auch zur Mutter gestanden, und charakterliche Eigenarten wie Impulsivität und beziehungsbedingte Gemütsverarmung seien zu beobachten gewesen. Ginge man als Arbeitshypothese davon aus, dass Josef K. tatsächlich seine damalige Freundin umgebracht habe, so gebe es keine Anhaltspunkte für eine Affekthandlung, da der Pullover über den Kopf gezogen war, Drahtstücke gefunden wurden und die Leiche verpackt und vergraben worden war. Bezüglich seiner vielfältigen Aussagen zum Aufenthaltsort des Opfers sprach der Gutachter von Legendenbildung, da J. K. immer wieder verbreitete, Lolita lebe noch und sei an den verschiedensten Orten gesehen worden.
Dies deckte sich auch mit den vorgeführten Mitschnitten aus den Telefonüberwachungen bei Josef K. ab August vergangenen Jahres nach der Aktenzeichen XY-Sendung. Hier ging es dem Angeklagten in lang anhaltenden Telefonaten mit Personen aus seinem privaten Umfeld immer wieder darum, dass Lolita in den verschiedensten Orten wie in Hallschlag oder gar in Kall oder Blankenheim gesehen worden sei. Die Polizei hätte einseitig ermittelt und immer nur nach einer Toten, aber nicht nach einer Lebenden gesucht. Man habe diesbezüglich sogar einen 30 Meter tiefen Brunnen in Belgien aufgemacht.
Es gab seitens des Angeklagten auch immer wieder abwertende Formulierungen zur Opferfamilie und sogar einen Hinweis von ihm, dass der Vater Brieger als Täter in Frage käme, da er seine Tochter oft so geschlagen habe, dass das die ganze Küche voller Blut gewesen sei.
Er selbst habe die Aktenzeichen XY-Sendung nicht gesehen und lese auch keine Zeitungen mehr: „Die Reporter wollen ja nur damit Geld verdienen“.
Der Angeklagte wirkte in den Gesprächen oft verzweifelt, erst Frau und Sohn weg, Hof aufgeben und dann wieder die ganze Sache mit Lolita: „Die sollen mich doch endlich in Ruhe lassen“.
Bei den verschiedensten Telefongesprächen - auch zwischen einer ehemaligen Freundin und einem Freund – wurden keine unmittelbaren Hinweise auf eine Täterschaft des Angeklagten gegeben.
Die von der Verteidigung gestellten Beweisanträge - ein sprachwissenschaftliches Gutachten bezüglich der in Eifeler Dialekt gehaltenen Telefongespräche, die Vernehmung eines Betriebshelfers aus dem Jahr 1987/88 und die Einholung eines Gutachtens über die gefundenen sechs Drahtfragmente - wurden jeweils nach längeren Beratungen von der Kammer abgelehnt.
Rätselraten kam unter den Prozessbeteiligten und Beobachtern auf, als die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz darauf hinwies, man solle sich auch auf eine rechtliche Würdigung des § 212 STGB – Totschlag – einstellen. In diesem Zusammenhang führte sie nochmals alle ermittlungsrelevanten Etappen von 1987 bis 2008 auf. Von 1982 bis 1987 war die Sache zunächst als Vermisstenfall behandelt worden, danach als Mordfall. Bei den Hinweisen der Richterin fielen die Daten 13.10.1987 „Verfahren eingestellt“ und 15.10.2008 „Wiederaufnahme“ im Bezug auf die Verjährungsfrist bei Totschlag besonders ins Auge. Hier wurden Interpretationen wie „die Überführung des Mordes ist fraglich“ oder „besonders schwerer Fall von Totschlag ist nicht verjährt“ unter den Prozessbeobachtern lebhaft und kontrovers diskutiert.
Die Hauptverhandlung wird am 31. Mai fortgesetzt. Sollten keine weiteren Anträge von Seiten der Verfahrensbeteiligten mehr gestellt werden, wird die Beweisaufnahme geschlossen und die Plädoyers der Anklage, Nebenklage und Verteidigung entgegengenommen. Die Urteilsverkündung wird zu einem späteren Termin stattfinden.
Heinz-Günter Boßmann
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#235

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 23.05.2012 20:21
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
http://www.ksta.de/html/artikel/1337763212147.shtml


Lolita-Prozess

Gutachter schließt Affekttat aus

Von F.A. Heinen, 23.05.12, 17:43h, aktualisiert 23.05.12, 17:49h

Ein Gutachter hat den Angeklagten, einen 50 Jahre alten Landwirt, im Falle der Verurteilung für strafrechtlich voll verantwortlich erklärt. Psychische Erkrankungen oder eine Persönlichkeitsstörung lägen nicht vor.

