Das heutige Mindener Tageblatt erinnert an den Fall und sprach mit der Mutter des Opfers:
Der Mörder ist auf freiem Fuß
Frauke Liebs wurde während der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2006 ermordet
VON HUBERTUS GÄRTNER
Paderborn (nw). Die Leiterin des Städtischen Gymnasiums in Bad Driburg, Ingrid Liebs (57), kann die allgemeine Begeisterung während der laufenden Fußball-Weltmeisterschaft nicht teilen. "Ich gönne den Menschen die Freude, aber meine Gedanken sind ganz woanders", sagt Liebs. Vor vier Jahren ist ihre Tochter Frauke einem grausamen Verbrechen zum Opfer gefallen. Damals wurde die Fußball-WM in Deutschland ausgetragen.
Am 20. Juni 2006 hatte Frauke Liebs zusammen mit ihrem Mitbewohner und Ex-Freund in einer Paderborner Kneipe zwei Spiele angeschaut. An jenem Tag gewann Deutschland mit 3:0 gegen Ecuador. Danach trennten sich Schweden und England 2:2.
Es war der letzte Abend, an dem die 21 Jahre alte Krankenpflegeschülerin Frauke Liebs lebend gesehen wurde. Weil sie noch etwas länger in der Kneipe bleiben wollte, war ihr Ex-Freund damals nach Hause gegangen. Um ein Uhr in der Nacht erhielt er von Fraukes Handy noch eine Nachricht, die aus zwei Worten bestand: "Komme später." Danach kamen vom Handy noch weitere fünf SMS-Botschaften aus dem Raum Paderborn und Nieheim (Kreis Höxter). Am 4. Oktober fand ein Jäger dann die verweste Leiche von Frauke Liebs in einem Wald bei Lichtenau (Kreis Paderborn).
Es gibt nur wenige Verbrechen, die die Öffentlichkeit so erschüttert haben wie dieses. Die Mordkommission setzte alles in Bewegung, um den Täter zu finden. Die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY . . . ungelöst" berichtete über den Fall, es wurden 7500 Euro Belohnung ausgesetzt. Man habe 700 Spuren verfolgt und 1000 Personen befragt, sagt Kriminalhauptkommissar Ralf Östermann, Leiter der Mordkommission. Doch ein Tatverdächtiger wurde bis heute nicht gefunden.
Mord verjährt nie. "Dieser Fall bleibt immer in unserem Gedächtnis", sagt Östermann. Obwohl das Verbrechen bereits vier Jahre zurückliegt, gehen auch heute bei der Kriminalpolizei immer noch Hinweise ein, wie Östermann bestätigt. Spektakuläre neue Fahndungsansätze hätten sich daraus aber nicht ergeben. Vielleicht führt eines Tages irgendein Zufall auf die Spur des Mörders. Oder dieser wird mit seinem Gewissen nicht mehr fertig und stellt sich selbst.
Auch die Hinterbliebenen wünschen sehnlichst, dass das schreckliche Verbrechen doch noch aufgeklärt wird. Die Mutter Ingrid Liebs steht in Kontakt mit der Kriminalhauptkommissarin Anne Henze und Ralf Östermann. "Sie bleiben meine Ansprechpartner", sagt Ingrid Liebs. Sie arbeitet in Bad Driburg, hat ihren ersten Wohnsitz aber in Lübbecke, wo ihre Tochter Frauke beerdigt ist. Rot war ihrer Lieblingsfarbe.
"Man versucht, den Alltag zu leben und manchmal auch wieder zu lachen", sagt Ingrid Liebs. Ihr Sohn (36) und eine weitere Tochter (22), die Zahnmedizin studiert, seien ihr eine große Stütze. Auch die Kolleginnen und Kollegen hätten ihr sehr zur Seite gestanden. "In unserem Kollegium herrscht ein gutes Klima, das hat eine Menge geholfen", sagt Ingrid Liebs.
Ihre ermordete Tochter ist nicht vergessen. "Ich weiß, dass sich hier in diesem Forum viele intelligente und scharfsinnige Teilnehmer befinden. Lasst uns versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen." So lautet ein Aufruf im Internet. Hinweise zu dem Fall nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.
Quelle mit Fotos:
http://mt-online.de/lokales/regionales/3644087_Der_Moerder_ist_auf_freiem_Fuss.html