Das Bild zeigt mit verdecktem Gesicht den Angeklagten und seine Anwälte Thomas Grommes und Heinz Neuhaus während eines früheren Prozesstermins. (Bild: Heinen)
Kreis Euskirchen/Trier - Der 50 Jahre alte Landwirt aus Scheid, der beim Landgericht Trier wegen Mordes an seiner Ex-Geliebten Lolita Brieger (1 angeklagt ist, wäre für den Fall der Verurteilung strafrechtlich voll verantwortlich. Der Jungbauer soll nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft 1982 die mutmaßlich von ihm schwangere Lolita erdrosselt haben. Anschließend habe der Täter mit einem Helfer gemeinsam die in landwirtschaftliche Folie verschnürte und verpackte Leiche in der ehemaligen Dorfmüllkippe von Dahlem-Frauenkron vergraben. Dort waren Lolitas Überreste im vergangenen Herbst nach aufwendiger Suche tatsächlich gefunden worden.
Gestern, nach dem voraussichtlichen Ende der Beweisaufnahme, kam der psychiatrische Gutachter Dr. Ingo Baltes abschließend zu Wort. Seiner Expertise kam insofern Bedeutung zu, als damit ausgeschlossen werden sollte, dass der Angeklagte, der zu allen Vorwürfen schweigt, möglicherweise unter einer psychiatrischen Erkrankung leidet, die seine Schuldfähigkeit einschränken könnte.
Der Gutachter berichtete, er habe den Angeklagten in der Untersuchungshaft besucht, um ihn zu begutachten. Der Angeklagte weigerte sich jedoch, gegenüber dem Psychiater Angaben zu machen, so dass dieser unverrichteter Dinge zurückkehren musste. Die gestrige Aussage des Psychiaters stützte sich folglich ausschließlich auf den Verlauf des Prozesses.
In seiner Deutung präsentierte der Gutachter ein schlüssiges psychiatrisches Bild des Angeklagten, wobei er die in Betracht kommenden psychischen Erkrankungen der Reihe nach ausschloss.
Folgerichtiges Handeln
Grundsätzlich sei auszuschließen, dass der Landwirt „minderbegabt“ sei. Seine ganze Biografie deute vielmehr auf durchaus folgerichtiges Handeln hin. Auch ein frühkindlicher Hirnschaden sei ausgeschlossen. Schizophrene Phänomene seien ebenso wenig zu beobachten wie eine etwaige manisch-depressive Erkrankung.
Schließlich ging es um die Frage einer Persönlichkeitsstörung. Die sah der Gutachter beim Angeklagten nicht, allenfalls „charakterliche Eigenarten“ und eine „gewisse Impulsivität“. Ganz am Ende warf Baltes die Frage auf, ob es sich möglicherweise um eine Affekttat gehandelt habe. Wesentlich in dem Zusammenhang war laut Baltes, dass gefundene Drahtreste möglicherweise auf eine Strangulierung des Opfers hindeuteten. Zudem hatte der Leiter der Mordkommission vor Gericht erklärt, dass der Pullover des Opfers über das Gesicht hochgezogen war, so dass das Antlitz Lolitas völlig verdeckt war.
Strangulationstod
Der Gutachter konstatierte, dass durch einen Strangulationstod das Gesicht des Opfers typischerweise entstellt werde. Daher habe der Täter wohl das Bestreben gehabt, das Gesicht nachher zu verdecken. Die Möglichkeit einer im Affekt erfolgten Kurzschlusshandlung schloss der Psychiater dennoch aus: „Ein Affekt zeichnet sich durch atypische Handlungen aus.“ Da bestehe nachher „Entsetzen über die eigene Tat“. Gegen eine Tat im Affekt, wenn es denn der Angeklagte war, spreche auch das sehr planmäßige Verstecken der Leiche in der Folie, die sorgfältige Verschnürung sowie das Vergraben. Baltes: „Das passt nicht zum typischen Nachtatverhalten einer Affekttat.“
Der Psychiater bestätigte, dass offensichtlich der Vater des Landwirts von sehr traditionellen, „archaischen“ Vorstellungen geprägt gewesen sei. Daraus ließe sich jedoch kein Konflikt begründen, der letztlich den Sohn zur Tötung seiner Ex-Geliebten gebracht habe. Vielmehr, so Ingo Baltes, habe es sich um einen Konflikt zwischen Vater und Sohn gehandelt. Im Ergebnis, so der Gutachter, habe sich der Angeklagte bei einer Verurteilung „vollumfänglich strafrechtlich zu verantworten“.
Zuvor waren mehrere Aufzeichnungen von Telefonaten des Angeklagten mit Personen aus seinem Umfeld im gut besetzten Gerichtssaal vorgespielt worden. Die Ermittler hatten kurz vor der öffentlich angekündigten Ausstrahlung der ZDF-Sendung „XY … ungelöst“, die den Fall Lolita wieder aufrollte, eine richterliche Anordnung für eine technische Überwachung des schon damals verdächtigen Landwirts erwirkt.
Plädoyers folgen
In mehreren Telefonaten wies der Angeklagte seine Gesprächspartner nachdrücklich darauf hin, dass Lolita noch nach ihrem angeblichen Verschwinden von verschiedenen Zeugen gesehen worden sei. Insofern sei sie wahrscheinlich überhaupt nicht tot. Diese Gerüchtekulisse brach natürlich in sich zusammen, als die 29 Jahre zuvor vergrabene Leiche der jungen Frau gefunden wurde.
Vor Gericht spielte gestern auch noch eine Rolle, dass der Angeklagte in den Telefonaten Lolita nicht beim Namen nannte, sondern sie als „Fraumensch“ (Platt für Frau), „dat“ oder „et“ bezeichnete. In den Polizeimitschriften der Telefonate las sich das für Menschen, die des Grenzland-Dialektes nicht mächtig sind, natürlich sehr befremdlich. Daher beantragte die Verteidigung, zur Deutung der Begriffe einen Sachverständigen hinzu zu ziehen.
Nach längerer Beratung lehnte die Schwurgerichtskammer unter Richterin Petra Schmitz den Antrag als unbegründet ab: Die Wortbedeutungen seien jedem klar. Voraussichtlich wird das Verfahren nun mit Plädoyers und womöglich einem weiteren Termin zur Urteilsverkündung fortgesetzt.
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#236

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 23.05.2012 20:33
von Eifelwaldschrat • 47 Beiträge
http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Lolita-Brieger-Prozess-Warum-der-stumme-Angeklagte-ploetzlich-redet;art806,3167469

Datum: 23. Mai 2012
Autor: Rolf Seydewitz

Lolita-Brieger-Prozess: Warum der stumme Angeklagte plötzlich redet

Hat Lolita Briegers Ex-Freund Josef K. die schwangere junge Frau vor 30 Jahren getötet? Falls ja, war es jedenfalls keine Affekttat, sagt der psychiatrische Gutachter Ingo Baltes im Mordprozess am Trierer Landgericht.
Trier. Nach zweieinhalb Monaten neigt sich der Prozess um den gewaltsamen Tod der Eifelerin Lolita Brieger langsam dem Ende zu. Ihr ehemaliger Lebensgefährte soll die 18-Jährige im November 1982 erdrosselt und den Leichnam auf der inzwischen stillgelegten Mülldeponie in Frauenkron (Kreis Euskirchen) verscharrt haben.

Im Prozess hat sich der seit Herbst in Untersuchungshaft sitzende Angeklagte bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Trotzdem bekamen die Prozessbeteiligten und Zuschauer am Mittwoch Josef K.s Stimme zu hören: Vor und nach Ausstrahlung der ZDF-Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" im August vergangenen Jahres waren nämlich die Telefone des aus dem Eifelort Scheid stammenden Landwirts abgehört worden. Die Mitschnitte wurden gestern vorgespielt - für die meisten Zuhörer ein zweifelhaftes Vergnügen. Denn ein Großteil der aufgezeichneten Gespräche mit Freunden und Bekannten war wegen der Akustik und des Eifeler Dialekts nur schwer zu verstehen.
In den Telefonaten beklagt sich der 51-Jährige darüber, dass der Vermisstenfall nach so langer Zeit wieder aufgegriffen wird. "Da wird einiges auf mich zukommen in den nächsten Tagen", sagt Josef K. in einem Telefonat, "man soll mich mit der Sache in Ruhe lassen" in einem anderen.

Auffällig ist, dass Lolitas ehemaliger Lebensgefährte in fast jedem Telefonat davon spricht, die Vermisste sei lange Zeit nach ihrem angeblichen Verschwinden noch von mehreren Leuten gesehen worden. Laut Staatsanwaltschaft soll der Angeklagte seine Ex-Freundin noch am Tag ihres Verschwindens mit einem Draht erdrosselt haben.
Gutachter Ingo Baltes sprach mit Blick auf die abgehörten Telefonate von einer Legendenbildung, die dagegen spreche, dass es sich bei dem mutmaßlichen Mord um eine Affekttat gehandelt habe. Heißt: Wenn Josef K. der Täter ist, war er zur Tatzeit nicht eingeschränkt schuldfähig oder sogar schuldunfähig.
Der Prozess wird am Donnerstag nächster Woche fortgesetzt. Vermutlich wird dann die Beweisaufnahme geschlossen und plädiert. Mit einem Urteil der fünfköpfigen Kammer ist dann in der darauffolgenden Woche zu rechnen.
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#237

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 28.05.2012 09:15
von xyz • 4 Beiträge
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#238

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 31.05.2012 09:55
von Punker • 585 Beiträge
LANDWIRT DROHT LEBENSLANGE HAFT-STAATSANWALT FORDERT LEBENSLÄNGLICH

Im Lolita-Prozess vor dem Landgericht Trier werden heute die Plädoyers gehalten.Die Staatsanwaltschaft fordert für den 51-jährigen Angeklagten eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes. Trier/Frauenkron - Im Lolita-Prozess halten am heutigen Donnerstag vor dem Landgericht Trier die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung ihre Plädoyers.

Die Staatsanwaltschaft forderte soeben für den 51-jährigen Angeklagten eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes. Jetzt spricht die Verteidigung.
Am 4. November 1982 soll der jetzt 51-jährige Angeklagte seine damals 18-jährige, schwangere Lebensgefährtin Lolita Brieger im Eifeldörfchen Scheid heimtückisch erdrosselt haben. Der Vater des Angeklagten hatte die Beziehung und besonders die Schwangerschaft nicht dulden wollen. Das könnte das Motiv für die Tat gewesen sein. Aus diesem Grund hatte sich der junge Mann von Lolita Brieger am Vorabend der Tat getrennt.

Am nächsten Tag traf sie den fatalen Entschluss, den Jungbauern erneut aufzusuchen. Der hatte zu dem Zeitpunkt laut Staatsanwaltschaft den Entschluss gefasst, die junge Frau zu töten. In einem Schuppen erdrosselte er seine Ex-Freundin von hinten. Anschließend wickelte er sie in Folie ein. Ein paar Tage später soll er sie dann mit einem Bekannten auf der seit Jahren geschlossenen Mülldeponie bei Müllkippe vergraben haben.

Der Prozess wird fortgesetzt.


http://www.ksta.de/html/artikel/1338042577905.shtml
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#239

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 31.05.2012 11:11
von Punker • 585 Beiträge
Der Fall Lolita Brieger
Wird das Verbrechen von 1982 aufgeklärt?
Von Ramona Hammes, 31.05.12, 12:44h

Lolita Brieger wurde vor 30 Jahren ermordet. Lolita Brieger wurde vor 30 Jahren ermordet.TRIER/FRAUENKRON. Der spannende Prozess um ein Verbrechen, das fast 30 Jahre zurückliegt, biegt auf die Zielgerade ein. In bislang neun Verhandlungstagen ist seit dem 6. März dieses Jahres vor dem Landgericht Trier versucht worden, die Frage zu klären, ob der 51 Jahre alte Landwirt aus Scheid 1982 seine damals 18 Jahre alte Freundin Lolita Brieger aus Frauenkron ermordet und ihren Leichnam auf der ehemaligen Müllkippe des Ortes verscharrt hat.
Am morgigen Donnerstag werden die Plädoyers erwartet. Das Urteil wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Der Fall hatte im vergangenen Sommer durch die Ausstrahlung in der Sendung "Aktenzeichen XY" eine erstaunliche Dynamik gewonnen, die zum Fund des Leichnams und der Mordanklage gegen den heute 51-Jährigen geführt hat.

Das Verfahren vor der Schwurgerichtskammer um die Vorsitzende Richterin Petra Schmitz lockt Tag für Tag mehrere Dutzend Prozessbeobachter in den Saal 70 des Landgerichts. Dabei ist zum einen die Frage interessant, ob ein so lange zurückliegendes Verbrechen aufgeklärt werden kann.

Ein Verbrechen, für das es offenbar keine Zeugen gibt, bei dem nach so langer Zeit weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren zu einem Täter führen.

Zum anderen bewegt die Beobachter die Frage, ob es Staatsanwalt Eric Samel gelingt, das Gericht davon zu überzeugen, dass der Landwirt seine schwangere Freundin tatsächlich ermordet hat.

Denn: Nur Mord verjährt nicht. Das könnte theoretisch dazu führen, dass das Gericht zwar feststellt, dass der Landwirt der Täter ist, es sich aber nicht um Mord, sondern beispielsweise um Totschlag handelt. Dann würde der 51-Jährige den Gerichtssaal als freier Mann verlassen.

Neun Verhandlungstage lang hat der Angeklagte schweigend im Gerichtssaal gesessen. Hat regungslos und mit gesenktem Blick zugehört, wie seine ehemaligen Lebensgefährtinnen von seinem Privatleben berichten (seine Ex-Frau und seine von ihm getrennt lebende Ehefrau haben von ihrem Recht auf Zeugnisverweigerung Gebrauch gemacht). Wie Polizisten ihre Ermittlungen schildern. Wie Zeugen vom Leben und seiner Beziehung zu der damals 18 Jahre alten Lolita Brieger berichten. Wie sein 2010 verstorbener Vater zur Sprache kommt, der so vehement gegen die Beziehung zu Lolita gewesen sei. Und wie sein damaliger Kumpel schildert, mit dem Angeklagten gemeinsam den Leichnam der jungen Frau in der ehemaligen Müllkippe bei Frauenkron verscharrt zu haben. Auch als dieser beschreibt, wie der Angeklagte an jenem Samstag im November 1982 zu ihm gekommen sei und gesagt habe, dass er Lolita umgebracht habe, verzieht er keine Miene.

Der Angeklagte schweigt beharrlich

Einzig, als der Kriminaltechniker die Kleidung, die Lolita Brieger am Tag ihres Todes getragen hat, auf einem Tisch ausbreitet, schaut der Angeklagte ein wenig verstohlen zu.

An Bluse und Pullover haben die Ermittler vier stark verrottete Drahtreste gefunden: Sie gehen davon aus, dass diese vor knapp 30 Jahren eine Schlinge waren, mit der der Angeklagte Lolita Brieger in einem Schuppen ermordet hat.

Ob das Gericht der von der Staatsanwaltschaft formulierten Anklage folgt, dass der 51-Jährige sein "ahnungs- und wehrloses Opfer" hinterrücks erdrosselt hat, ist offen. Der einzige, der möglicherweise wirklich weiß, was sich an jenem 4. November 1982 zugetragen hat, ist der Angeklagte selbst. Doch der schweigt beharrlich.


Quelle: http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1338042578004.shtml
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#240

Re: 24.08.2011 FF2 (Kripo Trier) Vermisstenfall Lolita Brieger (von 1982)

in Filmfälle 31.05.2012 15:55
von TheWhite1961 • 1.160 Beiträge
Die erwarteten Plädoyers. Nun gilt es für alle Beteiligten bis zum Urteil, welches am 11.Juni verkündet wird, auszuharren.

http://www.rhein-zeitung.de/regionales_artikel,-Mordprozess-Lolita-Brieger-Staatsanwalt-fordert-lebenslang-_arid,432292_arpage,2.html#articletop
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